Haushaltsloch und schwarze Null: Sparmaßnahmen in Schilda
Ein Riesenloch im Haushaltssäckel. Was tun? In Schilda sieht man sich zu buchstäblichen Einsparungen gezwungen. Im Dienste der schwarzen Null.
G eorg war ein bescheidener, nicht übermäßig angesehener Bürger von Schilda. Er sah seine Aufgabe darin, die Schildaer mit mehr oder weniger tiefgründigen, mehr oder weniger kritischen Texten zu traktieren. Das mochte man nicht so gern. Aber Georg überließ das Klagen anderen, er hatte sein Auskommen, war glücklich mit seiner Arbeit und brauchte dazu nichts als die 26 Buchstaben des Alphabets (plus Umlaute) und einen klaren Kopf.
Nun begab es sich aber, dass die Regierung von Schilda plötzlich bemerkte, dass ein Riesenloch im Haushaltssäckel klaffte. Daher versuchte man bei seinen Bürgerinnen und Bürgern zu sparen. Ein bisschen wenigstens. Aber wer konnte, zettelte sofort einen Aufstand gegen das an, was ihn betraf: Gärtner und Pferdebesitzer rebellierten gemeinsam gegen die neue Pferdeäpfel-Steuer, die Nasenbohrer empörten sich über den Wegfall der Nasenbohr-Pauschale, die Reichen fühlten sich durch die Gedanken an eine Reichensteuer diskriminiert und drohten damit, Schilda zu verlassen, und die Dackelzüchter organisierten eine Dackelblockade der öffentlichen Parkanlagen.
Die Regierung von Schilda erkannte: Sparen darf man nur bei denen, die sich nicht wehren können. Gleichzeitig aber sollte der Symbolwert der Einsparungen nicht vernachlässigt werden. Die Schildaer und Schildaerinnen sollten durchaus sehen, dass ihre Regierung nicht untätig war, wenn es um ihr Heiligtum ging: die schwarze Null.
Dazu muss man wissen, dass es in Schilda Pflicht war, die schwarze Null anzubeten. Am andächtigsten waren dabei jene, die keine Ahnung hatten, was es damit eigentlich auf sich hatte. Irgendwas mit Sparen, „ausgeglichen“ und Zukunft. Wichtig war nur: Wenn die schwarze Null in Gefahr war (eigentlich immer), musste die Schildaer Gesellschaft zusammenstehen, ein zumutbares Opfer bringen. Alle zusammen natürlich, aber die einen mehr und die anderen weniger.
Die Lösung aller Probleme
Ideal erschien es der Schildaer Regierung, wenn man mit einer Maßnahme zugleich der schwarzen Null dienen könnte, dem Klimaschutz nützen und sich die leidigen Kritikaster und sonstige Kultur vom Hals schaffen. Man überlegte hin und her, und endlich hatte man, wie es in Schilda die Regel ist, eine ideale Lösung gefunden. Eine Sparmaßnahme, die niemanden erbosen konnte, jedenfalls niemanden, der sich zur Wehr setzen würde.
Georg ahnte von alledem nichts. Er verfasste weiter seine Artikelchen, in denen er nach sozialer Gerechtigkeit, nach den Profiteuren und den Angeschmierten fragte und sich über die Angewohnheit der Schildaer und Schildaerinnen erregte, sobald ihnen etwas gegen den Strich ging, sich den Niederträchtigsten und Verlogensten unter ihnen anzuschließen und sich irgendwen Schwaches und Fremdes zum Hass-Objekt zu wählen.
Bis zu dem Tag, als _eor_ bemerkte, dass etwas fehlte: der Buchstabe _. Er fand ihn nicht mehr in Zeitun_en, Büchern, Ma_azinen. In _anz Schilda wurde das _ weder mehr _eschrieben noch _esprochen. _eor_ beschloss, das sah er schließlich als seine Auf_abe, der Sache auf den _rund zu _ehen. Er wandte sich an das Ministerium für Sprach_ebrauch und öffentliche Rhetorik.
