Hochverratsverfahren im Pakistan: Prozess gegen Musharraf verzögert
Erneut wurde der Prozess gegen den früheren Militärmachthaber Pervez Musharraf vertagt. Wegen Herzproblemen wurde er in ein Krankenhaus gebracht.
ISLAMABAD dpa | Der Prozess gegen den früheren pakistanischen Militärmachthaber Pervez Musharraf wegen Hochverrats kommt auch nach zwei Verschiebungen nicht voran. Musharraf sei am Donnerstag wenige Minuten vor Beginn der Verhandlung wegen Herzproblemen in ein Krankenhaus gebracht worden, teilten Behördenvertreter in Islamabad mit. Zuvor war die Verlesung der Anklage in dem Verfahren bereits zweimal verschoben worden, weil Musharraf Sicherheitsbedenken geltend gemacht hatte.
Pakistanische Regierungsstellen hatten deswegen am Donnerstag etwa 2.000 Polizisten in den Einsatz geschickt, um die zwei Kilometer lange Strecke vom Haus Musharrafs zum Gerichtsgebäude zu schützen. Entlang der Strecke waren zuvor Sprengstoff und Schusswaffen gefunden worden.
Es ist das erste Hochverratsverfahren gegen einen früheren Militärmachthaber in Pakistan. Dem 70-Jährigen droht die Todesstrafe. Dem Ex-Armeechef wird vorgeworfen, mit der Verhängung des Ausnahmezustands 2007 die Verfassung außer Kraft gesetzt zu haben. Musharraf weist die Vorwürfe als politisch motiviert zurück.
Die Regierung von Premierminister Nawaz Sharif, der von Musharraf 1999 gestürzt worden war, hatte das Verfahren auf den Weg gebracht. Musharraf herrschte bis 2008 und ging dann ins selbsterwählte Exil. Nach seiner Rückkehr aus dem Golfemirat Dubai wurde er im April wegen mehrerer laufender Verfahren in seiner Villa am Rande Islamabads unter Hausarrest gestellt. Dieser wurde im November gegen Kaution aufgehoben. Wegen Terrordrohungen war bereits im Dezember die Verlesung der Anklage verschoben worden.
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