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Hoffnung für die ErneuerbarenFirmen und Entwickler investieren groß in die Energiewende

Eine britische Firma kündigt acht große Batterieprojekte an. Sie sollen grünen Strom speichern und Gas ersetzen. Alles ohne Förderung.

Wichtiges Element für die Energiewende – und es geht sogar ganz hübsch: Batteriespeicher im energieautarken Dorf Feldheim Foto: Paul Langrock/laif

Der britische Projektentwickler Elements Green will zwei Milliarden Euro in deutsche Batteriespeicherprojekte investieren. Wie der Konzern bekannt gab, sollen bis Ende 2028 an acht Standorten Stromspeicher mit einer Gesamtleistung von 3.200 Megawatt ans Netz gehen. Die Projekte sollen im ersten Quartal 2026 die Baureife erreichen, der Konzern verfügt nach eigenen Angaben bereits über eine Netzanschlusszusage der Übertragungsnetzbetreiber.

Batteriespeicher gelten als wichtige Elemente beim Übergang von der fossilen Stromversorgung in jene, die sich aus den Erneuerbaren speist. Volker Quaschning ist Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW). Er nennt das Geschäft „höchst attraktiv“ und verweist auf die Entwicklung der Börsenstrompreise. „Vor zehn Jahren liefen die alten, fossil betriebenen Großkraftwerke mit leichten Schwankungen einfach durch, da gab es keine großen Preisschwankungen.“ Heute an der Börse gehe es aber sehr volatil zu: „Bei viel Wind und Sonne tendiert der Strompreis häufig gegen null, nachts im Sommer dagegen wird er teuer.“

Zudem seien die Batteriespeicher immer effektiver und preiswerter geworden: „Bereits weniger als zehn Cent Preisunterschied je Kilowattstunde reichen aus, um profitabel zu wirtschaften“, so Quaschning, „ganz ohne Förderung“. Das ist ein Querhieb des Experten auf die Gaskraftwerke, die Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bauen lassen will.

Könnten Batterien den Bau dieser Gaskraftwerke überflüssig machen? „Einen Teil schon“, sagt Quaschning. Speziell im Winter, wenn die Photovoltaik wenig liefert und der Wind tatsächlich einmal eine Woche lang nicht bläst, sind Gaskraftwerke aber noch unerlässlich. „Batterien sind irgendwann leer.“

Nicht transparent: Woher kommt das Geld?

Tatsächlich kann ein einzelner Speicher, den Elements Green in Deutschland entwickelt, eine Million Haushalte vier Stunden lang versorgen – wenn ein durchschnittlicher Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden zugrunde gelegt wird. Der Konzern entwickelt auch in Australien und Großbritannien Projekte. Wie er die zwei Milliarden Euro für die geplanten Projekte aufbringen will, blieb zunächst im Unklaren.

Tatsächlich gibt es derzeit viele Batterie-Projekte in der Bundesrepublik. Beispielsweise hatte an diesem Mittwoch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf dem Gelände des früheren Atomkraftwerkes Gundremmingen den Spaten geschwungen: RWE baut dort einen Batteriespeicher mit 400 Megawatt Leistung, der 700 Megawattstunden Strom binden kann. Auch dieses Projekt soll 2028 ans Netz, der Konzern investiert rund 230 Millionen Euro.

Neben dem Speicher will der ehemalige Fossilkonzern auf 55 Hektar Fläche einen Solarpark bauen, allerdings ist dort auch ein neues Gaskraftwerk geplant. Am Samstag waren die Kühltürme des AKWs gesprengt worden, RWE baut das Kraftwerk zurück.

Weitere Projekte geplant

In Sachsen-Anhalt wird der dortige Energieminister Armin Willingmann (SPD) am kommenden Dienstag den Grundstein für einen Batteriespeicher legen. Im Staßfurter Ortsteil Förderstedt wird eine Anlage mit einer Speicherkapazität von 700 Megawattstunden gebaut. Im niedersächsischen Alfeld wird ein Stromspeicher mit 275 Megawattstunden Kapazität gebaut, in der Oberlausitz plant der Braunkohlekonzern LEAG gemeinsam mit dem US-Batteriehersteller ESS den Bau eines Großspeichers, der im Jahr 2027 in Betrieb genommen werden soll.

Interessant ist die Verbindung des Speicherbooms zur Elektromobilität: Weil vor allem chinesische Firmen Milliarden in den Elektroautomarkt investiert haben, sind die Batterien leistungsstärker geworden. Zugleich ist aber die Nachfrage nicht im selben Maße gestiegen, weshalb es ein Überangebot gibt, die Preise sind um bis zu 90 Prozent gefallen.

Für die Energiewende interessant ist eine parallele Entwicklung bei den sogenannten Elektrolyseuren: Überschüssiger Strom kann nicht nur in Batterien gelagert, sondern in diesen Anlagen auch in Wasserstoff aufgespalten werden. „Der kann gespeichert und bei Dunkelflaute dann wieder zu Strom gemacht werden“, so Quaschning. In Schwäbisch Gmünd ging gerade die größte kommerzielle Anlage für grünen Wasserstoff in Betrieb, in Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) entsteht gerade eine noch größere Anlage, die Ende des Jahres starten soll.

Der Unterschied zu den Batteriespeichern: Ohne Subventionen wären die Elektrolyseure wahrscheinlich nicht an den Start gegangen, allein nach Schwäbisch Gfmünd flossen 6,8 Millionen Euro Steuergeld. Die Batteriespeicher brauchen so etwas nicht.

Unter anderem deswegen hat der Bundesrechnungshof die Politik in einem Sonderbericht gerade gerügt. Die Wasserstoffstrategie der Regierung berge erhebliche finanzielle Risiken, es bestehe die Gefahr, dass die geplanten Milliarden staatlicher Förderung verpuffen: Die Nachfrage entwickele sich langsamer als beabsichtigt.

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