Grünen-Fraktionschefin tritt zurück: „Eine brutale Entscheidung“
Antje Kapek legt den Fraktionsvorsitz der Berliner Grünen nieder. Die Gründe seien persönlicher Natur – Koalitionskrach gebe es nicht.
Kapek, die ihr Mandat als einfache Abgeordnete behalten will, betonte, ihre Entscheidung falle „ausschließlich in den Bereich Persönliches“. Weder in der rot-grün-roten Koalition noch in der eigenen Fraktion habe es einen Auslöser für ihre Entscheidung gegeben.
In einer kurze Zeit später verschickten Erklärung von Kapek hieß es dann allerdings auch mit Blick auf die gerade zurückliegende Koalitionsbildung: „Der Wahlkampf, die Koalitionsverhandlungen und die politischen wie privaten Auswirkungen der Coronapandemie haben bei mir mentale und physische Spuren hinterlassen.“
Die Grünen hatten ihren Fraktionsvorstand erst vor gut einem Monat neu gewählt und dabei das langjährige Duo aus Antje Kapek und Silke Gebel im Amt bestätigt. Kapek, die seit 2011 im Abgeordnetenhaus sitzt, führte die Fraktion insgesamt fast zehn Jahre lang, zu Beginn noch gemeinsam mit der späteren Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Die politischen Arbeitsschwerpunkte der studierten Geografin liegen im Bereich Umwelt- und Verkehrspolitik sowie Stadtentwicklung.
Co-Vorsitzende Gebel, die am Dienstag ebenfalls sichtlich konsterniert wirkte, soll nun vorerst die Geschicke der Fraktion alleine führen. Es solle aber weiterhin eine Doppelspitze geben, hieß es. „Wir haben als Team fünf Jahre lang sehr gut funktioniert“, sagte Gebel. „Insofern bin ich emotional durchaus angefasst.“
Insbesondere aus den Reihen des linken Koalitionspartners kam am Dienstag viel spontane Anerkennung für die Kreuzbergerin Kapek: „Respekt für diese Entscheidung und danke für die Zusammenarbeit, die ich sehr geschätzt habe“, twitterte der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Niklas Schrader. Aber auch aus den Reihen der Opposition zollte man Kapek Respekt: „Danke für die menschlich immer gute und respektvolle Zusammenarbeit“, hieß es vom parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Stefan Evers.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland