Hilfen für die Autobranche: Bitte nicht abwracken!
Der Ruf nach Hilfen für die Autoindustrie wird lauter. Doch den Neuwagenkauf erneut zu subventionieren, wäre falsch.

N och ist nicht ausgemacht, wie sehr die Autobranche überhaupt unter der Coronakrise leiden wird. Denn anders als Gastronomie oder Einzelhandel können Autobauer Produktion und Absatz durchaus nachholen. Mit Sonderschichten, Überstunden oder verkürztem Urlaub können Verluste abgefedert werden. Wer im März ein Auto kaufen wollte, wird es jetzt vielleicht erst im Mai tun. Nimmt er oder sie von den Plänen Abstand, weil der Job weg ist, wird ein Geldgeschenk das nicht ändern, sondern nur ein neuer Arbeitsplatz.
Trotzdem: Immer mehr PolitikerInnen, ManagerInnen und GewerkschafterInnen fordern Hilfen für die Autoindustrie. Alles weist darauf hin, dass die als „Umweltprämie“ nach der Finanzkrise eingeführte großzügige Bezuschussung für Neuwagen eine Wiederauferstehung erlebt. Das wäre fatal. Seinerzeit gab es 2.500 Euro Zuschuss, wenn ein älteres Auto abgewrackt wurde. Das Ergebnis waren volle Schrotthalden, aber einen ökologischen Effekt gab es nicht. Denn wer sich ein neues Auto kaufte, nutzte das Geld vom Staat oft, um sich ein größeres, leistungsstärkes Modell zu gönnen. Wer sich heute ein Elektroauto kauft, kann bereits mehr als die einstige Umweltprämie vom Staat bekommen. Die Zulassungszahlen steigen, aber ein echter Run sieht anders aus.
Die Bundesregierung wird keine reine E-Auto-Coronaprämie ausloben, weil das nicht den Wünschen der Industrie entspricht. Die Autobauer wollen ihre Klimakiller so lange wie möglich verkaufen, denn damit verdienen sie viel Geld. Eine Prämie mit einer CO2-Komponente zu verbinden, also Autos mit weniger Schadstoffausstoß mehr zu fördern, ist nicht mehr als ein Alibi.
Gerade weil in der Bundesrepublik viele Arbeitsplätze an der Autoindustrie hängen, muss die Coronakrise für ein grundsätzliches Umsteuern genutzt werden. Jeder Euro, der in die Förderung von Autokäufen fließt, ist falsch investiert. Stattdessen muss Geld zum Beispiel in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gesteckt werden, damit das eine Zukunftsbranche mit vielen neuen Jobs wird.
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