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Habeck übergibt Amt an CDU-Frau ReicheFreundliche Schlüsselübergabe im Wirtschaftsministerium

Die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) lobt das Krisenmanagement ihres Amtsvorgängers. Robert Habeck bleibt für die Grünen im Bundestag.

Robert Habeck verabschiedet sich am Mittwoch als Wirtschaftsminister und übergibt an Katherina Reiche (rechts im Bild) Foto: Lisi Niesner/reuters

Berlin taz | Einen Tag später als geplant hat Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch die Amtsgeschäfte im Bundeswirtschaftsministerium an seine Nachfolgerin Katherina Reiche (CDU) übergeben. Ursprünglich war die Übergabe für Dienstag vorgesehen, wurde wegen der späten Kanzlerwahl im zweiten Wahlgang aber auf Mittwoch verschoben.

„Ich war gerne Minister, aber es ist auch okay, entpflichtet weiterzugehen“, sagte Habeck am Mittwoch vor den Mitar­bei­te­r:in­nen des Hauses, die ihn mit langem Applaus verabschiedeten. Habeck behält – anders als von einigen Medien gemeldet – sein Bundestagsmandat. Er wird Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, der sich noch nicht konstituiert hat, und soll sich um die Beziehungen zu den USA kümmern.

Das Wirtschaftsministerium stehe „im Zentrum der Turbulenzen der Zeit“, sagte Habeck am Mittwoch. „Die Prosperität der Wirtschaft ist die Voraussetzung für eine stabile Demokratie.“ In seiner Amtszeit musste Habeck unter anderem die Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine in den Griff bekommen. Inflation, sinkende Nachfrage auf den Weltmärkten und die unberechenbare Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump setzen die deutsche Wirtschaft unter Druck. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist zwei Jahre in Folge gesunken.

Die am Dienstagabend vereidigte neue Wirtschaftsministerin würdigte Habecks Leistungen in der Energiekrise und zollte ihm Anerkennung. „Ich übernehme das Amt mit großer Demut und höchstem Respekt“, sagte sie. Die anstehenden Aufgaben seien groß. „Alle wissen, dass große Veränderungen nötig sind, aber das macht sich nicht von alleine“, sagte sie in Anspielung auf die anstehende klimagerechte Transformation der Industrie.

Schnelle Ausschreibung für Gaskraftwerke

Künftig ist der Bereich Klima nicht mehr im Wirtschaftsministerium, sondern im Umweltministerium angesiedelt. Die Zuständigkeit für Energie bleibt aber in Reiches Haus. „Die erneuerbaren Energien sind eine Erfolgsgeschichte“, sagte sie. „Sie allein werden aber nicht ausreichen.“ Die Ausschreibung für Gaskraftwerke, die den Ausbau der Erneuerbaren flankieren sollen, will Reiche deshalb „schnell hinbekommen“.

In Habecks Amtszeit ist der Ausbau von Wind- und Solarenergie forciert worden wie nie zuvor. Ob es beim derzeitigen Ausbautempo bleiben wird, ist fraglich. „Wir brauchen eine Bestandsaufnahme, wo es einer Synchronisation mit dem Netzausbau bedarf“, sagte Reiche. Die 51-Jährige war bis zu ihrer Rückkehr in die Politik Managerin bei einem Tochterunternehmen des Energiekonzerns EON. Regierungserfahrung hat sie in den Jahren 2009 bis 2015 zuerst als Staatssekretärin im Umwelt- und dann im Verkehrsministerium gesammelt.

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13 Kommentare

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  • habeck war der beste witschaftsminister, den wir je hatten. kein anderer hatte auch nur im ansatz das verstaendnis und eine vision von einem zukunftsfaehigen deutschland.



    alle anderen vor ihm haben nur verwaltet, zukunft blockiert und nachhaltige transformation verschleppt.

  • Das Kompliment von der neuen Wirtschaftsministerin Reich war doch echt mal erfrischend und richtig. In der Sache bin ich nicht so ganz bei ihr. Habeck hat uns in der Tat warme Füße beschert in dem Winter des Ukrainekrieges. Ansonsten war seine Politik so fern vom Wähler, dass er abgewählt wurde. Frau Reich versuchte, endlich einen positiven Gesprächsstil wieder einzuführen, der zuvor verloren gegangen war. Auch der Stil in den Kommentaren lässt oft zu wünschen übrig. Ihr lieben Kommentatoren: Dagegen sein ist immer leicht und das bashing der Politiker geht mir mittlerweile echt auf die Nerven.

  • Das reale (also preisbereinigte) deutsche Bruttoinlandsprodukt ist zwei Jahre in Folge zwar gesunken, aber nur minimal (um ca. 0,5% in zwei Jahren). Das ist nicht der Rede wert. Die Einbrüche des BIP in einzelnen früheren Rezessionsjahren waren viel größer. Angesichts der Herausforderungen hat Habeck einen Superjob gemacht, ganz besonders, was die Gasversorgung betrifft, auch wenn das viele vielleicht nicht so sehen. Es gab jedoch nur die Wahl, Gas zu wesentlich höheren Preisen zu bekommen oder gar kein Gas zu bekommen.

  • Von mir gibt es keinen Lob und ich bin froh, dass seine Zeit zu Ende ist. Auch wenn er in schwerem Fahrwasser war (Corona, Ukraine,..) empfand ich ihn doch als schlechten Kapitän auf seinem Schiff, zu viel Zick-Zack Kurse.

    • @Hans Dampf:

      Wenn der Sturm dauernd seine Richtung dreht, wird ein guter Kapitän nicht stur geradeaus fahren.

      • @Aurego:

        Kann ich aus (nicht nur) seglerischer Perspektive ausdrücklich bestätigen! Wer nicht reagiert ist ein Hasadeur und riskiert den Untergang und damit Totalverlust.

  • Ich habe für Habeck kein Lob übrig. Er hat als Wirtschaftsminister versagt. Die Zahlen wurden immer schlechter und Habecks Ausreden immer mehr. Frau Reiche wünsche ich viel Erfolg und gutes Gelingen. Es kann nur besser werden.

    • @Pico :

      In der Situation seit Beginn des Ukraine-Krieges wäre es mit jedem anderen Wirtschaftsminister genauso schlecht gelaufen, wenn nicht sogar schlechter.

      • @Aurego:

        @aurego: Genau, das zeigt auch der Vergleich mit den andern EU Landern. Wir haben wirtschftich vergleichsweise sehr gut performrt mit Habeck. Wer anderes behauptet, soll bitte sein Auswürfe bei X posten.

      • @Aurego:

        Das glaube ich nicht. Alle anderen Länder stehen deutlich, sehr deutlich besser da.

      • @Aurego:

        Dem widerspreche ich vehement, denn alle EU-Staaten haben die letzten Jahre erfolgreicher gewirtschaftet als Deutschland. Deutschland ist Schlusslicht.

    • @Pico :

      Frau Reiche wird sehr vieles, was Habeck angestoßen hat, weiterführen (müssen), ansonsten scheitert sie grandios. M.E. war Habeck ein sehr, sehr guter Wirtschaftsminister. Insofern kein Wunder, dass die neue Regierung schon vor ihrem Amtsantritt eigentlich seine Ideen umsetzen wollte und auch wird.

  • Nach der Altmaier-Delle:



    Die Reiche-Delle kommt mit Ansage.



    Schlecht für Deutschland und das Klima.



    Gut für das fossile Lobbyistenpack.