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Grüne und Agenda 2010Aufgeweichte Erinnerung

Jürgen Trittin behauptet plötzlich, die Grünen hätten Hartz IV eigentlich nur zusammen mit Mindestlöhnen gewollt. Das kann leider nur niemand bestätigen.

Gedächtnisverlust? Jürgen Trittin. Bild: dpa

BERLIN taz | Die laufende Agenda-2010-Gedächtnis-Woche strapaziert auch das Erinnerungsvermögen vieler Grüner.

Gefragt, warum eigentlich nur die SPD die Prügel für die vor zehn Jahren von Kanzler Gerhard Schröder angekündigten Sozialreformen bekommen hätten, erklärte am Dienstag der grüne Spitzenkandidat Jürgen Trittin der hannoverschen Neuen Presse: „Wir haben bis zum Schluss dafür plädiert, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu verknüpfen mit einem gesetzlichen Mindestlohn. Das ist damals von der Sozialdemokratie […] blockiert worden.“

Darüber dürfte sich nicht nur die SPD wundern. Diese ärgerte sich noch bis zum rot-grünen Ende 2005 über den grünen Slogan, wonach die Grünen der wahre „Reformmotor“ der Koalition seien. Die einfühlsamere Variante dieses Spins lautete, die SPD habe eben Probleme wegen ihrer rückwärtsgewandten Klientel.

Auch manche Grüne aber erinnern sich anders. „Eine Legende – leider“, nennt etwa der Europapolitiker Werner Schulz die Aussage Trittins. Schulz, damals wirtschaftspolitischer Sprecher, gehörte ab 2002 zu den Kritikern der Hartz-Reformen und verweigerte diesen im Bundestag – am Ende als einziger Grüner – seine Stimme. Seine ParteifreundInnen erläuterten sein Verhalten gern damit, er sei halt sauer, weil er nicht Fraktionschef geworden sei. „Der Mindestlohn war damals kein Thema“, sagt Schulz heute. „Das war eine verpasste Chance.“

Neben Schulz hatten sich bei der SPD wie bei den Grünen eine Handvoll Leute quergestellt, nachdem im Sommer 2003 das Kabinett die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe – „Hartz IV“ – beschlossen hatte. Das Abrutschen der Löhne müsse verhindert werden, war eine ihrer Forderungen. Vor der Abstimmung im Bundestag am 17. Oktober 2003 gab es Termine zum Tee beim Kanzler. Ergebnis: Arbeitslose sollten einen Job nur annehmen müssen, wenn der „ortsübliche“ Mindestlohn beachtet werde. Was darunter zu verstehen war, blieb völlig offen.

Grüne Minister mischten sich nicht ein

Dann aber folgte erst die Schlacht im Unions-dominierten Bundesrat. Die frisch errungenen Verbesserungen flogen, wie zuvor von der CDU angekündigt, wieder aus dem Gesetz. Hierbei spielten die Grünen dann in der Tat keine Rolle mehr, denn die entscheidenden Gespräche wurden nur unter SPD- und Unions-Spitzen geführt. Grüne Minister – darunter Trittin – mischten sich nicht ein.

Der einzige grüne Abgeordnete, der damals trotz allem einen „gesetzlichen Mindestlohn“ forderte, war der Sozialpolitiker Markus Kurth. Er blieb damit freilich allein, bis die Grünen 2005 in die Opposition gingen. Heute sagt Kurth: „Immerhin war der Streit der Auftakt der Mindestlohndebatte.“

Anmerkung der Redaktion: Bei der allerletzten Bundestags-Abstimmung zu Hartz IV am 19. Dezember 2003 war Werner Schulz nicht – wie im Text angedeutet – der einzige Grüne, der seine Zustimmung verweigerte. Auch Jutta Dümpe-Krüger, Winfried Hermann, Peter Hettlich, Markus Kurth, und Hans-Christian Ströbele stimmten mit Nein. Besonders umstritten waren damals die Zumutbarkeitsregelungen für Arbeitslose, einen Job anzunehmen. Wir bitten um Entschuldigung.

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29 Kommentare

 / 
  • A
    Adler

    Die Partei B 90 / Die Grünen und die SPD haben mit der Agenda 2010 bis heute das Leben vieler Millionen Menschen zerstört. Und Herr Trittin war damals vorn mit dabei.

     

    Auh die MitarbeiterInnen in den Jobcentern leiden unter dem perversen System, außer sie sind SadistInnen.

     

    z.K.

    "Und die Bundesagentur für Arbeit schaut zu!

    von Inge Hannemann

     

    Sehr geehrte Bundesagentur für Arbeit,

     

    wie viele Tote, Geschädigte und geschändete Hartz-IV-Bezieher wollen Sie noch auf Ihr Konto laden? Wie viele Dauerkranke, frustrierte und von subtiler Gehirnwäsche geprägte Mitarbeiter wollen Sie in Ihrem Konstrukt “Jobcentermaschine” durchschleusen?

     

    Fragen, die mich als Jobcenter-Mitarbeiterin bewegen. Fragen, auf die ich keine Antwort erhalte. Und Fragen, die öffentlich diskutiert werden sollten. Das Internet quillt über von Meldungen über verhungerte, selbstmörderische und schwerst gekränkte „Hartzer“. Nicht geringer sind anonyme Aussagen und Berichte über Jobcenter-Mitarbeiter, welche dem Druck, die gewollte Unmenschlichkeit gegenüber den Leistungsberechtigten auszuüben – und der Erfüllung von Quotenkollonen – nicht mehr gewachsen sind. Anonym, aus Angst vor Repressalien und Kündigung durch die Zentralen der Jobcenter oder “Ihrer” Behörde. Sind doch gerade einzelne Projekte mehrheitlich mit befristeten Arbeitsgehilfen besetzt. Ein Umstand, der jedem Befristeten eine eigene Unsicherheit beschert. Und diese trägt er oder sie eben nach außen. Wie soll ein selbst Befristeter innere Sicherheit vermitteln? Und wie soll ein Befristeter mit der ständigen Unsicherheit umgehen, der nächste Tag könne der letzte sein? So agieren die meisten stets linientreu, kopf- und statistikgesteuert – immer mit der Hoffnung, noch am letzten Tag ihrer Befristung eine begnadete Verlängerung zu erhalten.

     

    Dies könnte natürlich auch Kalkül sein! Frischfleisch, – ohne die Chance zu erhalten, das System zu durchschauen – und die Angst vor der eigenen Arbeitslosigkeit, lässt Menschen agieren ohne Sinn und Verstand. Ein bundesweites Marionettenspiel für mehr als sechs Millionen Erwerbslose. Nur komisch, dass kaum einer – außer den “Reglern” selbst – klatscht. Auch Zugaben werden nicht gefordert (...)"

     

     

    Aus: https://altonabloggt.wordpress.com/2013/02/19/und-die-bundesagentur-fur-arbeit-schaut-zu/

     

    -----

    Jobcenter-Mitarbeiterin kämpft gegen Hartz IV

     

    Hartz IV Interview mit Inge Hannemann

     

    "Friedlich und konstruktiv gegen diese gewollte Abhängigkeit im System von Hartz IV und deren Umsetzung"

     

    Offenbar sehr zum Missfallen ihres Arbeitgebers engagiert sich Frau Inge Hannemann, Jobcenter-Mitarbeiterin aus Hamburg, mit ihrem Blog gegen Sanktionen und Ungerechtigkeiten im Hartz IV-System. Sie tritt öffentlich bei Veranstaltungen auf, weigert sich Strafen gegen ihre „Kunden“ auszusprechen und solidarisiert sich aktiv mit Betroffenen. Am Freitag sollte eine Anhörung seitens des Arbeitgebers stattfinden. Dazu hatte die Behörde kurzfristig eingeladen und dann überraschenderweise ebenso wieder schnell ausgeladen. Was ist passiert? Wir haben bei Frau Hannemann direkt nachgefragt:

     

    http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/eine-jobcenter-mitarbeiterin-kaempft-gegen-hartz-iv-9001333.php

  • M
    mdarge

    Endlich ein Artikel, der die Realität anerkennt: "Hierbei spielten die Grünen dann in der Tat keine Rolle mehr, denn die entscheidenden Gespräche wurden nur unter SPD- und Unions-Spitzen geführt."

     

    Was immer die Grünen zu Hartz4 gesagt oder beschlossen haben, ohne entscheidende Abstimmungen mit der Vertrauensfrage zu verknüpfen, hätte Schröder sie nie durchgebracht. Warum das in der öffentlichen Diskussion zum Grünen Projekt wurde, weiß nur die Strategie-Kommission der Union. Gebetsmühlenartig stehen hier CDU und Linke im selben Lager. Es muss nur oft genug gesagt werden, dann wird Trittin zum Erfinder von Alg2. Tatsächlich hatten viele, wie Katrin Göring-Eckhard, Rosinen im Kopf, glaubten nur an die positiven Wirkungen. Doch auch Schonvermögen wurden mehrfach auf Antrag der SPD gekürzt. Der Meister mit achtzigtausend Erspartem, die Reste der einstigen Firma, war schon immer das Feindbild der Partei vom Genossen Geselle. Dem typischen SPD-Wähler mit Hauptschul-Abschluss klingt es einfach unmoralisch, Kapital zur Existenzgründung anzusparen. Ob kleine Baufirma, Einzelhandel oder Freiberufler, diejenigen, die sich Selbständig machen, um selber als Ausbeuter tätig zu werden, müssen Feinde der Arbeiterklasse sein. Ihr Vermögen von der Arbeitsagentur einziehen zu lassen, muss daher gerecht sein. Union und FDP konnten sich darüber nur ins Fäustchen lachen. Den konsternierten Grünen blieb die Spucke weg. Daher meldete sich niemand zu Wort.

  • B
    Bill

    Gegen grünen-hämische Legendenbildung + wahrheitswidrige Zitierkarusselle !

     

    Entgegen der Darstellung dieses TAZ-Artikels stimmten in den entscheidenden namentlichen Abstimmungen des Bundestages am 19.12.2003 - neben Werner Schulz - auch folgende Abgeordnete der Grünen gegen Hartz IV:

     

    Jutta Dümpe-Krüger, Peter Hettlich, Winfried Hermann, Markus Kurth, Hans-Christian Ströbele.

     

    Dies ist für jede/n Unvoreingenommene/n allseits nachzulesen im Stenographischen Protokoll über die 84. Sitzung des Bundestages (Protokoll-Seite 7386 B / 7389 D / 7391 D) zu TOP 7

    ("Viertes Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt")

    bzgl. des (verschlechternden) Entwurfs des Vermittlungsausschusses idF BT-Drs. 15/2259 :

     

    http://www.dip1.btg/btp/15/15084.pdf#P.7389

     

    http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/15/15084.pdf#P.7391

  • HD
    heul doch...

    …Herr Trittin, ich heul mit, aber ich habe einen Grund und die heißt Armut!

    Wer unter Gedächtnisverlust leidet, sollte in Rente gehen und kein Ministeramt anstreben! Warum steht ein Politiker grundsätzlich nicht zu dem was er mal gesagt oder gemacht hat? Adenauer soll mal gesagt haben,"was kümmert mich mein dummes Geschwätz von Gestern", oder war es Erhard? Egal!

    Und wie geht`s denn so bei "Bilderberg" Herrr Trittin?

     

    Es waren und sind alle Parteien an "Hartz" beteiligt (außer den Linken). Und Brandstifter war die SPD und in deren Gefolge die Grünen! Was "Hartz" bedeutet ist doch klar oder?

     

    Keinen Tabak, keinen Alkohol, kein Auto, keine Ferien, kein Haustier, keine Reinigung, keine Blumen, keine Brille = kein Leben!

    Habe ich was vergessen? Keinen Porsche, na gut einverstanden, ach ne, wieso eigentlich, wem gehört die Welt?

     

    Wenn man diese Positionen mit einrechnen würde, MÜSSTE der Satz zum Leben um einiges erhöht werden. Nun finde mal einen Anwalt, der das mit dir durchkämpft, denn in Deutschland heißt Recht bekommen erst mal bezahlen…und wer will auch schon höhere Sätze für die Sklaven der Nation? Mal gerade 40% der Bürger wären für eine Änderung, denn Arbeit muss sich ja lohnen und das kann Arbeit nur, wenn die jemand anderes billiger macht!

     

    Also, was kümmert mich mein dummes Geschwätz von Gestern, ich fordere die sofortige Abschaffung von Spekulation auf Lebensmittel, Energie, Immobilien, Renten…

    Spekuliert doch mit eurem eigenen Leben ihr sozialschmarotzenden Geldsäcke und leistet erst mal was, denn wer nur Geld schmarotzt braucht auch nicht essen! Und schickt den Trittin in seinen wohlverdienten...

  • C
    Cassandra

    Ob Jürgen Trittin jemals für die eigene Arbeit einen Mindestlohn von 8,50 € als Vision kalkulieren musste?

    Vor 30 Jahren war solch ein Tauschhandel nicht einmal mit dem Einfluß von einem leckeren Graserl in Sicht. Und 2013 wird er wohl kaum zum Aufstocker werden mit seinen Volksvertreter-Diäten und der nachfolgenden Lebensleistungsrente.

  • C
    Celsus

    Und es ist auch sachlich falsch, was da Trittin jetzt für die Grünen behauptet. Schließlich ging es im Gesetzgebungsverfahren ja gerade darum, Menschen zur Senkung der Arbeitslosenquote dazu zu zwingen, jede auch noch so unverlockende Arbeitsgelegenheit mit schlechtestem Gehalt und schlechtesten Arbeitsbedingungen anzutreten.

     

    Damit wollten die Grünen den Spitzensteuersatz senken können und auch ihre Chancen der Wiederwahl wegen sinkender Arbeitslosigkeit erhöhen. Das Wohlergehen des Stimmviehs war nebensächlich.

     

    Eine Ausnahme von den Sperrzeiten bei schlechter Bezahlung von unterhalb 8,50 € war zu keinem Zeitpunkt auch nur angedacht worden. Jobs mit einer Mehraufwandsendtschädigung von etwas über 1 Euro sollten gar angetreten werden. Das hatte auf breiter Front lohnsenkende Auswirkungen. Die Schere zwischen arm udn reich wurde weit geöffnet. Wer hat sich da bitte bei den Grünen Sorgen drum gemacht?

     

    Sowohl bei SPD als auch bei den Grünen waren die Besorgten eine Minderheit. Eine nicht so kleine Minderheit, dass das die Grünen im jetzigen Wahlkampf nicht interessieren würde. Die sind zum Teil auch bei den Grünen ausgetreten und noch mehr wählen die Grünen nicht mehr und wollen das auch nie wieder tun.

     

    Und einen Mindestlohn würde es bei höheren Zahlungen von Arbeitslosengeld II und Abschaffung der SPerrzeiten gar nicht mehr brauchen. Warum wird das verschwiegen? Eine wohl noch unpopuläre Wahrheit.

  • JK
    Juergen K.

    25 % der Bevölkerung mussten SÄMTLICHES Vermögen auffressen,

     

    weitere 25 % kaben KEINERLEI Vermögenszuwachs.

     

    Immerhin !!!

  • G
    Gonzi

    Leider ist die Gegnerschaft gegen Lohndrückerei und willkürliche Ausbeutung nicht so klar an die Öffentlichkeit getragen worden,

     

    Sie verstehen, was ich meine Herr Trittin?

  • R
    ridikule

    @von uwe100:

     

    KORREKT

     

    ps … und als MarabuBlondie wie son Hagestolz aufm Bahnhof jeden anwanzen:

    Hallo? Haloo - ich bin's, der Jürgen - von den Grünen!Hallooo…

    Wie krank-albern ist das denn, alter Schrägschisser!

  • S
    sigibold

    "Das Habe ich getan!" sagt mein Gedächtnis

    "Das kann ich nicht getan haben!" sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Schließlich gibt das Gedächtnis nach. ( aus 'Also sprach Zarathustra", Friedrich Nietzsche )

  • S
    steffen

    Grüne sind quasie die erste rein populistische Partei seit dem zweiten Weltkrieg.