Schon nach drei Ta_en in der Warteschleife bekam _eor_ eine Verbindun_ zu einer Assistentin eines Assistenten von ir_endwem. Man informierte ihn höflich, aber knapp: Um einen aus_e_lichenen Haushalt zu erzielen und bei der an_estren_ten La_e war die Re_ierun_ von Schilda _ezwun_en, buchstäbliche Einsparun_en vorzunehmen. Da bot sich ein Buchstabe wie das _ an, es waren ja noch 25 weitere vorhanden, _enu_, um sich zu verständi_en. Man müsse sich nur vor Au_en halten, wie viel Steuer_elder, wie viel CO2-Ausstoß man einsparen konnte, im Dienste kommender _enerationen. Und damit war die Auskunftspflicht der Behörde auch erschöpft.
Beitrag für „das Volk“
_eor_ schickte sich drein. Wenn man nicht _erade _eor_ hieß oder _ar _u__emos, wenn man des Winters nicht den steifen _ro_ zu seinem Lieblin_s_etränk erkoren hatte oder _re_orianische _esän_e liebte, dann war der Verlust des _ auch durchaus zu verschmerzen. So lebten die Schildaer _lücklich und _edankenlos, wie es ihre Art war, hinfort im Bewusstsein, mit dem Opfer des _ einen Beitra_ für die All_emeinheit, ja „das Volk“ zu leisten. Es hatte ohnehin an einer Überfülle von Buchstaben zu leiden. Wer weiß, vielleicht konnte man für den _e_enwert des _ so_ar zwei, drei Bäume pflanzen.
Doch das Haushaltsloch war immer noch da. Das Mi_isterium musste zu drastischere_ Sparmaß_ahme_ _reife_. Im Die_ste der schwarze_ _ull wurde das _ ei__espart. Dies freilich traf _u_ auf erbitterte_ Widersta_d seite_s der Schildaer Rechte_. Sollte ma_ kei_e „_azis raus“-Rufe mehr provoziere_ dürfe_? Die _atioale_ Werte _icht mehr feier_? Um den rechten U_mut zu beruhi_e_, der auf der Straße Ware_- u_d Perso_e_verkehr zu beei_trächti_e_ drohte, beschloss das Mi_isterium, ei_e_ Buchstabe_ ei_zuspa_e_, der i_sbeso_de_e auf de_ li_ke_ Seite höchst wi_kmächti_ schie_: Jetzt _ab es _u_ _och ei_e _evolutio_, alle _adikalität musste schwi_de_, _icht ei_mal meh_ ei_e _efo_m wa_ zu befü_chte_. U_d we_ wa_ scho_ Ka_l Ma_x?
Leute wie _eo__ tate_ sich schwe_: Wie sollte ma_ de__ oh_e _, _ u_d _ _och k_itische Texte ve_fasse_? Die Leute vo_ Schilda abe_ fi__e_ a_, sich _u_ _och mit __u_zlaute_ u_d Emojis zu ve_stä_di_e_. Kommt sowieso _ix _utes vo_ zu viel Sch_eibe_ u_d De_ke_. So_a_ Amtsblätte_ u_d Fo_mula_e wa_en kaum _och zu e_tziffe__, _eschwei_e de__ _ach Wisse_ u_d _ewisse_ auszufülle_. Das Schlimmste: De_ Schulde_be__ wuchs t_otzdem weite_ a_. Die Leute von Schilda be_a__e_ sich zu f_a_e_: We__ ma_ bei u_s die Buchstabe_ ei_spa_t, wo _ehe_ sie da__ hi_? We_ hat sie jetzt? Um die U__uhe_ ei_zudämme_ __iff die _e_ie_u__ zum Äuße_ste_: Das _ wu_d_ ga_ _icht m_h_ _i___spa_t, so_d___ schlicht v__bot__.
I_ Schilda k_h_t_ wi_d__ _uh_ _i_. Doch di_ _ull ist imm__ _och _icht schwa_z.
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