„Grüner Knopf“ für faire Produktion: Zweifel am Textilsiegel

Firmen, die das Grüner-Knopf-Gütezeichen nutzen, würden mangelhaft berichten, erklären Kritiker:innen. Das Entwicklungsministerium weist das zurück.

Zwei Hände bewegen helle Textilien, die in rotbrauner Farbe in einem Bottich liegen

Sind die Produktionsbedingungen fair? Ein Mann färbt Kleider in einer Fabrik in Bangladesh Foto: dpa

BERLIN taz | Das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf soll die Arbeits- und Umweltbedingungen in ausländischen Zuliefererfabriken hiesiger Firmen auf ein gutes Niveau bringen. Ob das funktioniere, sei jedoch fraglich, erklärten die Organisationen Femnet und Public Eye. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), der das Zertifikat vor gut einem Jahr ins Leben rief, wies die Kritik zurück.

Bisher haben das Siegel 59 Textilproduzenten und Händler bekommen, unter anderen Aldi, Jack Wolfskin, Rewe, Tchibo und Vaude. Um den Grünen Knopf nutzen zu dürfen, müssen die Unternehmen 46 Kriterien erfüllen, die die soziale und ökologische Qualität der Produktion in Entwicklungs- und Schwellenländern belegen. „Die öffentliche Berichterstattung vieler Firmen ist unzureichend“, kritisierte jedoch Femnet-Chefin Gisela Burckhardt. Man habe die Berichte von 31 Grüner-Knopf-Unternehmen untersucht. Die meisten enthielten nur „wenig aussagekräftige Informationen“ darüber, wie die Menschenrechte gewährleistet würden.

Von den 31 Firmen würden sich nur 8 eingehend mit Risiken beschäftigen, die ihre Einkaufspolitik auslösen könnte. Damit ist etwa gemeint, dass die Produzenten keine ausreichenden Löhne zahlen, wenn Händler die Einkaufspreise drücken. Nur 2 Unternehmen berichteten aussagekräftig über zu niedrige Löhne, 3 über geschlechtsspezifische Gewalt, 2 über mangelnde Betätigungsmöglichkeiten von Gewerkschaften. So steht die Frage im Raum, ob die schlechten Berichte auf mangelnde Anstrengungen der Firmen in der Praxis hindeuten.

Dieser Rückschluss sei unzulässig, erklärte ein Sprecher des Entwicklungsministeriums (BMZ): „Die Schlussfolgerungen der Studie sind methodologisch fragwürdig. Sie bezieht sich nur auf die öffentliche Berichterstattung von Unternehmen.“ Unabhängige Prüfer:innen würden genau kontrollieren, ob Firmen die Kriterien des Zertifikats einhalten. Fazit des Ministeriums: Die Praxis der Unternehmen sei besser als ihr Berichtswesen. Vergangene Woche hat mit dem dänischen Bettwäschehersteller Beirholm Væverier erstmals ein ausländisches Unternehmen den Grünen Knopf erhalten.

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