Hamburger Parklets-Projekt startet: Parkst du noch oder lebst du schon?
Mit Hilfe von „Parklets“ soll in Hamburg-Eimsbüttel mehr öffentlicher Raum geschaffen werden. Die FDP beklagt zum Projektstart fehlende Parkplätze.
Wer ein solches Parklet beantragt, muss für Bau, Pflege und Abbau garantieren. Außerdem ist festgelegt, dass mindestens 40 Prozent der genutzten Fläche begrünt werden müssen und nach Möglichkeit ökologisch unbedenkliche Materialien für den Bau verwendet werden. Um einer Vereinnahmung etwa durch Restaurants entgegenzuwirken, wurde für die Parklets von Anfang an eine gewerbliche Nutzung ausgeschlossen.
Das am 15. Juli beschlossene Projekt soll vor allem dazu beitragen, urbane Bereiche lebensfreundlicher zu gestalten. „Das Kerngebiet von Eimsbüttel ist extrem dicht besiedelt“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU von Eimsbüttel, Hans-Hinrich Brunckhorst, dazu: „Da gibt es einfach das Problem einer mangelnden Aufenthaltsqualität im Straßenraum.“
Von Seiten der Grünen heißt es ähnlich: Gerade Familien, die keinen Zugang zu einem eigenen Balkon hätten, fehle der Platz. Ali Mir Agha, Spitzenkandidat der Grünen-Fraktion sagt dazu: „Der öffentliche Raum ist begrenzt und die Frage ist: Was macht man damit.“ Der soziale Zusammenhalt sei gerade in der Pandemie besonders wichtig. „Die Leute sagen immer wieder, wir haben gar keinen Raum mehr, wo wir uns begegnen können.“ Für den öffentlichen Raum mache es keinen Sinn, „wenn im Schnitt 23,4 Stunden am Tag Autos rumstehen“.
Ali Mir Agha, Grüne Eimsbüttel
Das Projekt Parklet befindet sich im Moment noch in einer Probephase. Die Initiator:innen beobachten, ob die Idee angenommen und umgesetzt werde. Ebenfalls wird momentan noch geprüft, ob die einzelnen Parklets mit bis zu 1.000 Euro von der Stadt unterstützt werden können.
Es gibt allerdings auch Bedenken, was die Einführung von Parklets angeht. So sagt der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion Burkhardt Müller-Sönksen: „Es gibt in Eimsbüttel schon eine der höchsten Parkplatzschwierigkeiten überhaupt.“ Das würde durch Parklets noch verstärkt. Darüber hinaus wären die Flächen für Anwohnende ohnehin nur im Sommer attraktiv und würden im Winter ungenutzt Parkplätze blockieren.
Die CDU will sich für alternative Parkflächen einsetzen: „Wir wollen mindestens zwei Projekte mit Tiefgaragen im Kerngebiet von Eimsbüttel in dieser Legislatur realisieren“, sagt Brunckhorst von der CDU. Die Parklets seien ohnehin nicht das einzige Projekt, bei dem Parkplätze verloren gingen, bei Velorouten sei das etwa auch so.
Mir Agha glaubt nicht, dass Parklets Probleme machen würden. Erst einmal bliebe ohnehin abzuwarten, wie viele überhaupt umgesetzt würden. Bereits zehn pro Straße wären unrealistisch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt