Haftbedingungen in Brasilien: Folter gehört zum Repertoire
Human Rights Watch hat seit 2010 64 gewaltsame und inhumane Übergriffe auf Häftlinge registriert. Mehr als 150 Polizisten und Strafvollzugsbeamte gehören zu den Tätern.
SAO PAULO ap | Foltermethoden in Polizeiwachen und Haftanstalten sind in Brasilien laut Human Rights Watch nach wie vor ein großes Problem. Seit 2010 hätten Sicherheitskräfte und Gefängniswärter sich gewaltsame und inhumane Übergriffe auf 64 Häftlinge zuschulden kommen lassen, teilte die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation am Montag mit. Mehr als 150 Polizisten und Strafvollzugsbeamte in São Paulo, Rio de Janeiro, Bahia, Espirito Santo und Parana seien in die Praktiken verwickelt.
Zu Misshandlungen komme es in der Regel in den ersten 24 Stunden in Polizeigewahrsam, hieß es weiter. Betroffene müssten dann drei Monate oder sogar länger warten, bis sie einem Richter vorgeführt würden.
Aus diesem Grund müsse es ein Gesetz geben, dass eine Anhörung in den ersten 24 Stunden nach der Festnahme vorschreibt. Dies ermögliche es Folteropfern, Übergriffe zu melden, solange dafür noch frische Beweise vorlägen, erklärte Human Rights Watch weiter.
Die Chefin des Menschenrechtssekretariats der Regierung in Brasilia begrüßte die Kritik. „Sie haben geholfen, etwas zu beleuchten, dass wir schon seit Jahren sagen: dass Folter durch viele Faktoren wie 300 Jahre Sklaverei und mehrere Militärdiktaturen leider eine akzeptierte und in unserem Land tief verwurzelte Praxis geworden ist“, sagte sie.
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