Haftstrafe für israelischen Soldat: Für manche Held, für andere Mörder
Elor Asaria erschießt einen palästinensischen Attentäter, der verletzt am Boden liegt. Die Tat löst in Israel heftige Diskussionen aus. Jetzt muss der 21-Jährige ins Gefängnis.
Asaria hatte im März 2016 in Hebron im Westjordanland einen verletzt am Boden liegenden Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Er habe sich damit „zum Richter und zum Henker gemacht“, hieß es im Urteil des Militärgerichts. Die Richterin sagte, Asaria habe mit seiner Tat den Wert menschlichen Lebens missachtet. Die Anklage hatte drei bis fünf Jahre Haft gefordert, die gesetzliche Höchststrafe liegt bei 20 Jahren.
Die Tat wurde von einem Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Betselem gefilmt. Der Vorfall ereignete sich während einer Welle palästinensischer Anschläge auf Israelis.
Dutzende Anhänger Asarias demonstrierten während der Verkündung des Strafmaßes vor dem Militär-Hauptquartier in Tel Aviv und forderten seine Freilassung. „Tod den Terroristen“, riefen einige in Sprechchören.
Netanjahu sprach sich für Begnadigung aus
Asaria gab während des Prozesses an, er habe aus Sorge gehandelt, der 21-jährige Attentäter könnte einen Sprengstoffgürtel tragen und diesen zur Explosion bringen. Das Gericht schenkte dieser Darstellung jedoch keinen Glauben. Es urteilte vielmehr, Asaria habe Rache für einen bei dem Anschlag verletzten Kameraden üben wollen.
Der aufsehenerregende Fall spaltet Israel. Von einigen wird Asaria als Held gefeiert, andere sehen ihn als Mörder. Anhänger des Soldaten hatten den zuständigen Richtern wegen der Verurteilung mit Mord gedroht, diese wurden daher unter Schutz gestellt.
Mehrere Politiker, darunter auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, haben sich noch während des Prozesses für eine Begnadigung des Soldaten ausgesprochen.
Nach seiner Verurteilung wegen Totschlags hatte Asarias Familie den israelischen Rechtsanwalt Joram Scheftel angeheuert, damit dieser das Verteidigungsteam anführt. Scheftel wurde international bekannt, als er 1993 vor Israels Höchstem Gericht eine Aufhebung des Todesurteils gegen den NS-Verbrecher John Demjanjuk erreichte. Es konnte damals nicht einwandfrei nachgewiesen werden, dass Demjanjuk mit dem berüchtigten SS-Wachmann „Iwan der Schreckliche“ identisch war. Israel schob Demjanjuk danach in die USA ab.
Empörung und Unterstützung als Reaktion
Die palästinensische Autonomiebehörde hat empört auf die ihrer Ansicht nach zu milde Strafe für einen israelischen Soldaten wegen Tötung eines verletzt am Boden liegenden Palästinensers reagiert. Das Urteil bedeute „grünes Licht“ für „Verbrechen“ des israelischen Militärs, sagte der Sprecher Tarek Rischmawi am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hat dagegen Unterstützung für den verurteilten Soldaten geäußert. „Das Sicherheitssystem muss dem Soldaten und seiner Familie zur Seite stehen“, sagte Lieberman am Dienstag nach Angaben seines Büros.
„Nach Verkündigung des Strafmaßes hoffe ich, dass alle Seiten das Notwendige tun werden, um diese Sache endgültig zu beenden“, sagte Lieberman. „Wir haben es hier auf der einen Seite mit einem hervorragenden Soldaten zu tun und auf der anderen mit einem Terroristen, der Juden töten wollte.“ Lieberman rief gleichzeitig dazu auf, das Urteil des Militärgerichts zu respektieren.
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