Heimstaden und die Skjerven Group: Widerstand gegen die Schweden
Mieter:innen vernetzen sich gegen Heimstaden: Der Konzern kaufte Bestände des undurchsichtigen Players Gabriel International
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Für eines könnte die Mietenbewegung dem schwedischen Immo-Riesen Heimstaden sogar dankbar sein: Die Vernetzung treibt der jüngste Großdeal auf dem Wohnungsmarkt voran. Ein großer Bestand von Immobilien, die zuvor eher unter dem Radar flogen, wurde durch das größte Immogeschäft des Jahres sichtbar. Und Heimstaden wird wohl auch Gegenstand des Volksbegehrens Deutsche Wohnen und Co. enteignen, das im Frühjahr Unterschriften für Vergesellschaftungen von Immo-Konzernen mit mehr als 3.000 Wohnungen sammelt.
Trotz Enteignungsinitiative, Mietendeckel und Vorkaufsrecht sind Berliner Wohnungsbestände noch immer ein beliebtes Investitionsobjekt, wie zuletzt der schwedische Player Heimstaden Bostad bewies. Im Auftrag des international agierenden Konzerns mit über 100.000 Wohnungen schlug die Investmentfirma Skjerven Group zu und sicherte Heimstaden unter anderem in einem Riesendeal ein Paket von rund 4.000 Wohnungen für 830 Millionen Euro.
Beim Verkäufer der Immobilien handelte es sich nach taz-Informationen zumindest zu einem großen Teil um das intransparente Unternehmen Gabriel International, in Berlin besser bekannt durch die Verwaltungsgesellschaft Stadthaus, früher auch GMRE. Nachdem bereits der Tagesspiegel berichtet hat, dass wohl Gabriel International Ltd. die Verkäufer sein soll, mehren sich die Anzeichen dafür, wenn man sich die vom Deal betroffenen Häuser anschaut: Eine Bestandsliste von Gabriel International, die der taz vorliegt, stimmt mit Häusern überein, von denen bereits bekannt ist, dass sie von Heimstaden übernommen werden sollen. Mittlerweile existiert auch eine Übersichtskarte, auf der Adressen eingetragen sind, von denen bekannt ist, dass Heimstaden sie kaufen will. Diese Adressen finden sich auch zum Großteil in den Bestandslisten von Gabriel wieder.
Vorkaufsrecht gefordert
Der Deal bietet für viele Mieter:innen die Chance, auf das Vorkaufsrecht zu drängen: Denn viele der Wohnungen liegen in Milieuschutzgebieten. In über 60 sozialen Erhaltungsgebieten haben die Bezirke die Möglichkeit, von einem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen, wenn der neue Käufer eine Abwendungsvereinbarung ablehnt, in der sich der Vermieter auf soziale Vereinbarungen verpflichtet. Kreuzberg prüft das Vorkaufsrecht bereits bei fünf Häusern, hat dafür aber nur noch bis zum 20. Oktober Zeit. Auch Neukölln soll das Vorkaufsrecht in 28 Fällen prüfen, ebenso weitere Bezirke.
Aus Angst vor Verdrängung, Mieterhöhungen oder Umwandlung in Eigentum sind einige Hausgemeinschaften bereits gegen den Deal aktiv geworden. Denn während Heimstaden zwar verspricht, dass sich für die Mieter:innen nichts verschlechtern soll, stellt sich die Frage, wie die in Mitteilungen in Aussicht gestellte „Veredelung“ von Immobilien“ damit in Einklang zu bringen sind. Auch deswegen haben sich am Sonntag in Neukölln verschiedene Mieter:innen zu einem Vernetzungstreffen getroffen – sie begannen noch am gleichen Tag, weitere Häuser mit Flyern über den Deal zu informieren.
Um den Protest gezielt zu kanalisieren, wollen betroffene Mieter:innen stadtweit am 21. Oktober ein Onlinetreffen abhalten. Die nächsten Tage wollen die Aktivist:innen auch die genaue Anzahl und Größe der Wohnungen für etwaige Vorkäufe durch Staatliche Wohnungsunternehmen erfassen. Und natürlich sollen Transparente gemalt und an die Fassaden gehängt werden. Widerstand organisiert sich auch über das vom Senat geförderten Ini-Forum, das das Onlinetreffen am Mittwochabend organisiert.
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