Haus Schwarzenberg in Berlin: Bloch braucht neue Körperteile
Das Alternativ-Projekt in Berlin-Mitte sammelt per Crowdfunding Geld für ein lädiertes Stahlmonster. Es ist eines der Markenzeichen des Hauses.
BERLIN taz | Das Haus Schwarzenberg am Hackeschen Markt, Heimat von zahlreichen Künstlern, Ateliers, Galerien, dem Programmkino Central, Mode- und Medienschaffenden, hatte mehr Glück als manch anderes Projekt in Berlin. Während des Dritten Reichs betrieb Otto Weidt hier eine Blindenwerkstatt und stellte sich schützend vor seine jüdischen Mitarbeiter.
Wegen dieser historischen Bedeutung und mit Hilfe vieler AktivistInnen gelang es der Wohnungsbaugesellschaft Mitte in einer dritten Versteigerungsrunde im Juli 2004, die Investoren auszubooten und den Zuschlag für das Haus Schwarzenberg zu erhalten.
Die im Haus ansässigen Projekte wurden erhalten und die Fassade bis zum letzten Einschußloch liebevoll konserviert. Doch es gibt ein neues Problem. Dies betrifft nicht das Haus selbst, sondern einen Bewohner anderer Art: dem pneumatischen Stahlmonster Bloch. Er braucht dringend eine Erneuerung.
Das Ungetüm mit dem gemütlichen Bauch, den schönen Kulleraugen und dem Riesenrüssel begrüßte viele Jahre mit freundlichem Trompeten und ermahnendem Scheppern Schwärme von Touristen und flanierendem Geldadel. Seine kleinen Stummelflügel breitete Bloch schützend über seine ebenfalls von der Künstlergruppe Dead Chickens geschaffenen Artgenossen im Monsterkeller des Hauses und in der Bar „Eschschloraque Rümschrümp“. Nun liegt er erschöpft in der Werkstatt des Monsterdirektors Hannes Heiner.
Der Schwarzenberg e.V. hat sich entschieden, via Crowdfunding für Blochs neue Körperteile, Schweißdraht und Steuerungselektronik zu sammeln. Als Anreiz erhält der Spender, je nachdem wie hoch die Spende ausfällt, einen im Crowdfundingjargon sogenannten „Perk“ – vom schlichten Dankeschön bis zum Eintrag auf einer Gedenktafel. Sollte mehr Geld als die benötigten 10.000 Euro zusammenkommen, soll der Rest der Arbeit des Vereines Haus Schwarzenberg e.V. zugutekommen.