RWE will Tagebau erweitern: Rodungen nahe dem Hambi
RWE bereitet den Ausbau seines Tagebaus Garzweiler vor. Waldbesetzer kritisieren, dass der Energiekonzern die Coronamaßnahmen ausnutze.
Am Dienstag, gleich nach Inkrafttreten des zweiten Corona-Lockdowns, hat er mit dem Fällen von Bäumen nahe der bedrohten Dörfer Keyenberg und Lützerath begonnen. Bei Lützerath wurde denn auch gestern der erste Baum zeitweise von KlimaschützerInnen besetzt. „Der Kohlekonzern hofft, dass wir uns wegen der Pandemie nicht wehren können“, schreibt die lokale Initiative „Alle Dörfer bleiben“.
RWE hat die Landstraße L277 zwischen Keyenberg und Lützerath schon im Sommer angefangen abzureißen, begleitet von Protesten von Anwohnern und KlimaschützerInnen. Entlang der Straße, die RWE jetzt „Werkstraße“ nennt, stehen noch hunderte Bäume. Diese Allee ist für Menschen „die letzte Linie, die uns noch bleibt“ zum Tagebauloch und den Baggermonstern, nur wenige hundert Meter entfernt.
Neben dem RWE-Personal und seinen Sicherheitsleuten ist auch eine Hundertschaft der Aachener Polizei vor Ort. Eine Prozession der christlichen Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ wurde laut „Alle Dörfer bleiben“ „von der Polizei gekesselt, als sie sich der Baumbesetzung näherte“.
„RWE nutzt den Lockdown schamlos aus“
Die TagebaugegnerInnen kritisieren: „RWE nutzt den Lockdown schamlos aus, um ohne Aufsehen Bäume fällen zu können.“ RWE ließ eine Anfrage der taz bis Dienstagnachmittag unbeantwortet.
Auch in den vereinzelt noch bewohnten Dörfern Morschenich und Manheim gehen derweil die Abrissarbeiten weiter. Statt Kohle geht es hier aber um neue Kiesgruben. Der angeblich gerettete Hambi würde zur austrocknenden Halbinsel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner