Historiker gestorben: Hans-Ulrich Wehler ist tot

Einer der Begünder der Historischen Sozialwissenschaft, Hans-Ulrich Wehler, ist mit 82 Jahren gestorben. Seine „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“ gilt als Standardwerk.

Baute die Geschichtsfakultät in Bielefeld mit auf: Hans-Ulrich Wehler. Bild: dpa

BERLIN dpa | Hans-Ulrich Wehler, einer der wichtigsten Historiker Deutschlands, ist tot. Er sei am Samstag im Alter von 82 Jahren in Bielefeld gestorben, bestätigte Wehlers Freund und Kollege Jürgen Kocka am Sonntag der dpa. Der in Freudenberg bei Siegen geborene Wehler gilt als einer der Väter der „Historischen Sozialwissenschaft“.

Außerhalb der Fachwelt wurde er in Westdeutschland einem breiteren Publikum mit dem „Historiker-Streit“ von 1986 bekannt. Auch zu aktuellen Themen äußerte er sich, verlangte etwa mehr Integration von Einwanderern. Außerdem kritisierte er große Einkommensunterschiede in Deutschland und forderte einen Mindestlohn.

Wehler lehrte von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1996 in Bielefeld. Dort baute er in den frühen 70ern die Geschichtsfakultät an der neugegründeten Universität mit auf. Wehler hatte außerdem Gastprofessuren an den US-Universitäten Harvard, Princeton und Stanford inne.

Im Jahr 2008 vollendete Wehler nach mehr als 25 Jahren sein Opus Magnus, die fünfbändige „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“ über die Zeit von 1700 bis 1991 – ein Standardwerk der deutschen Geschichtsschreibung.

Übersetzungen und Kritik

Im letzten Band geht er mit der DDR hart ins Gericht. Jener Staat sei „in jeder Hinsicht gescheitert“, und zwar von Beginn an, „mit der zentralen staatlichen Planwirtschaft und beim Umbau der Gesellschaft“.

Ein Klassiker ist zudem seine 1973 erschienene Analyse des Deutschen Kaiserreichs, die auch auf Italienisch, Japanisch, Englisch, Schwedisch und Koreanisch herauskam.

In seinen Arbeiten ging Wehler stärker auf langfristige politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Strukturen und Prozesse als auf Menschen und Ereignisse ein. Kritiker warfen ihm das vor.

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