Haltung von Legehennen: Huhn zufrieden, Boden überdüngt
In der Nähe von Hühnerställen mit Auslauf ist mitunter die Konzentration von Nährstoffen zu hoch. Das zeigt ein Forschungsprojekt.
Der überschüssige Stickstoff in Form von Nitrat könne ins Grundwasser gelangen. Da daraus das meiste Trinkwasser gewonnen wird, kann die Belastung Gesundheitsrisiken verursachen.
Agrarwissenschaftler Heß hat auf einem Biohof in Nordrhein-Westfalen zwei baugleiche „Mobilställe“ untersucht. „Wir haben den einen stehen lassen, so, als ob er ein stationärer wäre.“ Der andere sei während des eineinhalb Jahre dauernden Versuchs alle ein bis zwei Wochen versetzt worden, damit sich der Kot nicht so stark auf einer Fläche konzentriert. Zudem kann sich so der Pflanzenbewuchs erholen. Hühner picken und kratzen innerhalb weniger Wochen das Areal in der Nähe eines Stalls quasi kahl.
„An dem stationären Stall gab es eine Anreicherung von Nährstoffen“, so Heß. Das hätten monatliche Bodenproben gezeigt. In diesen Ausläufen seien nach kurzer Zeit keine Pflanzen mehr gewachsen. „Dann besteht die Gefahr, dass insbesondere Nitrat ausgewaschen wird.“
Die von der EU-Ökoverordnung zugelassenen 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr seien aber nicht überschritten worden, so der Wissenschaftler. Denn diese Grenze müsse laut Vorschrift nur im Durchschnitt des gesamten Betriebes eingehalten werden. „Da kompensiert in der Theorie eine nicht gedüngte Fläche eine Fläche, wo das Doppelte der 170 Kilogramm raufgekommen ist. Würde die Grenze auch pro Teilfläche gelten, also lediglich für den stallnahen Bereich, wäre man da drüber“, so Heß.
„Wir müssen verhindern, dass Nitrat ausgewaschen wird, auch wenn die formelle Grenze eingehalten wird“, sagt der Forscher. Denn der Ökolandbau habe schließlich den Anspruch, natürliche Ressourcen wie das Grundwasser zu schonen. Zusätzlich würden wertvolle Nährstoffe verloren gehen, wenn Nitrat ausgewaschen werde.
„Ein gut bewegter Mobilstall ist die Lösung“
Die Wissenschaftler experimentierten mit einem Stall, in dem nur 220 Legehennen leben. Viele Betriebe halten aber Zehntausende Hühner in einem Gebäude.
Heß deutete an, dass das Überdüngungsproblem bei größeren Anlagen größer ist: „Der optimale stationäre Stall hat einen Auslauf in zwei, besser drei Himmelsrichtungen, damit immer ein Teil des Freigeländes stillgelegt werden kann zur Begrünung und zum Anbau von Pflanzen, die Nährstoffe entziehen.“
Große Anlagen hätten aber pro Stallabteil meist nur Auslaufflächen in eine Richtung, weil sich rechts und links von ihm weitere Stalleinheiten befinden. „Dann geht es also nur nach vorne raus, zum Teil sogar mehrere hundert Meter, die dann aber nur in Stallnähe von den Tieren angenommen werden. Und je mehr Abteile ich nebeneinander habe, desto größer ist die Einschränkung.“
Fast nicht messbar sei die Nährstoffkonzentration dagegen bei dem Stall gewesen, der regelmäßig bewegt wurde. Allerdings sei er dafür auch in einem Auslauf versetzt worden, in dem jedes Huhn 32 Quadratmeter Platz hatte – acht mal so viel wie die von den Öko- und Eiervermarktungsverordnungen verlangten vier Quadratmeter. So konnten sich die Ausläufe länger regenerieren. „Eine Flächenbeimessung von vier Quadratmetern pro Tier ist eindeutig zu gering“, so Heß.
„Ein gut bewegter Mobilstall ist die Lösung“, schließt der Wissenschaftler. Aber obwohl immer mehr Landwirte ihre Hühner so halten, werde es weiterhin viele stationäre Anlagen geben. „Deshalb sind wir dabei, Lösungen für solche Ställe zu erarbeiten.“
Die Ergebnisse aus den untersuchten Ökoställen seien übertragbar auf diejenigen konventionellen Betriebe, die ihren Legehennen ebenfalls Auslauf gewähren. Diese herkömmlichen Freilandhalter hätten möglicherweise sogar ein größeres Problem, weil es dort mehr Betriebe mit größeren Stalleinheiten gibt.
In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt 18 Prozent der insgesamt 40 Millionen Legehennen in herkömmlicher Freilandhaltung, 10 Prozent in Öko-Betrieben. In beiden Systemen hat jedes Huhn Auslauf. Biohühner müssen mehr Platz im Stall und fast ausschließlich Futter aus ökologischer Landwirtschaft bekommen. Freiland- und Ökoeier sind teurer als Ware aus Boden- oder Käfighaltung.
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