piwik no script img

Guggenheim LabUngetrübte Bastelstunde

Von Aufregung gibt es am Pfefferberg keine Spur: Das umstrittene Lab bleibt zur Eröffnung unbehelligt.

Dank ihm? Der Protest gegen das Lab hielt sich in Grenzen. Bild: dpa

Zwischen weißen Baldachinen stehen große Holztische. Dort sitzen in Gruppen viele ausgesprochen schöne junge Menschen. Sie tüfteln an Bewegungsmeldern, hantieren mit Lasercuttern und Nähmaschinen. Ein bebrillter Typ mit Käppi klebt mit Kreppband die Worte „Build more, buy less“ an die Wand.

Mit dieser politisch korrekten High-End-Bastelwerkstatt startete am Freitag auf dem Gelände des Pfefferbergs das BMW Guggenheim Lab. Bis zum 29. Juli sollen es dort sowie an weiteren Orten der Stadt Veranstaltungen zum besseren Leben in der Großstadt geben.

Von den Protesten, die es in den Monaten zuvor um das Lab gegeben hatte, ist bei der Eröffnung kaum etwas übrig. Nur ein dutzend Demonstranten veranstalten unweit der Basteltische ein Trillerpfeifenkonzert gegen das Lab, das seinen Gegnern als eines der umstrittensten Kulturprojekte Berlins gilt. Einige Demonstranten fordern auf Plakaten, die BMW-Familie Quandt zu enteignen und konstatieren: „Armut ist nicht sexy“. Doch für ihren Protest interessiert sich kaum jemand, außer den 50 anwesenden Polizisten und einem Besucher aus den USA: „Worum geht es?“, fragt er und eine Lab-Mitarbeitern erklärt dem Mann höflich die Hintergründe der Demonstration.

Diese souveräne Höflichkeit – sie beherrscht die Stimmung auf dem Gelände, wenn die Kuratorin Maria Nicanor mit ihren Teammitgliedern im Stuhlkreis auf dem Rasen sitzt und das Lab-Programm durchspricht; wenn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zwischen den Basteltischen umherflaniert und mit Studenten die Finessen des Laser-Cuttings bespricht. Bald wird der Regierende zu dem umgebauten Feuerwehrauto gezogen, das auf dem Gelände parkt.

Es gehört zu einem Projekt von Open Berlin und der Initiative Stadt Neu Denken, die sich mit der Liegenschaftpolitik der Stadt beschäftigen. „Wir werden damit zu sechs verschiedenen Liegenschaften fahren“, erklärt Florian Schmidt, der das Projekt mit entwickelt hat: Flächen, die zum Verkauf stehen oder gerade verkauft wurden. Vor Ort wollen die Initiatoren zusammen mit Anwohnern Modelle zur alternativen Nutzung entwickeln. „Ganz konkret“, versichert Schmidt. Statt Löschschläuchen hat das Auto Farbe, Holz und Gips geladen. Es wird weitergebastelt. „Daraus entsteht schließlich eine digitale Karte der Liegenschaften, bebaut mit den Ideen der Anwohner“, sagt Schmidt.Wowereit hört aufmerksam zu. Mit der Liegenschaftspolitik hapere es bei seinen Senatoren, sagt der Regierende souverän höflich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!