piwik no script img

Hier spricht die sonstige Partei (7)„Die Partei spielt keine Rolle“

Oft belächelt, kaum beachtet: die europäischen Kleinparteien. Die taz lässt sie zu Wort kommen. Dieses Mal: die Demokratische Partei des Atlantik.

Wasserportparadies und nach Willen der PDA bald autonom: die Azoren. Bild: dpa
Doris Akrap
Interview von Doris Akrap

taz: Herr Casaca, sprechen Sie Englisch?

Paulo Casaca: Sicher.

Archiv
Im Interview: Paulo Casaca

von 2004 bis 2009 Mitglied des EU-Parlaments für die Sozialisten, jetzt Spitzenkandidat der PDA.

Die Partei: Partido Democratico do Atlantico (Demokratische Partei des Atlantiks) wurde 1979 gegründet und war noch nie in einem Parlament. Bei den Regionalwahlen auf den Azoren 2012 erhielt die Partei 530 Stimmen. Mehr Infos unter www.anossaeuropa.com.

Die Rubrik: „Hier spricht die sonstige Partei“ erscheint täglich in der taz.europa. Alle Parteivertreter werden dabei mit den gleichen Fragen konfrontiert.

Sie waren Mitglied der Sozialistischen Partei Portugals, jetzt treten Sie für eine separatistische Partei an, die die Autonomie der Azoren und Madeiras fordert. Wieso das denn?

Ach, die Partei spielt keine Rolle. Ich habe die volle Befugnis, das zu sagen, was ich denke. Außerdem ist es die einzige Partei, die sich davon überzeugen ließ, mich zu unterstützen. Und die einzige Partei, die nicht in Lissabon sitzt, sondern in meiner Heimatstadt.

Was denken Sie Schlimmes?

Ich denke den anderen zu europäisch. Ich denke, dass wir nicht weniger, sondern mehr Europa brauchen. Ich bin im Dezember aus der Sozialistischen Partei ausgetreten, weil sie sich von den EU-kritischen, rechten Parteien nicht mehr unterscheidet.

Wie lautet Ihr Wahlslogan?

Unser Bündnis heißt „Unser Europa“. Damit wollen wir verdeutlichen, dass nicht die Abschaffung der EU, sondern ein föderativerer Blick nötig ist.

Und das ausgerechnet mit einer separatistischen Partei?

Das ist gut, oder? Die Mehrheit der Portugiesen wird mich aber wohl nicht wählen, weil ich ihnen als ehemaliger EU-Abgeordneter suspekt bin. Aber die Mehrheit wird eben auch die traditionellen Parteien nicht wählen, sondern die links- und rechtsextremen Parteien.

Sie vertreten also eine absolute Minderheitenposition?

Ja. Aber es gibt immer noch Leute, die Europa für etwas Gutes halten und glauben, dass man nur ein paar Dinge reformieren muss, die nicht so laufen, wie sie sollen.

Was läuft denn nicht so?

Der Euro. Der muss reformiert werden. Genauso wie diverse ökonomische Missstände. Wenn man immer nur auf die öffentlichen Konten guckt und die privaten vergisst, wird das früher oder später den Euro zerstören. Außerdem muss die Kapitalsteuer reformiert werden. Es kann nicht sein, dass portugiesische Unternehmen nach Holland abwandern, weil sie dort weniger Steuern zahlen müssen.

Wie viele Sitze erwarten Sie?

Das beste Szenario wäre einer, nämlich meiner.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!