Großspenden für Umweltbewegungen: Geld braucht Kontrolle
Nicht sexy, aber nötig: Extinction Rebellion braucht Hierarchien, klare Regeln und eine Satzung, wenn die Bewegung langfristig erfolgreich sein will.
N atürlich darf die Bewegung Extinction Rebellion Spenden annehmen – auch Großspenden. Protestaktionen durchführen, Fachexpertise aufbauen, Netzwerke knüpfen, all das kostet Geld. Und auch Umweltaktivisten müssen Miete zahlen. Nur: Eine Graswurzelbewegung kann sie dann nicht bleiben. Geld braucht Kontrolle: Damit die Organisation das Geld für ihre Zwecke einsetzen kann und nicht der Geldgeber die Organisation für seine.
Um Spenden kontrolliert verwenden zu können, braucht sie Hierarchien, in denen transparente Entscheidungen fallen. Personen, die verantwortlich sind. Eine Satzung. Regeln. Wer große Geldsummen annehmen will, muss sich professionalisieren und landet am Ende dort, wo BUND, Nabu, Greenpeace oder Urgewald schon sind.
Dass viele der junge Wilden dort nicht hinwollen, ist verständlich. Sie setzen lieber Themen, dominieren die politische Debatte. Aber das wird sich erschöpfen. „Die Bewegung“ wird nicht 80 Prozent der Menschheit überzeugen, mal schnell das Klima retten und die Demos schließlich einstellen können. So funktioniert nicht mal die Demokratie im kleinen Deutschland – und der Rest der Welt schon gar nicht.
Irgendwann kommt das nächste Thema. Und dann? Dann wartet, an runden Tischen mit der Ministerialbürokratie, als Wildbienen zählender Rentner, als Geschäftsberichte analysierende Öko-Pfennigfuchserin die Umweltbewegung.
Auch deren etablierte Organisationen sind aus sozialen Bewegungen hervorgegangen. Neben Fridays for Future und Extinction Rebellion mögen die NGOs verstaubt wirken. Doch ob die Rebellen wollen oder nicht: Sie sind den Etablierten schon jetzt näher, als sie glauben. Sie stützen sich auf ihre Erkenntnisse, in ihnen finden sie ihre zuverlässigsten Verbündeten. Wenn es gut läuft, gelingt es Extinction Rebellion, ihre Kraft in eine Form zu gießen. Dann gibt es eine schlagkräftige NGO mehr, mit jungen Mitgliedern, breit verankert, solide finanziert. Arm ist eben nicht sexy.
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