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Haushaltsprobleme im IranAhmadinedschad braucht Geld

Wenn Benzin plötzlich das Vierfache kostet: Die Kürzung der Subventionen soll die Staatskasse im Iran füllen. Profitieren werden davon die Revolutionsgarden.

Tanken wie hier in Teheran macht im Iran derzeit wenig Freude. Bild: dapd

BERLIN taz | Lange Schlangen an Irans Tankstellen kurz vor Weihnachten haben Erinnerungen an die Zeiten des iranisch-irakischen Kriegs geweckt. Grund war der bevorstehende Abbau von staatlichen Treibstoffsubventionen, die eine Erhöhung der Benzinpreise um das Vierfache zur Folge hatte.

Bislang gab es im Iran zwei Preise für Benzin. Autofahrer bekamen monatlich 60 Liter Benzin zu einem subventionierten Preis von umgerechnet 7 Eurocent pro Liter zugeteilt. Über diese Menge hinaus mussten sie 40 Cent pro Liter bezahlen. Seit dem 19. Dezember kosten die 60 Liter jeweils 40 Cent und das zusätzlich benötigte Benzin 70 Cent pro Liter. Der Preis für Diesel stieg um das Neunfache.

Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte am 18. Dezember im staatlichen Fernsehen angekündigt, die staatlichen Subventionen für Basisprodukte wie Benzin, Strom, Wasser und Nahrungsmittel von derzeit rund 100 Milliarden Dollar jährlich auslaufen zu lassen. Er sprach von der "umfangreichsten Operation" seit einem halben Jahrhundert, der sich die Wirtschaft des Landes unterziehen müsse.

Für die Iraner kam die Kürzung der Subventionen nicht überraschend. Die Regierung hatte bereits vor Monaten mit der Einleitung der Maßnahmen begonnen. Das vorgegebene Ziel ist die Angleichung an internationale Preise.

Doch in Wirklichkeit geht es dem Regierungschef darum, sich neuen finanziellen Spielraum zu verschaffen. Immerhin geht es um 100 Milliarden Dollar, die die Regierung spart. Das Parlament gibt ihm freie Hand, wie er diese Summe einsetzt. Profitieren von den neuen Maßnahmen werden vor allem auch die Revolutionsgarden, die inzwischen nicht nur militärisch und politisch, sondern auch wirtschaftlich die erste Macht im Land bilden.

Sie erhalten die staatlichen Aufträge, die durch das neue Sparprogramm großzügiger vergeben werden können. Somit werden die neuen Maßnahmen dem Prozess der Militarisierung, der bereits mit der Amtsübernahme Ahmadinedschads 2005 begonnen hatte, weiteren Vorschub leisten.

Leidtragend ist nicht nur der iranische Mittelstand, der durch die erhebliche Erhöhung der Produktionskosten sich immer schwieriger auf dem Markt behaupten kann. Auch die unteren Schichten werden durch die Steigerung der Preise für Grundnahrungsmittel, Wasser und Strom in größerer Armut landen. Zu erwarten ist außerdem eine Zunahme der Arbeitslosigkeit, die offiziell bei 27 Prozent liegt. Zudem warnen Wirtschaftsexperten vor einer Inflationsrate von 70 Prozent. Viele Iraner versuchten in den vergangenen Tagen, ihre Ersparnisse in harte Währungen zu tauschen.

Um Unruhen vorzubeugen, hat die Regierung in den Großstädten Polizei und Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Um die Lage zu beruhigen, kündigte Ahmadinedschad an, einen Teil der erwarteten Einnahmen der Regierung als direkte Hilfe an die Bevölkerung auszuzahlen. Demnach sollen etwa 60,5 Millionen der 74 Millionen Einwohner alle zwei Monate umgerechnet 80 Euro bekommen, was den Staatshaushalt monatlich 2,5 Milliarden Dollar kostet.

Der Regierungschef unterließ es auch nicht, wieder einmal die Religion zu bemühen. Die Rückkehr des entschwundenen zwölften Imam Mahdi, des schiitischen Messias, stehe bevor, sagte er. Diesem allein gehörten das Öl und das Gas. Daher dürften sie nicht verschwendet werden.

Die Opposition warnte vor einer "finsteren Zukunft". Die beiden Oppositionspolitiker Mir Hossein Mussavi und Mehdi Karrubi erklärten, sie seinen zwar auch für den Subventionsabbau, kritisierten jedoch die Art und den Zeitpunkt der Durchführung. "Diesen Plan durchzusetzen, während der Iran mit harten internationalen Sanktionen konfrontiert ist und seine Wirtschaft in der Rezession steckt, bei einer Arbeitslosigkeit von über 30 Prozent und wilder Inflation, ist eine unerträgliche Last für Familien mit mittleren und niedrigen Einkommen", schrieben sie.

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4 Kommentare

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  • MA
    Meryem Azimi

    Es gibt ein paar andere Aspekte zu berücksichtigen: z.B. dass der IWF Iran diese Subventionskürzungen empfohlen hat. Dass der o.g. Wohlstandsindex zeigt, dass die Zeit für solche Maßnahmen die richtige ist. Dass es gerechter ist, die Armen zu fördern, statt Wohltaten mit der Gießkanne auszuschütten.

    Die Wirtschaftspolitik Ahmadinejads kann ja bisher nicht so falsch gewesen sein, bei diesen Entwicklungen, die Inflationsrate liegt lt. IWF bei 10%, warum sollte sie sich versiebenfachen?

     

    Die Regierung ist keineswegs knapp bei Kasse und dass trotz der schwierigen internationalen Bedingungen für Iran. Dass "die Revolutionsgarden" von neuen Staatsaufträgen profitieren, klingt gewaltig, heißt aber nichts anderes, als dass diese genauso Geldgeber sind wie religiöse Stiftungen und Erträge für Rentenkassen erwirtschaften. Da sitzt also keineswegs ein militärischer Moloch und sammelt Geld: http://tinyurl.com/2fq6qem

  • B
    bern.ard

    iraniraniran

     

    wir wollen in den iran

     

     

    die monotonie in den dt. medien nervt langsam

  • V
    velayat

    Der Wohlstandsindex der Vereinten Nationen zeigt den Aufstieg Irans allein in einem Jahr um 18 Plätze, seit Ahmadinejads Amstantritt um 29 Plätze. Das durch die gekürzten Subventionen eingesparte Geld kommt zukünftig nur noch armen Familien zugute, während bisher auch Wohlhabende profitierten.

     

    ...das kann die soziale taz nicht akzeptieren....haha

  • B
    Bernd

    Warum soll es den Leuten in der Islamischen Republik Iran anders gehen als bei uns? Die Gängelung der Autofahrer geht unaufhaltsam weiter, nicht nur bei uns. Aber mir war neu das Achmadinedschad bei der iranischen Grünen drin ist. Haben die dort ne Zweigstelle?