     

    Jeder Anlass wird genutzt um mit geballter Kraft bambule zu machen, um am Wählerwillen vorbei die eigene Politik durchzusetzen.

     

    Was aber besonders schlimm ist sind die Ausfälle einer Frau Roth in Anbetracht der tausenden von Toten durch das Erdbeben und dem folgenden Tsunami.

     

    Sprich bei den Grünen wird dem eigenen Dogma alles geopfert. Und die Wahrheit stirbt zuerst.

     

    P.S. Arbeiter haben noch nie GRÜN gewählt...seit HARTZ-IV ist deutlich geworden das sie damit richtig lagen.

  • T
    T.V.

    Ja der Trittin. Kommunist fürs Volk, Opportunist im Hinterstübchen.

  • EM
    Eric Manneschmidt

    Auch ein Mindestlohn würde die Sache nicht besser machen, weder damals noch heute. Das einzige, was hilft, ist eine bedingungslose materielle Absicherung eines jeden Individuums, irgendwelche Verrenkungen über Erwerbsarbeit funktionieren einfach nicht.

     

    Siehe auch

    http://www.piratenpartei-hessen.de/piratengedanken/2013-01-22-der-mindestlohn-und-die-bruecken-technologie (zum Thema Mindestlöhne)

     

    https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2013/_02/_05/Petition_39757.nc.html (aktuelle E-Petition zur bedingungslosen Grundbedürfnissicherung)

  • A
    axel

    Lesenswert dazu:

     

    "Die Agenda 2010 – Begründung und Legitimationsbasis für eine unsoziale Politik"

    Von Christoph Butterwegge

     

    Nachdenkseiten, 13.03.13

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=16494

  • KK
    Karl K

    @von Jörg Rupp:

     

    Tja - Träume sind Schäume! träum weiter.

    Gut - daß gerade zu den hier relevanten Fragen

    es die Frauen in der taz gibt; sie tragen schnörkellos

    die Fahne ihrer unbestechlichen Vorgängerinnen

    - wie die Mütter des Grundgesetzes - weiter.

     

    Mit B.B. "… Schröder allein? hatte er nicht wenigstens einen

    grünbefrackten Kellner dabei?"

     

    Jupp, Jürgen et al - er hatte!

  • J
    Jürgen

    Die Grünen sind zur Volkspartei geworden. Mit dem Ziel: Stimmen erhalten um jeden Preis. Da kann gelogen werden, oder gegen eigene Prinzipien verstoßen werden. Vollkommen egal!

     

    Einen professionellen Politiker würde doch keiner mehr ernst nehmen würde er nicht lügen. Das gehört zum Geschäft!

     

    Nur meine Stimme kriegt Ihr nicht!

  • T
    Trittihn

    Was man nicht alles tut, um regieren zu können. Die Vergesslichkeit des Souverän gibt ihm recht, die Dinge nach belieben zu verdrehen. Gorleben hat ihn nicht vergessen!

  • W
    Wutmensch

    DIE GRÜNEN, eine verlogene Mischpoke!

    Wie die Melonen: Außen grün, innen pseudorot, im Kern aber tiefschwarz!!!

     

    Ich hoffe nicht, dass sich DIE LINKE vor dem SPD-GRÜNE Karren einspannen läßt, sonst ist sie auch nicht mehr wählbar!

  • U
    uwe100

    Jürgen Trittin ist den Älteren bekannt als Göttinger Kommunist. Das ist die Sorte von Politiker, die Wasser und Öffentlichen Nahverkehr predigen, während sie auf dem Rücksitz ihrer chauffeurgesteuerten Limousine Champagner schnabulieren.

     

    Zur Erinnerung: Jürgen Trittin war bereits in Hannover der treue Vasall und Lakai des damals aufstrebenden Gerhard Schröder.

     

    Und schon damals verschwanden Bürgerrechte etc., mit denen die Grünen im Wahlkampf geprahlt hatten, nach der Wahl in der Grünen Tonne, weil Gas-Gerd darauf keinen Bock hatte und Jürgen sein gut dotierter Posten an Gerds Seite (oder besser: zu Gerds Füßen), sein Dienstwagen udn all die anderen Annehmlichkeiten eines Polit-Kaders zu Gerds Diensten wichtiger waren als jene Bürgerrechte etc. , für welche Kommunisten üblicherweise nicht so schwärmen, und die auf finanziell und gesellschaftlich einem Politiker keinen direkten Vorteil bringen.

     

    Für Gas-Gerd war der rote Jürgen schon damals nur der Steigbügelhalter, und als er dann in Niedersachsen die absolute Mehrheit holte, war von Jürgen und Anhang nicht mehr die Rede.

     

    In der rot-grünen Regierungs-Koalition ging das munter so weiter:

     

    Deregulierung der Finanzmärkte und Öffnung Deutschlands für Hedgefonds und sonstige Heuschrecken, Öffnung des Arbeitsmarktes für Lohnsklaven aus Osteuropa, Hartz 4 als Kampfansage gegen die untersten der Gesellschaft, in deren Anwesenheit sich Gas-Gerd (mit Cohiba und Armani) als echter Parvenü nicht so recht wohl fühlte -

    Der Genosse der Bosse und seine beiden Lakaien Joschka und Jürgen, die Gerd und seinen Freunden aus der Vorstands-Etage jeden Wunsch von den Augen ablasen.

     

    Ein kleiner Merkspruch für alle, die die Machenschaften von Gerd, Joschka und Jürgen bereits auf dem Gedächtnis verdrängt haben.

     

    Wer hat uns verraten?

    Sozialdemokraten!

    Aber wer war immer mit dabei?

    Die grüne Partei!

  • JK
    Jörg Krauß

    Und bei den Kampffliegern über Belgrad, wäre es nach den Grünen gegangen, durften keine Raketen und Munition ab Bord sein. Schon klar Herr Trittin.

  • U
    Ute

    Aus Solidarität mit den heutigen Ansätzen, die Entscheidungen der Vergangenheit verbessern zu wollen, möchte ich nachfragen, welche Rolle der Bundesrat für die Gesetze gespielt hatte.

     

    Ich weiß nicht, ob und wie weit Trittin damals tatsächlich eine innere Opposition in sich getragen hatte, aber nun sollte er die Umfragen ernster nehmen die wieder einmal zeigen, eine Politik jenseits von schwarz-gelb ist nur möglich, wenn man sich einer Zusammenarbeit mit der Linken nicht verschließt.

     

    Aussagen dazu wären ein Prüfstein für Läuterung und Wahrhaftigkeit – vor den Wahlen und natürlich auch danach.

  • JR
    Jörg Rupp

    Im grünen Grundsatzprogramm von 2002 kann man nachlesen: "Wir wollen nicht den Weg der grenzenlosen

    Flexibilisierung gehen, weil "Working Poor" keine soziale Lösung sein kann."

    Das ist die Basis dessen, was wir heute benennen, warum wir einen Mindestlohn brauchen. Wir haben den Begriff in der Form nicht benannt, aber wir haben das Prinzip vertreten. Ob das der SPD gefällt oder nicht. Insofern: Trittin hat recht.

  • D
    D.J.

    Die Reform hatte einige Vorteile, ja, auch für de Betroffenen! (Nichtheranziehung der engsten Verwandten wie bis dato noch bei der Sozialhilfe, was bis dahin dazu führen konnte, dass ein Vierzigjähriger wieder von seinen Eltern abhängig wurde).

    Ein Aufstockersystem ohne Mindestlohn einzuführen, war aber handwerklich so ziemlich das Dümmste, was sich eine Regierung seit 1949 geleistet hat. War mir damals schon aufgefallen, wollte ich aber als zu dem Zeitpunkt noch Grünenfan (waren wir nicht alle mal jung?) nicht wahrhaben.

  • H
    Harro

    Der Mindestlohn ist eine Krücke. Er ist keine Therapie und keine Heilung. Mindestlöhne dürfte es in Deutschland eigentlich gar nicht geben, aber sie sind als Zwang mit der Agenda 2010, Hartz-IV und Leiharbeit in die politische Debatte gekommen. Ein Mindestlohn von 8,50 EURO bringt am Ende nur sehr, sehr wenig. Es wird übersehen, dass in Deutschland alles von 9,50 EURO plus strenge Überwachung eine Wirkung hätte.

     

    Dass 2003 und 2005 diese Debatte nicht in voller Härte geführt wurde, hat damit zu tun, dass damals die Agenda 2010 nicht als das verkauft wurde, was sie tatsächlich war: Eine Art bestrafende Sozialhilfe ohne Ausstiegsmöglichkeit. Die Hartz-Reformen wurden genau andersherum verkauft: Es wurde so getan, als ob die Arbeitslosen nun schneller, effektiver und nachhaltiger in Arbeit vermittelt würden. Dazu sollten die 'Ressourcen' massiv ausgeweitet und zugänglicher werden. Heute sind die meisten Jobcenter an zwei Werktagen für den Publikumsverkehr geschloßen und geöffnet sind sie an den drei verbliebenen Tagen nur von 8.00 bis 11.15 Uhr.

     

    Arbeitslose können auch nicht im Jobcenter Stellenangebote suchen oder Schnellbewerbungen per Email machen, sondern sie können dort nur am Tresen und bei ihren Vermittlern nach Termin vorsprechen. Jede öffentliche Bücherei bietet drastisch mehr Angebote als ein Jobcenter - selbst die alten Arbeitsämter waren drastisch besser, was Ressourcen, Vermittlung und Zugänglichkeit anging.

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Was ist mit Herrn Bütikofer, Frau Winkelmann? Ich dachte, der sei in diesem Bereich ein relevanter Akteur.

  • D
    Demokratie-Troll

    Trittin ist nicht der erste Politiker, den man bei einer Lüge erwischt. Da ist die Merkel schlauer, sie denkt gar nicht erst daran, sich um ihre vergangenen Irrtümer zu scheren und hat dieses opportunistische Verhalten sogar als ihren anerkannten Politikstil durchgesetzt. Dafür wird sie im Herbst dann wiedergewählt.^^

  • PR
    Philippe Ressing

    Bereits die Regierungs-Grünen unter Schröder/Fischer waren eine Mittelstandspartei. Das ganze wurde nur mit etwas linker Folklore garniert. Als soziale Partei haben sie sich folgerichtig nie profiliert, hatte man doch eher die Rolle einer neuen FDP im Visier. Auch Papa-Kretschmann fällt sozial bisher nicht auf. Wenn Tritin und Co. jetzt Geschichtsklitterung über ihre Rolle bei der Agenda 2010 betreiben, lässt dies für eine Neuauflage von Rot-Grün nichts erwarten. Bei ihrer den Müll trennende und Bio-Gemüse kaufende Wohlstands-Klientel interessiert man sich für Sozialkram eh nur wenig. Und so wird dann demnächst Claudia Roth - die Reinkarnation einer Grünen Inge Meysel - demnächst tränenreich um soziale Gerechtigkeit bitten. So langweilig!

  • V
    vjr

    Die Grünen haben bessere verdient als ihre Trittins & Co.!

    Klar, es gibt Poltiker/innen die leben dem berühmten Grudnsatz nach: "Was kümmert mich mein Geschätz von gestern" – und werden gewählt (oder "gewählt", siehe z.B. mehrdemokratui > Wahlrecht)

    ...hier der Ausschnitt aus Panorama–Sendung "Trittin nun im Wahlkampf und einst an der Macht": www.youtube.com/watch?v=rfSfrlmLJho

    ...auch Frau Künast (ab der Minute 4:13, 4:20), allerdings in guter Gesellschaft aller übrigen, im Panorama–Beitrag zur (Null-)Verantwortung der Politiker für die Griechenland-Abzocke: www.youtube.com/watch?v=SegcoM1YdyA

  • G
    Gerstenmayer

    So sind sie hält,die grünen,wenn es um die Wurscht geht leugnen oder verdrehen-

    Haben die auch vergessen dass sie meistbeteiligt waren an deutschen kriegsbeteiligungen? Auch mit der falschen Propaganda um fukushima von

    Claudia Roth zeigt sich deren wahres Gesicht