Hamburgs neuer Senat ist arm an Frauen: Zu wenig Genossinnen
Hamburgs Senat erfüllt die Frauenquote irgendwie. Das liegt an der SPD. Bei den Grünen herrscht Parität – aber gegen eine Senatorin wird ermittelt.
Aber was stellte der alte und wohl auch neue Erste Bürgermeister Peter Tschentscher Anfang der Woche vor? Einen Senat mit gerade mal zwei SPD-Frauen, Melanie Leonhard (Soziales) und Dorothee Stapelfeldt (Stadtentwicklung).
„Entsetzt“ zeigte sich darüber der Landesfrauenrat, dessen Vorsitzende Cornelia Creischer folgerte: Der „Bürgermeister verliert Frauen aus dem Blick“. Fassungslos mache sie die Sache, teilte die stellvertretende Ver.di-Landeschefin Sandra Goldschmidt mit. Einen „Schlag ins Gesicht“ gar erkannte Karin Schönewolf, Vorsitzende der örtlichen Ver.di-Frauen.
Etwas moderater, nämlich mit den Worten „alles andere als erfreulich“, bewertete Sandra Goetz, Landeschefin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), das Treiben der Genossen. Diese flüchteten sich ob all der Kritik in Mansplaining: Sicher, auf der Senatsbank sehe das erst mal nicht so gut aus – aber wer die Ebene darunter mitbedenke, also die Staatsrät*innen, der komme dann doch auf immerhin 40 weibliche Prozente.
Frauenrat will Zustimmung verweigern
Ob das die Mitglieder überzeugt, die am heutigen Samstag online abstimmen sollen über des Bürgermeisters Paket? Der Landesfrauenrat hat die Delegierten schon mal dazu aufgerufen, „die Zustimmung zur Senatsbesetzung auf den anstehenden Parteitagen zu verweigern“.
Die Grünen mögen die roten Querelen mit gemischten Gefühlen verfolgen. Zwar stimmt beim kleineren Koalitionspartner die Quote, gehen zwei von vier Posten an Frauen. An der Spitze der Justizbehörde räumt sogar ein Mann, Till Steffen, seinen Schreibtisch für eine Frau, die grüne Landesvorsitzende Anna Gallina. Bloß: Gegen die Neue ermittelt die Staatsanwaltschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen