Hinrichtungen in den USA: Virginia schafft Todesstrafe ab
In 23 der 50 US-Bundesstaaten gibt es künftig keine Hinrichtungen mehr. In Virgina wurden einst besonders viele Schwarze exekutiert.
Virginia wird damit zum 23. US-Bundesstaat, in dem die Todesstrafe abgeschafft ist. Zuletzt hatte Colorado im vergangenen Jahr ein entsprechendes Gesetz verabschiedet.
Der Entscheidung kommt eine besondere Bedeutung zu. Denn Virginia war nach Texas der Bundesstaat mit den meisten Hinrichtungen seit der landesweiten Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976. 113 Menschen wurden seither in Virgina von Staats wegen umgebracht.
Und Virginia war historisch auch der Bundesstaat mit einer der offensichtlichsten rassistischen Ungleichbehandlungen von Schwarzen: Zwischen 1900 und 1969, führt das Death Penalty Information Center auf, wurde in Virginia kein Weißer aufgrund einer Verurteilung wegen eines nichttödlichen Verbrechens hingerichtet. Aber 73 Schwarze wegen Delikten wie Vergewaltigung oder Raub exekutiert.
Hinrichtungen per elektrischen Stuhl
Der Entscheidung vorausgegangen war ein über Jahre gewachsener Gesinnungswandel in dem einst sehr solide konservativen Bundesstaat. Noch 2016, als die Republikaner beide Kongresskammern kontrollierten, machten sie Hinrichtungen per elektrischen Stuhl wieder zur Regel – eine Hinrichtungsmethode, die eigentlich 2008 vom Obersten Gerichtshof der USA als „grausam und ungewöhnlich“ verboten, in Virginia aber nie abgeschafft worden war.
Da es aufgrund vielfältigen Boykotts immer schwerer wurde, das zur Hinrichtung per Todesspritze benötigte Gift zu beschaffen, machte Virginia den Elektrischen Stuhl zur Regel, ließ aber Verurteilten die Wahl zwischen elektrischem Stuhl und Giftspritze. Der Letzte, der in Virginia auf dem elektrischen Stuhl starb, war der verurteilte Mörder Robert Charles Gleason 2013.
Der demografische Wandel hin zu einer urbaneren, liberaleren und diverseren Bevölkerung brachte in den letzten Jahren eine politische Wende. Und die seit über zehn Jahren laufenden landesweiten Debatten über erwiesene Fehlurteile führten dazu, dass in Virginia schon seit 2011 keine neuen Todesurteile mehr verhängt und seit 2017 niemand mehr hingerichtet wurde. Ab jetzt verzichtet der Staat, der einst zu den rachedurstigsten der USA gehörte, ganz auf Exekutionen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid