Hamburger Innensenator unter Beschuss: Coronaparty noch folgenlos
Das Bußgeld gegen Innnensenator Andy Grote wird seit Wochen geprüft, aber noch nicht verhängt. Bei anderen Hamburgern geht das schneller.
Celik wollte wisssen, ob gegen Grote und seine Gäste, darunter viele SPD-FunktionärInnen, bereits Bußgelder verhängt, und ob diese bezahlt worden seien. Die schmallippige Antwort des Senats: „Der Sachverhalt liegt der Bußgeldstelle des Einwohnermeldeamtes zur Prüfung vor. Das Verfahren dauert an.“ Zudem nehme der Senat prinzipiell „zu Einzelheiten laufender Verfahren“ keine Stellung.
„Die Antwort des Senats zeigt, dass auch mehrere Wochen nach der Coronaparty von Andy Grote weiterhin gemauert und Geheimniskrämerei betrieben wird“, kritisiert Celik. Die dürren Zeilen des Senats seien „das Gegenteil von Transparenz und zeitnaher Aufklärung“. Zudem beklagt der Abgeordnete „die ungewöhnlich lange Dauer des Verfahrens“.
Den meisten HamburgerInnen, die gegen die Coronaregeln verstießen, flattere schon nach wenigen Tagen ein Bußgeldbescheid ins Haus, sagt er. Insgesamt 9.343 Corona-Bußgeldbescheide wurden – Stand 3. Juli – in Hamburg erlassen – Grote und seine Gäste sind nicht darunter.
Kritik von der CDU
„Der Senat weigert sich weiterhin widerrechtlich, Transparenz herzustellen“, klagt auch der CDU-Abgeordnete Dennis Gladiator, der bereits mehrere Anfragen zum Stehempfang gestellt hat. Dass Grote einen Fehler gemacht habe, sei die eine Sache, dass er aber bis heute „keine Einsicht in sein Fehlverhalten zeigt“ und sich zudem „mehrfach widersprochen und die Unwahrheit gesagt hat“, aber mache diesen Senator untragbar.
„Der Innensenator ist für die Einhaltung der Coronaregeln zuständig, die er entweder nicht kennt oder bewusst bricht“, sagt Gladiator. Das sei „bundesweit einmalig“ und Grote könne offensichtlich „die Anforderungen, die an sein Amt gestellt werden, nicht erfüllen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste