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Günter Grass über SPDLafontaines „schmieriger Verrat“

In einem Buch über August Bebel beschäftigt sich Günter Grass wieder einmal mit der SPD. Vor allem ein Linkspartei-Politiker kommt schlecht weg.

Lafontaine in der Pfeife geraucht: Günter Grass. Bild: reuters

BERLIN dpa | Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat die SPD zu mehr Offenheit gegenüber der Linkspartei aufgerufen und zugleich den ehemaligen SPD- und späteren Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine (69) scharf kritisiert.

„Es gab in der Geschichte der sozialdemokratischen Partei keinen schmierigeren Verrat, wie den von Oskar Lafontaine an seinen Genossen“, zitierte die Süddeutsche Zeitung aus einem Gespräch des 85-Jährigen mit dem Publizisten Manfred Bissinger. Lafontaine halte nun zudem mit seiner „Verweigerungsstrategie“ die Linken davon ab, Verantwortung in der Politik zu übernehmen.

Lafontaine war 1999 als Finanzminister und SPD-Chef zurückgetreten und hatte dies mit mangelhafter Zusammenarbeit in der rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) begründet. Seitdem gilt Lafontaine bei den Sozialdemokraten als „Persona non grata“, als unerwünschte Person.

Lafontaine wehrte sich gegen die Anschuldigungen des Schriftstellers. „Grass bekommt viele Dinge nicht mehr mit, sonst wüsste er, dass ich der SPD immer wieder angeboten habe, mit der Linken die Bundesregierung oder Länderregierungen zu bilden“, sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Das Gespräch mit Grass erscheint in dem Buch „Was würde Bebel dazu sagen?“, das von Bissinger und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) herausgegeben wird.

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29 Kommentare

 / 
  • 6G
    6020 (Profil gelöscht)

    Stimmt so nicht, Schröder hat die SPD verraten, nicht Lafontaine, und die Lemminge sind dann Schröder gefolgt, Grass so gesehen leider auch!

     

    Allerdings verweigert die Linke auf Bundesebene durch Verklärung Putins, bzw. Einseitiger Schuldzuschreibung bzgl. der Ukraine-Krise an die NATO / EU de Fakto eine mögl. Zusammenarbeit im Bund, da hat Grass wiederum meine volle Zustimmung, ebenso wie mit seiner Kritik an Israel …

     

    Nur wer es wagt Israel anzugreifen (verbal), der hat hier sofort den Stempel des Antisemiten zu ertragen, dass ging ja selbst Grass völlig unzutreffend nicht anders …

     

    Schade um diesen Mann, er hätte sich ruhig noch Jahre und Jahrzehnte weiter zu Wort melden sollen, egal in welcher Art und Weise, er war eine wichtige Bereicherung für Deutschland und die Welt!

  • L
    lowandorder

    echt? GraSSaale bei der taz?

     

    ich glaub es nicht! 3.0

     

     

     

    Och Jünther, alter Ramenterkopp;

     

    kannste dit nichemal lassen?

     

     

     

    Tinteninkontinenz - und " politischer Plattkopf "

     

    ( Alfred Andersch schon zu Beginn der 50er);

     

    ja das ist in Kombi mit kaschubischer Suade

     

    und GraSScher Verlogenheit ein

     

    schwer unapptiliches Gebräu.

     

    Lasset. Punkt.

     

     

     

    Lies einfach in Ruhe - meinetalben auch beim Schälen oder Häuten oderwasweißdennmeinescheißeich der Zwiebel - lies einfach

     

    "Der Verrat" von Sebastian Haffner!

     

     

     

    und dann hörste - hoffentlich - ganz von alleine auf, diese Rotpflanze von Saarha - damit hoffent- und endlich auch dich -

     

    so aufzublasen.

     

     

     

    Damals - du Ei - haben die Freikorps die Blüte der Arbeiterklasse bestialisch abgeschlachtet -

     

    und zwar mit dem Segen und Mithilfe von

     

    Bluthund Noske. ( und Friedrich Ebert, ja!)

     

     

     

    Nicht nur " Wer hat uns verraten… ;

     

    NEIN -,auch " Licht aus, Messer raus - Noske wirft mir Handgranaten!" hat der Volksmund dazu gewußt.

     

    Nur - Günni WaffenGraSS - der weiß es nicht!

     

    So geht das.

     

     

     

    Und - hör auf die Marienkirche meiner Heimatstadt vollzusudeln(=> Robert Gernhardt)!!

     

    Danke.

  • B
    bahnfahrer

    ich sehe das genauso

  • P
    Pjotr56

    Albrecht Müller von nachdenkseiten.de hat einige Anmerkungen zu dem, was Grass in der SZ absonderte, geschrieben:

     

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=18286

  • Rot-rot-grün, schwarz-gelb oder rot-schwarz sind die gegenwärtigen Machtoptionen. Eine davon hat die SPD immer und immer wieder vom Tisch genommen, was also bleibt noch? Na wunderbar.

    • @Viccy:

      Die CDU ist nur ein Polit-Dinosaurier mit gewaltigen Gleichgewichtsproblemen.

       

      Der Kopf wird immer kleiner und der Arsch wird immer größer.

       

       

       

      FDP und SPD waren und sind die beiden Stützräder der CDU. Ohne diese wäre die CDU längst im Dreck gelandet.

       

       

       

      Wer die CDU weg haben will, der sollte nicht SPD oder FDP wählen. So wird das nie was!

      • K
        Kimme
        @Rainer B.:

        Wirkliche Alternativen sind aber rar. Die Grünen als Partei der Verbote und Diskriminierung von Männern unwählbar, Die Linke mit ehemaligen Stasi-Kadern und realitätsfernen Wahlversprechen ist auch nicht viel besser (auch wenn sie besser ist), Die Piraten demontieren sich seit einigen Monaten selbst und bei der AfD blick ich noch nicht so recht durch. Bleiben also nur irgendwelche Wahlerbündnisse die aber auch nicht immer wirklich zu durchschauen sind und hinter denen sich teilweise rechtsradikale Vereinigungen verstecken.

        • @Kimme:

          Im Gegensatz zur CDU hat die Linke ihre Vergangenheit offen und ordentlich aufgearbeitet. Wer sich jetzt noch als Stasi-Kader entpuppen sollte, der fliegt sofort raus. (O-Ton Jan van Aken)

           

          Realitätsferne Wahlversprechen hab ich im Programm der Linken bisher auch noch keine gefunden.

           

           

           

          Die Piraten sind noch in der Findungsphase, sollten aber nicht unterschätzt werden. Die Grünen wurden anfangs auch nur belächelt.

           

           

           

          Nachdem, was ich bisher vom AfD gehört habe, handelt es sich eher um einen ultrarechten Akademiker-Bund. Die sind sich zu fein für die NPD, inhaltlich aber weitgehend deckungsgleich damit.

        • B
          bahnfahrer
          @Kimme:

          ach, dass die sich "demontieren" ist presse-PR für die etablierten Parteien. Der Anteil der piraten-Nahen in den Redaktionen ist zu gering.

  • L
    lutzendorff

    "schmierigeren Verrat, wie den ..."

     

    Günter ist wirklich viel klüger wie alle anderen. Und die Sprache beherrscht er noch immer besser als wie die Journalisten. Es wird alles genau so kommen als er es gesagt hat. Oder ist ihm jetzt ihm sein Verstand abhanden gekommen?

  • Kommt da etwa demnächst ein neues Buch von Grass und er rührt hier nur die Blechtrommel?

     

     

     

    Er sollte eigentlich wissen, dass er da Blödsinn behauptet.

  • RB
    Ralf Becker

    Jeder demontiert sich so gut wie er kann. Wenn es dafür einen Nobelpreis gäbe, hätte Grass ihn ganz sicher verdient.

  • Der "schmierigste Verrat" in der Geschichte der sozialdemokratischen Partei war der Verrat an den Wählern durch die Agenda-Politik Schröders.

     

     

     

    Wer die SPD danach noch in Schutz nimmt, hat Politik bis heute nicht begriffen - Bebel hin, Bebel her!

  • M
    Michael

    Ein ehemaliges Mitglied des SPD-Parteivorstandes sagte auf einer Veranstaltung vor einiger Zeit, die SPD werde derzeit von Leuten geführt, denen Pöstchen wichtiger sind, als Wahlsiege. Sie würden Niederlagen locker in Kauf nehmen, wenn ihre innerparteiliche Machtposition dadurch gestärkt wird - aber niemals hintanstehen, wenn ein anderer Kandidat (gottbewahre gar eines anderen Parteiflügels) mehr Aussichten auf Sieg habe.

     

    Ich halte diese Analyse für zutreffend.

     

    Die SPD hat mit Ihrer Neoliberalen Politik der letzten 15 Jahre (Agenda 2010 inkl. Harz4, Banken-Deregulierung usw.) das Schlimmste getan, was eine Partei sich selbst antun kann: Sie hat ihre eigene Klientel verraten.

     

    Die SPD könnte erst wieder gewinnen, wenn sie sich hiervon sowohl inhaltlich wie auch personell verabschieden würde.

     

    Letzteres würde bedeuten, dass die SPD praktisch ihre gesamte Führung austauschen, und den "Seeheimer Kreis" in die Wüste schicken müsste.

     

    Das politische Handeln der SPD stellt sich schon seit Jahren so dar, als habe eine "feindliche Übernahme" durch den politischen Gegner stattgefunden.

     

    Wie gleichgeschaltet die Parteiorgane der SPD sind, kann man auch daran erkennen, dass der einzige Kandidat mit etwas Aussicht auf Erfolg, Frauf Kraft nämlich, nicht einmal diskutiert worden ist.

     

    Und Peer Steinbrück, anstelle eines Mea culpa ob seiner Banken-Deregulierung darf sogar noch fordern, dass das Parteiprogramm an ihn angepasst wird.

     

    Ändern könnte dies alles nur die "Basis", und damit bereits bei den Ortvereinswahlen anfangen - doch die Basis hat die SPD wohl schon lange verlassen.

     

    Zu all Diesem hat man von Grass nichts gehört, er kriegt nicht mal mehr mit, wenn er von seinen politischen Gegnern eingespannt wird.

     

    Bemitleidenswerter alter Mann

  • D
    Dirk

    „Es gab in der Geschichte der sozialdemokratischen Partei keinen schmierigeren Verrat, wie den von Oskar Lafontaine an seinen Genossen“, zitierte die Süddeutsche Zeitung. Günther Grass hat nicht nur den Verstand verloren, sondern auch seine grammatikalisches Vermögen.

  • Der "schmierigste Verrat" in der Geschichte der sozialdemokratischen Partei war der Verrat an den Wählern durch die Agenda-Politik Schröders.

     

     

     

    Wer die SPD danach noch in Schutz nimmt, hat Politik bis heute nicht begriffen - Bebel hin, Bebel her!

  • Wenn sich Schriftsteller (auch gute) zu politischen Themen äußern geht das oft daneben ;)

  • Verrat gab es immer in der SPD und weitaus schlimmer als den von Lafontaine. Bspw. mit den Kriegskrediten von 1914 und dem Verrat der Novemberrevolution 1918/19 war die SPD als fortschrittliche Kraft bereits damals am Ende. Momentan spricht nichts dafür noch die SPD, anstatt die LINKE zu wählen, solange keine Einsicht besteht, dass Agenda 2010 (Vermögende entlasten, untere Einkommensschichten belasten) ein Fehler war.

  • VF
    Verszeile für Grass-Nachfolger?

    Wenn der Verräter die Verräter verrät, ist er dann noch ein Verräter?

  • A
    amigo

    Nach dem Hochverrat der SPD an den "kleinen Leuten", ist Grass nur ein Argument mehr, die Linkspartei zu wählen!

     

    Falls Wahlen in der Bananenrepublik überhaupt noch Sinn machen...

  • G
    Gast

    Aha: Sommerpause vorbei, der Wahlkampf naht, die alte Garde fährt die Geschütze auf - wie üblich in die linke Richtung statt echte Gegner anzugreifen. Gähn.

  • Agenda 2010-Was würde Bebel dazu sagen ?

     

    Grass verleiht sich auf sein großes Lebenswerk einen kümmerlichen Abgang des sterbenden Riesen.

     

    Ein Trauerspiel.

  • F
    Fred

    Grass raucht zuviel. Das leistet der Senilität Vorschub. Anders kann man sein wirres, ahnungsloses Gestammel nicht erklären. Oder vielleicht doch: Lafontaine hat in der Vergangenheit Grass kritisiert("kann keine Linie bei Grass erkennen"). Deshalb ist Grass angepisst und keult zurück.

  • HO
    Hannes Oppermann

    Grass hat das mass verloren, es drückt seine Ohnmacht aus, gegenüber einer Partei die 12 Millionen ihrer Wähler verkrault hat, weil die Schröder Clique meinte die soziale Identität der SPD zu verraten. Wer hat den die Alternativlosigkeit erfunden, nicht Merkel sondern Schröder und Müntefering - wie haben sie die eigene Partei erpresst und was dabei heraus gekommen ist, sehen wir jetzt. 10 Jahre Krieg, 6 Millionen prekär Beschäftige und ein Kaufkraftverlust, ungeahnter Form. Aber 12 Millionen Wähler sind dem Seeheimerkreis so was von scheißegal, da macht man lieber gemeinsame Sache mit den Rechten, wie bei der Wahl Hindenburgs. Die SPD hat den Virus, den sie sich in den 20 Jahren eingefangen hat, mit Genosse Noske nicht überwunden.

     

     

     

    Grass sollte das politisieren sein lassen, er überzeugt micht mehr!

  • T
    Tramp

    Je schlechter Grass als Schriftsteller wird, desto mehr braucht der heuchlerische Pharisäer Medienmeldungen wie diese.

  • Es war weder schmieriger Verrat, noch verletzte Eitelkeit.

     

    Sondern: Lafo hat gegen den Mainstream gehabndelt, und konsequent ein Programm NICHT unterstützt, mit dem er sich nicht im Einklang sah.

     

    Andere hängen an ihrem Amtssessel, und dies wird noch weniger gern gesehen.

     

     

     

    Und Lafontaine hat nachweislich mit den meisten seiner Befürchtungen recht gehabt.

  • Lafontaine hat aus verletzter Eitelkeit gehandelt und ist nun der Whistleblower von der Wagenknecht, die durch mangelnden Intellekt zum willigen Sprachrohr manipuliert wurde.

    • @Walter Sparbier:

      Naja, mangelnden Intellekt kann man Ihr sicher auf keinen Fall unterstellen. Und mit Eitelkeit hatte der Rücktritt von Lafontaine sicher auch nichts zu tun. Wenn man als SPDler feststellt, dass man in einer Regierung "gelandet" ist, die die Regierung Kohl bzgl. "Unternehmerverbundenheit" um Längen schlägt, was soll man dann noch in solch Einer als Sozialdemokrat? Gegen Windmühlen kämpfen?

       

      Schau Dir Fischer, Schröder, ja auch Clemens an. Wo sitzen Die denn jetzt aufgrund der "Vorbereitungen" während Ihrer Regierungszeit ?

      • @ZinsesZins:

        Gut auf den Punkt gebracht, Heller Bernd. Wagenknecht mag sich durch manches auszeichnen, aber gewiss nicht "durch mangelnden Intellekt".