Grundschulstudie: "Die Grundschule ist erfolgreich"
Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) sieht die sechsjährige Grundschule durch die "Element"-Studie bestätigt, will aber Fachunterricht in der Grundschule verstärken.
taz: Herr Zöllner, wieso werden die Ergebnisse der "Element"-Studie so unterschiedlich bewertet: Sie sagen, die Grundschule fördert Schüler, der Autor behauptet das Gegenteil?
Jürgen Zöllner: Herr Lehmann sagt in seiner Studie wörtlich, dass die Frage nach den Mechanismen des Lernfortschritts noch nicht beantwortet ist, also nichts dafür spricht, dass 30 Prozent der Eltern ihre Kinder nach der vierten Klasse aufs Gymnasien schicken müssen.
Aber genau das rät Herr Lehmann öffentlich. Lügt er?
Das sagen Sie. Aber in seiner Studie sagt er klar, dass ein Zusammenhang zwischen Förderung und Schulform nicht ersichtlich ist. Und das stimmt mit unseren Interpretationen überein.
Tatsache ist: Die Eltern, die ihre Kinder nach der vierten Klasse auf grundständige Gymnasien schicken, sehen sich bestätigt. Selbst Lehrer raten dazu. Was wollen Sie diesem Trend entgegensetzen?
Erst einmal bin ich sehr erfreut über die Ergebnisse der Studie. Sie unterstreichen den Berliner Ansatz der sechsjährigen Grundschule - auch für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler. Unabhängig davon müssen wir uns weiter um die Ausbildung und Fortbildung der Grundschullehrer bemühen. Es ist historisch so, dass sie etwa keine Ausbildung als Englischlehrer haben. Da müssen wir prüfen, ob es nicht Verbesserungen geben kann. Wir bieten bereits entsprechende Fort- und Weiterbildungen an.
In fünften und sechsten Klassen mangelt es vor allem an Mathe- und Physiklehrern. Gibt es neue Lehrer?
Im Rahmen der bildungspolitischen Möglichkeiten und gemessen am Bedarf muss geprüft werden, inwieweit zusätzliche Fachlehrer nötig sind.
Soll parallel zur Stärkung der sechsjährigen Grundschule die Zahl der Plätze an grundständigen Gymnasien ausgeweitet werden?
Die Ergebnisse von "Element" zeigen gerade, dass die sechsjährige Grundschule erfolgreich ist. Ich sehe nicht, dass hier ein Wandel der Politik notwendig ist.
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