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Häufung an InfektionenCorona-Hotspot um den Danni

In der Region um den Dannenröder Wald werden viele Covid-19-Fälle gezählt. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz wegen der Proteste?

Klimaaktivist*innen bei einer Protestaktion im Dannenröder Wald im Oktober Foto: Jannis Große

Frankfurt/Main taz | Tiefrot leuchtet der Landkreis Marburg-Biedenkopf auf der Landkarte der Coronaneuinfektionen. Nach den Zahlen des Robert-Koch-Instituts steht der Kreis bundesweit an der Spitze der Hotspots in den letzten sieben Tagen.

Linken-Fraktionschefin Janine Wissler fragte deshalb am vergangenen Samstag bei der Plenardebatte des hessischen Landtags nach einem möglichen Zusammenrang zwischen den hohen Infektionszahlen und den Polizeieinsätzen im Herrenwald und Dannenröder Forst, mit denen die Rodungen für den Bau der A 49 abgesichert werden: Demonstrationen im Wald mit mehr als tausend TeilnehmerInnen, die Bergung von KlimaaktivistInnen von Plattformen und hohen Bäumen, riskiert die Einsatzleitung dabei Covid-Infektionen?

Immerhin hat die Polizeigewerkschaft GdP zuletzt den Abbruch der Castor-Transporte gefordert, und das auch mit den Infektionsrisiken begründet. Ein Transport quer durch Deutschland sei sowohl aufgrund der aktuell erhöhten Einsatzlage als auch aufgrund des Infektionsgeschehens „unverantwortbar“; die Begleitung halte Tausende Beschäftigte der hessischen und niedersächsischen Polizei sowie der Bundespolizei von dringenden Aufgaben ab und setze sie einem gesteigerten Infektionsrisiko aus, so die GdP.

Die taz hat nachgefragt: Das Gesundheitsamt des Landkreises spricht zwar von einer ernsten Lage, sieht aber keinen Zusammenhang zu den Demonstrationen und den Polizeieinsätzen. Das Infektionsgeschehen sei weiterhin sehr vielfältig und in der Fläche verteilt. „Die aktuelle Entwicklung entspricht dem klassischen Verlauf einer Pandemie“, erklärte Amtsärztin Birgit Wollenberg.

„Keine besondere Lage“

So seien zwei Alten-und Pflegeeinrichtungen betroffen, außerdem ein Sicherheitsunternehmen in Kirchhain. Ein Metallbetrieb in Marburg musste schließen, weil sich zahlreiche Beschäftigten auf einer privaten Feier infiziert hatten.

Auch der Bezirksvorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP in Mittelhessen, Harald Zwick, sieht das so. „Es gibt keine besondere Lage,“ sagte er der taz. Nach seinen Beobachtungen würden bei den Einsätzen die Hygieneregeln strikt eingehalten. „Eine höhere Gefährdung als allgemein gibt es nicht“, so Zwick; außerdem würden mögliche Infektionsfälle im Herkunftsort der Einsatzkräfte registriert und nicht am Einsatzort.

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3 Kommentare

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  • Auf die falsche Frage kann man nicht die richtige Antwort bekommen.

    Nicht die Polizisten sind ein potentieller Hotspot sondern die selbsternannten Aktivisten höchstwahrscheinlich schon ein ganz realer. Zumindest wurden vor ungefähr einer Woche alle in der "Küche für alle" Tätigen ausgetauscht wegen eines Verdachtsfalls. Also ausgerechnet die, welche wirklich mit fast allen Aktiven in weniger als 1,50m Abstand in Berührung kommen.

    • @NN:

      Vielen Dank für diese Information. Nun meine Frage an die TAZ-Redaktion, bzw den Autor: Warum genau wurde DIESE Information nicht abgedruckt, sondern stattdessen angedeutet, die Polizei könnte Schuld an der hohen Infektionszahl im Kreis Marburg sein? Das erinnert doch stark an Bildzeitungsniveau...

      • @Gregor von Niebelschütz:

        Moin. Wir haben nach der Gefährdung der PolizeibeamtInnen gefragt, weil sie nicht freiwillig im Wald sind und über einen längeren Zeitraum dort eingesetzt werden. Es gibt keinerlei Hinweise, dass sich DemonstrantInnen im Wald infiziert haben. Sie halten idR die Abstands- und Hygieneregeln ein und befinden sich nur für eine kurze Zeit vor Ort. Auch für sie gilt, dass sie bei einer Infektion in ihrem Herkunftsort registriert würden. Deshalb war von Anfang an unwahrscheinlich, dass sie für die hohen Infektionszahlen im Landkreis verantwortlich sein könnten.