Habeck picknickt neben Kieler Landtag: Minister – na und?
Am Wahltag macht es sich der Bundeswirtschaftsminister auf der Wiese neben dem Kieler Landtag gemütlich. Und niemand nimmt Notiz von ihm.

An der Kiellinie, so heißt die Uferpromenade, seit sie nicht mehr Hindenburgufer heißt, ist ordentlich Betrieb. Die Leute spazieren, lachen, blinzeln in die Sonne. Es gibt tatsächlich Fischbrötchen, so, als gäbe es hier noch Fischerei.
„Ist das nicht der Habeck?“, sagt ein Kollege plötzlich. Klingt nach einer allzu nahe liegenden Assoziation. Aber es stimmt. Der Bundeswirtschaftsminister schlendert die Förde entlang, offenes Hemd, einen Picknickkorb in der Hand, eingerahmt von einem ergrauten Paar. Das müssen seine Eltern sein, vermutlich vom anderen Förde-Ufer aus Heikendorf rübergekommen, mit dem Dampfer, wie man in Kiel noch sagte, als es längst Dieselfähren waren. Sagt man wahrscheinlich immer noch, obwohl die Dieselfähren allmählich solchen mit Elektroantrieb weichen.
Niemand scheint Notiz von den Dreien zu nehmen. Die Leute gehen achtlos an ihnen vorbei. Nicht, weil sie Habeck nicht erkannt hätten. Sondern weil man das so macht, in Kiel.
Habeck packt den Proviant aus
„Hat der gar keinen Personenschutz?“, fragt der Kollege. Es dauert eine Weile, bis wir die Herren ausgemacht haben, und das auch nur, weil sie weit und breit die einzigen sind, die dunkle Anzüge tragen.
Robert Habeck breitet eine Picknickdecke auf der großen Wiese neben dem Landtagsgebäude aus, lässt sich mit den älteren Herrschaften darauf nieder und packt seinen Proviant aus. Die Menschen, die drumherum lagern, wenden nicht einmal den Kopf. Noch sind es ein paar Stunden, bis Habeck das starke Wahlergebnis seiner Grünen im Fernsehen kommentieren wird – und gleich darauf dringen, dass sie sich auch künftig in einer Regierungsbeteiligung abbildet.
Die Personenschützer bleiben in angemessenem Abstand. Sie mopsen sich ein paar Liegestühle von dem kleinen Café, rücken sie zurecht und lassen sich reinfallen. Spätestens jetzt hätte man sie erkannt: Weil sie als einzige nicht aufs Wasser schauen, sondern andersrum.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland