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Grünen-Geschäftsstelle verunstaltetTrümmer in Marzahn-Hellersdorf

Eine offenbar rechte "Bürgerbewegung" verhängt eine Grünen-Geschäftsstelle mit einem Transparent. Hintergrund ist Debatte über Trümmerfrauen in München.

In der Nacht zu Sonntag haben Unbekannte die Geschäftsstelle der Grünen in Marzahn-Hellersdorf verunstaltet. „Bündnis 90/Die Grünen sind Denkmalschänder“ stand auf einem Stofftransparent, das über der Schaufensterscheibe des Ladenlokals in Alt-Biesdorf hing. „Eine Strafanzeige ist in Arbeit“, kündigt Matthias Raudies von den Grünen des Ostbezirks an.

Auf Facebook bekannte sich eine „Bürgerbewegung Hellersdorf“ zu der Aktion. Die Gruppe agiert erst seit letzter Woche anonym in dem sozialen Netzwerk. Es ist unschwer zu erkennen, dass sie Nachfolger der NPD-nahen „Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf“ ist, deren Webpräsenz von Facebook vor zwei Wochen gelöscht wurde.

Auch die sogenannte Bürgerbewegung agiert unverhohlen mit fremdenfeindlichen Parolen und bekannte sich zudem dazu, am Freitag an das Hellersdorfer Asylbewerberheim „Rückflugtickets“ für die Bewohner geheftet zu haben. Das erinnert an NPD-Aktionen gegenüber migrantischen Politikern. Die rechtsextreme Partei hatte im Wahlkampf solche „Tickets“ verschickt.

Die Aktion an der Parteigeschäftsstelle der Grünen soll eine Reaktion auf Diskussionen über Trümmerfrauen in München sein. Die Grünen an der Isar hatten ein Trümmerfrauendenkmal verhangen, weil neue historische Forschungen ergeben hätten, dass in München Trümmerfrauen keine so große Rolle gespielt hätten wie in anderen Städten. Die Trümmer hätten mehrheitlich männliche Altnazis weggeräumt, und das auch nicht freiwillig: Die Alliierten hätten sie zwangsverpflichtet. Diese These ist allerdings nicht nur in rechten Kreisen umstritten. Die Rechten unterstellen den Grünen wegen dieser Aktion nun „antideutsches Verhalten“ und „Denkmalschändung“.

Anonyme Drohmails

„Obwohl ich als Hellersdorfer gar nichts mit München zu tun habe, bekam ich am Wochenende eine anonyme Drohmail, in der ich als Geschichtsleugner hingestellt wurde“, sagt Raudies. „Und da war ich nicht der einzige Grüne in Berlin. Wir haben die Mails an das Landeskriminalamt weitergeleitet.“

Die Grünen werten die Verunstaltung ihres Parteibüros als einen „feigen Angriff aus der Anonymität heraus“, so deren Abgeordnete Canan Bayram. Sie sieht einen Zusammenhang mit einem für Freitag geplanten Neonaziaufmarsch durch Friedrichshain. Dessen Anmeldung hatte NPD-Chef Sebastian Schmidtke kurzfristig zurückgezogen, wie auch die Polizei bestätigt. Bayram: „Da ein Gericht Schmidtke letzte Woche zu einer Bewährungsstrafe mit einer dreijährigen Bewährungszeit verurteilt hat, versucht er jetzt wohl, alles zu unterlassen, was ihn in den Knast bringen könnte. Und da müssen andere Rechte ihren Frust wohl auf andere Art abbauen – und wählen die Anonymität.“ MARINA MAI

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17 Kommentare

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  • C
    cyrax

    "Grünen-Geschäftsstelle verunstaltet"

    Von verunstaltet kann ja nun keine Rede sein. Wenn ein Plakat aufgehangen wird, dann kann man es ohne große Beschädigung am Gebäude auch wieder abnehmen.

    Anders sieht das aus wenn Gebäude mit Farbe, Teer oder Graffiti beschmiert werden. Auch wenn Fensterscheiben eingeschlagen werden. Dieser Artikel zeigt einmal mehr die Scheinheiligkeit der Grünen, solange ihre "Feinde" getroffen werden (Energiekonzerne, Rüstung, etc.) sind alle Mittel recht aber sobald auch nur ein Plakat vor ihrer Geschäftsstelle hängt, ist es gleich ein ungeheuerliches Verbrechen.

