Handelskonflikt mit den USA eskaliert: Die Welt in Angst vor Trumps Zöllen
Was plant Trump als Nächstes und wie darauf reagieren? Europa will verhandeln, China nähert sich Südkorea und Japan an, Vietnam kuscht.

Dann will er Handelspartner weltweit weiter düpieren – mit „reziproken“, also „gegenseitigen“ Abgaben auf Importe: Zölle anderer Nationen sollen mit US-Zöllen beantwortet werden. Diese „Auge um Auge“-Strategie soll angeblich für gleiche Wettbewerbsbedingungen sorgen. Er sei es leid, dass andere Staaten US-Produkte mit unfairen Praktiken blockieren, während US-Konzerne keinen leichten Zugang zu anderen Märkten hätten – so Trumps Logik.
Vor allem geht es ihm um die „Schmarotzer“ aus Europa. Er drohte bereits mit höheren Abgaben für Holz und Medikamente aus der EU. In Gesprächen mit der Kommission nannten die US-Amerikaner auch Maschinenbau, Halbleiterbranche und Kupferindustrie als Ziele möglicher US-Zölle. Laut Washington Post vom Dienstag geht es sogar darum, auf fast alle Importe in die USA 20 Prozent Aufschlag zu erheben.
Das ist aber noch nicht alles: In der vergangenen Woche hatte Trump bereits angekündigt, ab diesem Donnerstag 25 Prozent Aufschlag auf Autos aus dem Ausland einzutreiben. Die Zölle zielen vor allem auf Deutschland: Mercedes, BMW und Volkswagen sind die meistimportierten Autos in den USA. Insgesamt haben die Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr China als wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik abgelöst.
„Es wird eine weitere Eskalation sein“
„Wir befinden uns schon im Handelskrieg mit den USA. Was am Mittwoch kommt, wird eine weitere Eskalation sein“, sagte Bernd Lange (SPD), Vorsitzender des mächtigen Handelsausschusses des Europaparlaments, in einem Interview. Dass Trump mit seinen Zöllen Investitionen in die USA zurückholen wolle, sei schon schlimm genug, so Lange. Noch „übler“ sei, dass der Präsident europäische Gesetze zurückdrehen wolle, die es US-Konzernen schwermachen, wie EU-Verbraucherschutzregeln oder der Digital Services Act (DSA). Laut DSA drohen Suchmaschinen wie Google, Handelsplätzen wie Amazon oder Elon Musks X Strafen von bis zu 6 Prozent ihres Jahresumsatzes, wenn sie in Europa illegale Inhalte verbreiten.
Um im Jargon zu bleiben: Europa rasselt als Antwort mit dem Säbel. Lange spielte auf das in Trumps erster Regierungszeit angegangene „Anti-Zwangsmaßnahmen-Gesetz“ an, mit dem die EU ausländische Patente ruhen oder externe Firmen von öffentlichen Beschaffungen ausschließen kann. Außerdem hat die EU bereits höhere Zölle auf einzelne Produkte aus den USA für Mitte April angekündigt – eine Reaktion auf US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumerzeugnisse aus Europa.
Bei den „Gegenschlägen“ geht es darum, Trumps Wählerklientel zu adressieren. So könnte demnächst der Preis von Feuerzeugen aus den USA in Europa steigen. Gemeint ist der Zippo-Konzern aus Bradford, Pennsylvania. Beim Whiskey geht es um das Spirituosenunternehmen Brown-Forman und seinen in Europa beliebten Jack Daniel’s aus dem konservativem Louisville, Kentucky. Und bei den Motorrädern um Harley Davidson mit Sitz in Milwaukee, Wisconsin.
Falls Trump Maßnahmen ankündigt, wird die Kommission wahrscheinlich Markenkleidung und auch Soja aus Übersee höher bezollen. 40 Prozent der EU-Sojaimporte stammten im vergangenen Jahr aus den USA, von mutmaßlich zum republikanischen Lager neigenden Landwirten.
Freihandelsabkommen zwischen China, Korea und Japan
Die in Europa für Handel zuständige EU-Kommission ist nervös, weil sie Trumps Plan nicht kennt. Sie wolle „lieber verhandeln“, sagte Präsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag im EU-Parlament. Und: „Wenn es notwendig wird, haben wir einen starken Plan, um zurückzuschlagen.“
In Asien wird indes zusammengerückt. China, Japan und Südkorea haben sich darauf geeinigt, ihre „Lieferketten zu stärken“, hieß es am Dienstag auf einem Social-Media-Account des chinesischen Staatssenders CCTV. Japan und Südkorea wollten mehr Halbleiterrohstoffe aus China importieren, die Volksrepublik sei am Kauf von Chipprodukten aus den beiden Ländern interessiert. Außerdem sollen die Gespräche über ein Freihandelsabkommen zwischen Südkorea, Japan und China beschleunigt werden.
Vietnam will indes die Sätze für den Import von Autos, Flüssigerdgas, Holz, Hähnchenschenkel, Mandeln und Äpfel aus den USA senken. Die Vereinigten Staaten sind der größte Handelspartner des südostasiatischen Landes, Trump ärgert jedoch das hohe Bilanzdefizit der USA. Es betrug im vergangenen Jahr 123,5 Milliarden US-Dollar – und war damit das viertgrößte nach China, Mexiko und der Europäischen Union.
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