Haus der Demokratie: Ein Haus der Vielfalt
Bald jährt sich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zum 60. Mal. Daher lädt das Haus der Demokratie und Menschenrechte zum Fest. Mit Musik und Politik, mit Gesprächen, Essen und Tanz.
Im Flur vor dem Robert-Havemann-Saal im Haus der Demokratie und Menschenrechte ist es angenehm kühl. Poster und Flyer liegen verstreut auf Tischen herum. Die Kratzer und Plakate an den Wänden zeigen, dass schon viele Menschen die Räume hier genutzt haben.
Im Treppenhaus hängen auf jeder Etage Anzeigetafeln mit den Namen der vielen Gruppen, die in diesem ehemaligen Fabrikgebäude mit den zwei Hinterhöfen direkt am Volkspark Friedrichshain ihre Büros haben. Darunter auch: Alafia, Carea, Gigi - schöne Namen für Initiativen, aber kaum jemand kennt sie.
Susanne Rohland und Sebastian Gerhardt von der gleichnamigen Stiftung des Hauses steht trotz Kühle der Schweiß auf der Stirn - Tische und Stühle müssen in die Innenhöfe gebracht werden, das ist anstrengend. Gerade sind die mobilen Toiletten gebracht worden. "Für das Fest" erklärt Rohland. "Da kommen bestimmt 500 Leute."
Gemeint ist das Haus- und Hoffest am heutigen Samstag, das im und am Haus der Demokratie stattfindet. Anlass ist die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen vor 60 Jahren. Die jährt sich zwar erst im Winter, "aber im Winter kann man nicht draußen feiern", meint Rohland.
Weil Menschenrechte das eine sind, und wie man sie einfordert, das andere, präsentieren heute Initiativen und politische Gruppen des Hauses ihre Arbeit. Dazu gibts Livemusik und Lesungen; es wird gegrillt, gemalt und gebastelt.
Zurzeit haben etwa 70 Organisationen ihre Büros hier - von amnesty international, der Humanistischen Union, der Grünen Liga bis hin zu kleineren Gruppen, die sich in Umwelt-, Sozial- und Gesellschaftspolitik engagieren. "Eigentlich kann jede Initiative hier arbeiten, sofern sie nicht rassistisch oder faschistisch ist", sagt Sebastian Gerhardt. "Allerdings muss man bei uns Glück haben - die Räume sind eigentlich immer vergeben."
Jede Initiative, die im Haus der Demokratie ihr Büro hat, muss die monatliche Miete von 7,50 bis 8,50 Euro pro Quadratmeter selbst aufbringen. Für manche Gruppen sei das schon schwierig, sagt Rohland. Aber das Haus finanziere sich ausschließlich aus den Mieten. Extrageld für den Fall, dass den Initiativen zeitweise die Scheine ausgehen, gebe es nicht. "Das Stiftungskapital ist unser Haus, mehr haben wir nicht", sagt Susanne Rohland.
Das Haus der Demokratie gibt es seit dem Fall der Mauer 1989. Anfänglich war es noch in einem Gebäude an der Friedrichstraße untergebracht. Erst nach einem langen Streit um die Klärung der Eigentumsverhältnisse zog es nach Friedrichshain.
Vom Selbstverständnis her begreift sich das Haus als "Ort des Dialogs". Die Gruppen seien so vielfältig, so international, so multikulturell, dass man nicht immer sofort einer Meinung sei, so Gerhardt. "Da muss man sich verständigen." Leider aber nutzten viele Initiativen das Haus mehr als Büroort denn als Ort des gegenseitigen Austauschs und der Diskussion. "Gemeinsame Veranstaltungen wie das Hausfest sind eher selten."
Das sieht Eike Stedefeldt von der sexualpolitischen Zeitschrift Gigi, die seit sieben Jahren hier eingemietet ist, anders. Wenn der ehrenamtliche Redakteur neue Themen für das von Schwulen gegründete Magazin zu Gender, Politik und Kultur plant, dann fragt er schon auch mal Initiativen im Haus, die sich mit solchen Thematiken ebenfalls auskennen. "In der letzten Zeitschrift hatten wir zum Beispiel einen China-Schwerpunkt", erzählt Stedefeldt. "Da konnte ich einfach bei der Tibet Initiative nebenan nachfragen, wenn ich etwas nicht wusste. Stedefeldt schätzt die "hohe Fachkompetenz", die sich hier konzentriert.
Auch Holger Werner von der Kampagne "Musik gegen Gewalt" mag die Zusammenarbeit der einzelnen Gruppen. "Manchmal arbeiten wir mit der Feministischen Partei zusammen, die sind auch auf unserer Etage", sagt er. "Oder mit amnesty international. Es ist einfach toll, so viele unterschiedliche Gruppen unter einem Dach zu haben."
Trotz der politischen und kulturellen Vielfalt im Haus der Demokratie wünscht sich Stiftungsmitglied Sebastian Gerhardt noch mehr freiwilliges Engagement vonseiten der Berliner. "Schließlich lebt das Haus davon, dass sich da draußen etwas tut", sagt er. Eigentlich müsse es noch mehr Initiativen geben - "denn wenn politisch nicht viel passiert, passiert auch bei uns nichts".
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