  • G
    Gast

    Wenn ich es richtig lese, dann wurde bei der Aktion dieser "Bürgerbewegung" nichts zerstört. Das kennt man von manch Grünen (z.b. Göttingen) anders.

     

    Die Aktion der beiden grünen Damen war aus meiner Sicht dreist und dumm. Grinsende Selbstdarsteller, die sicher nie Hunger leiden mussten und von Geschichte unbeleckt sind.

     

    Natürlich waren auch Nazis dabei. Aber die "Welt" trifft es ziemlich genau: "Sicher mehr als hunderttausend Mütter in der 1945 auf eine knappe halbe Million Menschen geschrumpften Bevölkerung Münchens leisteten im Kleinen Aufbauarbeit, indem sie für ihre Kinder und sich halbwegs bewohnbare Quartiere improvisierten. Diese Tätigkeiten gehört zum Bild der "Trümmerfrau" ebenso wie das Beladen und Schieben von Schmalspurwaggons und das sprichwörtliche Steinklopfen, also das Nutzbarmachen von Ziegeln zerstörter Gebäude."

     

    Die beiden grünen Damen verachten wohl die Menschen, die sich und ihre Familien in unbarmherzigen Zeiten durchschlagen mussten und keine Nazis waren. Aber was tut man nicht alles für öffentliche Aufmerksamkeit. Jetzt tun sie so, als seien sie die Opfer. Erbärmlich.

  • G
    gerd

    na hoffentlich kommt jetzt nicht noch der fahradschiebende villenbewohner mit dem sek, weil ihn ein dreikäsehoch mit fischfutterkügelchen beworfen hat.

     

    mit sowenig "drüberstehen" machen sich die grünen spiesser aber ganz schön lächerlich

     

    als reaktion auf diese nummer hätte man super was draus machen können - aber so: eigentor liebe grüne, ihr seid ja mittlerweile spiessiger als ein niederbayerischer csu kreistagsabgeordneter

     

    setzen - sechs...

  • L
    Leserin55

    „feigen Angriff aus der Anonymität heraus“

    .

    Ein Glück das die den GRÜNEN nahen militanten ANTIFA-Verbände bei ihren illegalen Aktionen immer Namen und Anschrift hinterlassen. Oder die Grüne Jugend, als sie die AfD einzuschüchtern versuchten.

    Wie dummdreist sind diese Grünen eigentlich?

    • L
      Leser56
      @Leserin55:

      "Grünen-nahe Antifa-Verbände" ???

       

      Da hat wohl jemand keine Ahnung von der politischen Ausrichtung der Antifa(s). -.-

  • U
    Unappetitlich

    Zunächst eine dumm-arrogante Aktion der Grünen. Strafbarkeit kann ich aber ebensowenig erkennen wie bei der Gegenaktion. Ob es sich bei den Initiatoren nun um überaus unappetitliche Reche handelte oder nicht. Oder wollen die Grünen nun jegliche unangemeldete Transparentakion kriminalisieren? Wenn das mal nicht nach hinten losgeht.

  • G
    gast1

    Büro wurde mit einem Stofftransparent zugehängt.

     

    Das ist noch alte Schule.

     

    Gemeinhin wird doch von den "Aktivisten" bei anderen Gelegenheiten die ganze Stadt mit Aufklebern zugekleistert.

  • Die Jungen Nationaldemokraten (JN/NPD) verschickte Kondome für „Ausländer und ausgewählte Deutsche“:

     

    http://www.taz.de/!123197/

     

    Diese verschicken die Jungen Nationaldemokraten (JN) per Post an Bundestagsabgeordnete, Minister und „Ausländerlobbyisten, die sich in der Vergangenheit besonders durch ihre volksfeindliche Heimatabwicklungspolitik hervorgetan haben“, so die Jugendorganisation der rechtsextremen NPD. Wer nicht ethnischer Deutscher ist oder etwa eine migrationsfreundliche Politik unterstützt, hat demnach sein Recht auf Fortpflanzung verspielt. Die JN legt diesen Menschen nahe, doch besser zu verhüten. Die Botschaft: Haltet die deutsche Rasse rein!

     

    Diese verbale Entgleisung und diese menschenverachtende rassistische diskriminierende rechtswidrige abstoßende Wahlkampagne verstößt unter anderem gegen Art. 2, Abs. I und II GG:

     

    (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

     

    (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

     

    Diese abstoßende Wahlkampagne verstößt zudem gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung (§4 des Bundesverfassungsschutzgesetz), dort insbesondere gegen Punkte 6 und 7.

