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Gynäkologen setzen auf BeratungGegen rezeptfreie „Pille danach“

Forderungen, die „Pille danach“ ohne Rezept auszugeben, werden von der Politk lauter. Doch dagegen gibt es Widerstand – vor allem von Ärzten.

Rezeptfreie Pille oder lieber Aufklärung? Bild: dpa

DÜSSELDORF dpa | Führende Gynäkologen sind gegen eine rezeptfreie Ausgabe der „Pille danach“. Frauen, die diese Notfallverhütung wollten, könnten sie in Deutschland rechtzeitig bekommen und sollten außerdem vorher beraten werden, sagte der Präsident des gynäkologischen Fortbildungskongresses FOKO, Werner Harlfinger, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Düsseldorf.

Mit dem neuen Präparat Ulipristalacetat (Ellaone) habe eine Frau mit fünf Tagen auch ein „relativ langes Zeitfenster“ für die Einnahme. „Aber natürlich ist es immer günstiger, sie so früh wie möglich zu nehmen“, sagte Harlfinger, der auch Vorsitzender der Frauenärzte in Rheinland-Pfalz ist.

SPD und Grüne wollen über den Bundesrat durchsetzen, dass Frauen die „Pille danach“ ohne Rezept bekommen können – wie auch in anderen EU-Ländern. Auch der Beratungsverband pro familia fordert einen einfacheren Zugang zur „Pille danach“. Nach Einschätzung Harlfingers ist die Notfallverhütung häufig aber gar nicht notwendig.

Praxis der guten Verhütung

Zunächst müsse eine Zyklusanamnese gemacht werden. Auch über die Gefahren bei der Notfallverhütung wie das Thromboserisiko und die hohe Hormonmenge des Präparats müsse die Frau aufgeklärt werden. Zugleich forderte Harlfinger, die Preise für die „Pille danach“ zu senken.

In Deutschland habe sich die Praxis einer guten Verhütung, guten Aufklärung und der Notfallmaßnahmen bewährt. „Wir sehen das ganzheitlich und wollen nicht, dass der Staat das verändert“, sagte Harlfinger. Er verwies darauf, dass in England und Schweden die Abbruchraten bei Schwangerschaften höher als in Deutschland seien.

Harlfinger begrüßte die Kehrtwende der katholischen Bischöfe. Die Bischofskonferenz hatte katholischen Kliniken erlaubt, vergewaltigten Frauen die „Pille danach“ zu geben, wenn dadurch lediglich die Befruchtung verhindert wird. Die Kirche reagierte damit auf Proteste nach der Abweisung eines mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers an zwei katholischen Kliniken.

Harlfinger wies darauf hin, dass jede Patientin ein Recht auf eine konfessionsunabhängige medizinische Betreuung habe. „Ärzte dürfen aufgrund der Berufsordnung von Nichtärzten keine Weisungen übernehmen.“

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5 Kommentare

 / 
  • IN
    Ihr Nam

    außerdem sollte in dem Zuge auch mal die allgemein hohe Hormonbelastung thematisiert werden, denen eine Frau ausgesezt ist wenn sie die Pille nimmt-klar ist das unerheblich im Vergleich zur Pille danach, aber ich finde es schon interessant dass sich plötzlich, wenn es um die "Tötung ungeborenen Lebens" geht, pötzlich alle um die Frauen Sorgen machen...

  • S
    subversiv

    KLar ist die Pille danach eine hohe Belastung für den Körper und sollte nicht leichtfertig eingenommen werden. Aber erstens ist das allgemein bekannt und wird wohl kaum als Ersatz zu Verhütungsmitteln angewandt werden (und wenn, ganz ehrlich, dann ist das doch eigentlich auch die Entscheidung der betreffenden Person-leicht dämlich, aber nagut ;), zweitens ist eine ungewollte Schwangerschaft ja wohl eine VIEL höhere Belastung auf vielen verschiedenen Ebenen. Es ist ja ohnehin schon scheiße, dass die Frau die ist die sich oft die Sorgen macht nach einer Verhütungspanne, und dass die Frau die ist die die Hormonkeule später in ihrem Körper hat, aber ich finde es nicht in Ordnung dass sie am Tag danach auch noch ewig beim Arzt warten muss, sich rechtfertigen muss usw.

    Andererseits hält einen der hohe Aufwand auch davon ab, sie "vorsichtshalber" zu nehmen, wenn man nicht ganz sicher ist. Aber das muss halt doch jede Frau für sich entscheiden finde ich!

  • W
    wauz

    Nachvollziehbare Argumentation

     

     

    Im Falle einer Vergewaltigung ist medizinisch-psychologische Hilfe sowieso angesagt, also ist es da kein Problem, wenn das Kontrazeptivum nur auf Rezept gegeben wird.

     

    in allen anderen Fällen ist Beratung auch gut und wichtig, weil all diese pharmazeutischen Eingriffe in den Körper nicht ohne Risiko sind. Frei verkäufliche Arzneien sind viel häufiger Quell von Schwierigkeiten, als man gemeinhin annimmt. Selbst Acetylsalizilsäure sollte man nicht sorglos einfach einwerfen.

    Die Nebenwirkungen von Verhütungsmitteln werden arg unterschätzt, vor allem bei den Hormonpräparaten. Eine kritischere Beratung wäre mehr Nutzen als Schaden.

  • O
    orb

    In Frankreich kriegt mann die Pille danach ohne Rezept, für 7 euros (die normale Pille für 3 Monate 3 euros), in jeder Apothek. In Deutschland muss mann beim Artzt, oder am Sonntags in Rettungstelle in Krankenhaus, und etwas 30 euros für die Pille danach bezahlen.

    Ich bin echt schokiert von die verhütungspolitik in deutschland. Die Frauen werden immer als Schuld und verrantwortlich gezeigt und dürfen nicht mit Ihren Körper umgehen wie sie möchten. Anstatt Reden in Rahmen der Sexissmusdebattet muss wirklich in Deutschland was Tun!

  • N
    noevil

    In Dr. Harlfingers Argumentation scheint es um die ganz normale Verhütung zu gehen. Dagegen kann wohl wenig einzuwenden sein. Offensichtlich versteht er nicht, dass es um Notfälle nach Vergewaltigungen geht wie in dem Fall, der erst die Diskussion angeschoben hat.

     

    Da fehlt wohl die Einsicht.