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Gutachten zu geplantem BauZwischenlager unnötig

Ein geplantes Atommüllzwischenlager in Würgassen ist nicht erforderlich, sagt ein TÜV-Gutachten. Initiativen fordern ein Ende der Planungen.

Bereits abgeschaltet: AKW Würgassen im Dreiländereck von NRW, Niedersachsen und Hessen Foto: Hans Blossey/imago

Göttingen taz | Im Streit über den Bau eines Atommüllzwischenlagers auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks Würgassen im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen gibt es eine überraschende Wende. Denn das riesige Lager, das die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) dort errichten will, ist wohl gar nicht notwendig. Das geht aus dem Entwurf eines Gutachtens hervor, das Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen beim TÜV Nord in Auftrag gegeben haben. Der Entwurf wurde in einer Sondersitzung im Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags vorgestellt.

Nach den Plänen der BGZ soll das Lager ab 2027 sukzessive alle in Deutschland anfallenden schwach und mittelradioaktiven Abfälle aufnehmen, die für eine Endlagerung im Schacht Konrad in Salzgitter vorgesehen sind – insgesamt rund 300.000 Kubikmeter. In Würgassen soll der Atommüll in einer 325 Meter langen, 125 Meter breiten und 16 Meter hohen Halle aus Stahlbeton gesammelt und gebündelt werden. Die Kosten für das sogenannte Logistikzentrum Konrad (LoK) werden auf 450 Millionen Euro geschätzt. Der Einlagerungsbetrieb in Schacht Konrad soll ebenfalls 2027 be­ginnen.

Viele Gemeinden und Landkreise aus den angrenzenden Bundesländern, Anti-Atom-Initiativen und weitere Organisationen wehren sich vehement gegen das Vorhaben in Würgassen. Sie verweisen unter anderem auf eine mögliche Gefährdung des für den Bau geplanten Areals durch Hochwasser und eine Vielzahl zusätzlicher Atomtransporte auf Straßen und Schienen.

Schon in der Bauphase würde die Region durch die Anlieferung von Beton mit mehr als 40.000 Lkw-Fahrten belastet. Die Standortauswahl sei „wenig qualifiziert und willkürlich“ erfolgt, ein umfangreicher Kriterienkatalog des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) zur Standortidentifikation von Zwischenlagerstätten für schwach und mittelradioaktive Stoffe sei unberücksichtigt geblieben, Kriterien der Entsorgungskommission des Bundes seien missachtet worden.

Endgültige Fassung der Studie in zwei Wochen

Der rund 160 Seiten umfassende Entwurf des Gutachtens positioniert sich nicht zum Standort Würgassen, wie Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) im Anschluss an die Ausschusssitzung sagte. Er enthalte aber „erste Erkenntnisse“, dass das Endlager Konrad auch ohne ein Bereitstellungslager betrieben werden könne. Ein solches Bereitstellungslager im Umkreis von bis zu 200 Kilometern um Salzgitter sei also keine Voraussetzung für das Endlager. Die Studie in ihrer endgültigen Fassung soll in etwa zwei Wochen vorliegen.

Die örtliche Bürgerinitiative „Atomfreies 3-Ländereck“, deren Vorsitzender Dirk Wilhelm bei der Umweltausschusssitzung dabei war, begrüßte das Gutachten. Das Bundesumweltministerium müsse das Vorhaben nun unverzüglich stoppen. „Andernfalls würde deutlich, was die Bürgerinitiative schon lange befürchtet: die Errichtung eines gigantischen Bundeszwischenlagers zur zentralen Ablage eines Großteils aller schwach-/mittelradioaktiven Abfälle Deutschlands unter dem Deckmantel der Logistik“, schreibt Wilhelm in einer Pressemitteilung.

Auch Bürgermeister im Drei-Länder-Eck fühlen sich bestätigt. „Im Logistikstandort Deutschland muss es möglich sein, mithilfe intelligenter Lösungen eine dezentrale Anlieferung an den Schacht Konrad so zu organisieren, dass die dortigen Erfordernisse erfüllt werden“, so die parteilosen Ortsvorsteher Marcus Dittrich (Bad Karlshafen), Martin Lange (Trendelburg), Tino Wenkel (Boffzen) und Hubertus Grimm (Beverungen).

Nach ihrer Ansicht hätte ein solches Gutachten allerdings am Anfang des Prozesses stehen und vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben werden müssen. Auch die Bürgermeister appellieren an das Ministerium, nun alle Planungen für den Standort Würgassen einzustellen. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums teilte mit, „sobald uns das Gutachten übermittelt wird, werden wir es gewissenhaft prüfen“.

„Belieferung des Endlagers ohne LoK möglich“

Die BGZ erklärte auf taz-Anfrage, sie kenne das vorläufige Gutachten nicht. Die Aussage von Lies, der Betrieb des Endlagers Konrad sei auch ohne LoK möglich, komme indes nicht überraschend. Auch die BGZ selbst habe immer deutlich gemacht, „dass eine Belieferung des Endlagers ohne LoK möglich ist“.

Es sei jedoch nur mit dem LoK möglich, einen störungsfreien Einlagerungsbetrieb in Konrad mit passgenauen Chargen „just in time“ abzusichern und die Einlagerungszeit um zehn Jahre zu verkürzen.

Dies bedeute „nicht nur einen Sicherheitsgewinn für uns alle, es stellt auch eine zügige Leerung von Zwischenlagern an mehr als 30 Standorten in Deutschland sicher“. Ohne das LoK, so die BGZ, müssten diese Zwischenlager deutlich länger in Betrieb bleiben als notwendig.

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2 Kommentare

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  • "Vorläufiges Gutachten" - ach so, verstehe.



    Da sind also die alternativen Fakten noch nicht brücksichtigt.



    Dann warten wir doch mal ab, was da noch so an AF in das Gutachten reinpolitisiert und -diktiert wird ...

  • Ein sogenanntes "Brückenzwischenlager". Lach.



    Noch eine "Brücke" mehr.



    Aber nur die Erfinder der Sprechblasen "Brückentechnologie" wissen, wie lang diese Brücken denn sind.



    Zur Freude der Investoren, zu Lasten der Steuerzahler.



    Dank "politischer Pflege", klatschen Teile dieser Steuerzahler gar noch Beifall.



    Frau von der Leyen ist auch so eine Brückenbauerin.