Hier spricht die sonstige Partei (6): „Stierkampf ist schlecht fürs Image“
Oft belächelt, kaum beachtet: die europäischen Kleinparteien. Die taz lässt sie zu Wort kommen. Dieses Mal: die spanische Pacma.
taz: Frau Barquero, sprechen Sie Englisch?
Silvia Barquero: Nicht perfekt.
Wie lautet ihr Wahlkampfslogan?
Für die Tiere, die Umwelt und die soziale Gerechtigkeit.
Warum wollen Sie dafür nach Brüssel?
Wir glauben, dass Tiere eine Stimme brauchen, die sie verteidigt. Spanien hält die europäischen Gesetze nicht ein, deswegen muss Europa Spanien helfen, die Misshandlung von Tieren wie den Stieren und den Straßenhunden zu stoppen.
Hat Spanien nicht andere Probleme als Stierkämpfe und Straßenhunde?
Wir sind besorgt um unser Image, das andere Länder von uns haben. Der Stierkampf ist schlecht für unser Image. In Spanien gibt es keine Gerechtigkeit. Das ist das Problem. Deswegen kämpfen wir auch für eine bessere Umwelt, und wir wollen Leuten ohne Arbeit helfen.
ist Präsidentin von Pacma.
Die Partei: Die Partido Animalista Contra el Maltrato Animal (Tierschutzpartei gegen Tierquälerei) wurde 2003 gegründet. Bei den Europawahlen 2009 erreichte sie 0,27 Prozen. Mehr Informationen unter www.pacma.es
Die Rubrik: „Hier spricht die sonstige Partei“ erscheint täglich in der taz.europa. Alle Parteivertreter werden dabei mit den gleichen Fragen konfrontiert.
Die Situation von Menschen und Tieren in Spanien ist also vergleichbar schlecht?
Das Problem hat dieselben Wurzeln. Die Politiker kümmern sich weder um die Arbeitslosigkeit noch um die Tiere. Sie kümmern sich nur um Unternehmen.
Wie würde denn ein Sitz in Brüssel helfen?
Europa bringt frische Luft. Zusammen mit den sieben weiteren europäischen Tierrechtsparteien aus Deutschland oder den Niederlanden erreichen wir mehr als mit den sozialistischen oder linken Parteien. Die alten Parteien in Spanien sind verantwortlich für die aktuelle Krise. Jetzt ist der Moment gekommen, unsere Europaparlamentarier auszuwechseln und andere Politiker zu wählen.
Vertreten Sie eine Minderheitenposition?
Nein. Die meisten Leute in Spanien haben ein Herz für Tiere, nur die Politiker interessiert das nicht. Die Leute haben keine Lust mehr auf die alten Politiker, ob in Spanien oder in Europa.
Was würden Sie denn mit den Stieren machen, wenn die nicht mehr durch die Straßen gejagt werden dürfen?
Die Stiere leben auf kleinen Farmen. Dort könnten wir eine spezielle Touristenattraktion einrichten, um den Leuten zu zeigen, wie Stiere in der freien Natur leben.
Wie viele Sitze erwarten Sie?
Wir denken, dass wir nahe an einen halben Sitz rankommen.
Würden Sie Ihren halben Sitz einem Straßenhund überlassen?
Da er nicht ins Parlament dürfte, würden wir ein Foto vor der Eingangstür machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!