Hamburger Kult-Schuppen zerstört: Pudel Club angezündet
Der Hamburger Kult-Musikclub „Golden Pudel“ ist in der Nacht zum Sonntag angezündet worden. Die Feuerwehr spricht von Totalschaden.
Eine Legende ist in der Nacht zum Sonntag in Flammen aufgegangen: Gegen drei Uhr nachts ist vor der Kultstätte „Golden Pudel Club“ am Hafenrand ein Feuer ausgebrochen. Die rund 80 BesucherInnen des „Pudel“ konnten sich retten. „Die Brandermittler gehen von einer schweren Brandstiftung aus“, sagt Polizeiprecher Andreas Schöpflin der taz. Die Feuerwehr spricht von einem „Totalschaden“ des 100 Jahre alten Gebäudes. Die Polizei erklärte, dass der Club nicht vollständig zerstört worden ist. „Wir müssen abwarten und uns beraten, wir haben keine Lust zu spekulieren“, sagt Pudel-Betreiber Schorsch Kamerun auf taz-Anfrage.
Jemand hatte Unrat auf der Terrasse angezündet, wo das Feuer laut Augenzeugen – darunter eine Streifenwagenbesatzung – zuerst loderte. Dann fraßen sich die Flammen über den Vorbau bis ins Dach und das Cafe „Oberstübchen“ hoch. Die Feuerwehr war mit einen Löschzug und 40 Leuten im Einsatz. Auch das Archiv des „Park-Fiction“, ein seit Mitte der 1990er Jahre bestehens künstlerisches Partizipations-Projekt, unterm Dach ist in Mitleidenschaft gezogen worden. „Es gibt keinen Brandschaden, aber enorme Wasserschäden“, sagt Christoph Schäfer: „Es ist alles tragisch.“
Zumindest der Zeitpunkt des Brandes lässt böse Spekulationen über das Motiv entstehen: Denn die Immobile ist nach jahrelangen Streit der Eigentümer Rocko Schamoni und Schorsch Kamerun mit dem „Oberstübchen“-Betreiber Wolf Richter am 20. April zur Teilversteigerung ausgeschrieben worden. Der Verkehrswert beläuft sich auf 510.000 Euro. 2008 hatten die damaligen Busenfreunde das Haus gekauft, um es dem freien Markt für eine Bürobebauung zu entziehen und dauerhaft für die gemeinsame Nutzung mit dem Park Fiction zu sichern.
Schon längst ist der Streit zwischen Richter und Schamoni zum Politikum geworden: „Bei der Versteigerung handelt es sich nicht um einen Konflikt zwischen sich streitenden Eigentümern“, erklärt der „Verein für Gegenkultur“ vor dem Brand. Der Verein will den Pudel Club in eine Stiftung umwandeln. „Der Pudel begreift sich als gelebte Alternative zur Wertschöpfungskette einer fresssüchtigen Eventmaschine, in einer immer stärker kommerzialisierten Stadt“, heißt es in der Erklärung. Aus dieser Verantwortung heraus werde man die Zeit bis zur Versteigerung nicht tatenlos verstreichen lassen: „Bald werden wir Zähne zeigen und unsere Aktionen ankündigen –die Uhr tickt, die Zeit rennt.“
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