     

    Außerdem verstößt diese „Wahlkampagne“ gegen Art. 1 (Menschenwürde) und 3, Abs. III (Diskriminierungsverbot) GG.

     

    Folglich lt. dem Art. 21 GG in Verbindung mit den vorgenannten Gesetzen wäre die Verfassungswidrigkeit der JN und somit der NPD beim geschilderten Fall gegeben. Darüber darf aber nur das Bundesverfassungsgericht entscheiden.

     

    Die Beweise sind eindeutig. Das und ähnliche Fälle könnten dem Verbotsantrag gegen NPD hinzugefügt werden.

  • Ein Viertel der Vorstandsmitglieder in Bund und Land sei rechtskräftig verurteilt wegen Delikten, die in Zusammenhang mit der Parteiarbeit stehen, zum Beispiel "Volksverhetzung".

     

    Der Berliner NPD-Chef gleich für eine ganze Reihe an Straftaten vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Volksverhetzung, Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen, Gewaltdarstellung, Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz - die Liste der Anklage ist lang.

     

    Hat die freiheitliche demokratische Grundordnung für NPD irgendeine Bedeutung?

  • Die NPD hat überhaupt keinen Respekt vor anderen politischen Parteien unseres Landes. Wir sind aber ein Land der parlamentarischen Demokratie. Wer das nicht verstehen will, gehört nicht in die Politik.

    • D
      DasNiveau
      @Stefan Mustermann:

      Parlamentarischer Respekt wird der NPD allerdings auch nicht zuteil. (Nicht das sie es verdient hätte...)

       

      "Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu."

       

      Und gerade ein leicht zu entferndens Banner mit "unbequehmen Wahrheiten" ist im Vergleich fast lächerlich.

  • nun ja, die Bueros von Pro Deutschland werden ja auch regelmaessig angegriffen, nicht zu sprechen von taetlichen Angriffen sogenannter "Antifaschisten" auf Politiker und rechtschaffended Buerger, bis hin zur Bedrohung von Familienmitgliedern, Auto anzuenden und Haus beschmieren inc. Das ist zwar nicht zu begruessen, aber solche Sachen haben in der Regel 2 Seiten.

    • @Rudi VII:

      Warum verfügen die Freaks von Pro Deutschland eigentlich immer nur über eine so rudimentäre Version ihrer Muttersprache?

    • @Rudi VII:

      Bitte belegen Sie Ihre Aussage, wenn sie stimmen sollte. Ansonsten ist Ihre schwere Anschuldigung zu unterlassen.

       

      Ich frage mich, ob der Name Ihrer Partei „PRO DEUTSCHLAND“ gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verstoße?

       

      Die Andeutung liegt nahe, PRO DEUTSCHLAND könnte bedeuten: „Stimmt bei den Wahlen für uns, wenn Ihr für unser Land, also für Deutschland seid! Demnach wären die anderen Parteien etwa gegen Deutschland??? Das sollte geprüft werden und gegebenenfalls müsste der Name unter Umständen korrigiert werden.

      • A
        Anti-Antifa
        @Stefan Mustermann:

        @Stefan Muster - bitte unterlassen Sie es sich als noch dämlicher hinzustellen, als Sie schon ohnehin wirken.

  • GH
    Grüne halt

    In München fand keine "Diskussionen über Trümmerfrauen" statt, da es dort nicht möglich ist zu diskutieren ohne massiv Ärger zu bekommen. Meine Eltern kennen noch Leute, die als Trümmerfrauen München aufräumten. Die NSDAP-Mitgliedschaft war bei den meisten wie die SED-Mitgliedschaft in der DDR. Wenn heute eine Partei mit Kinderschändervergangenheit, RAF-Sympatisanten-Vergangenheit und Leuten die entweder Mao oder Stalin verehrten wenn nicht gar in K-Sekten Pol-Pot zur guten Arbeit gratulierten nun über Trümmerfrauen urteilt, dann ist das peinliche Doppelmoral. Solche Leute sind weder moralische Autoritäten noch in der Position Leute zu verurteilen. Die Spontis von gestern stellen Strafanzeigen wenn ihnen das widerfährt was sonst so lustig ist. Sollten wirklich Neonazis hinter der Aktion stecken, dann wird es Zeit solche Sachen selbst zu übernehmen und nicht Nazis zu überlassen. Die Grünen müssen sich ändern oder als Spießeraltlast unter 5% endgelagert werden.

  • BS
    Ba sowas

    Die Grünen geben die verfolgende Unschuld.