Großflächige IT-Störung: Von wegen souverän
Die weltweite Störung hat gezeigt: In Sachen Digitalem sollten wir uns nicht abhängig machen. Quelloffene Software könnte hier ihre Stärke ausspielen.
M edizinische Versorgung, Banken, Flughäfen, Kommunen – durch zahlreiche Branchen zogen sich am Freitag und teils noch am Wochenende die Folgen einer IT-Störung. Warum die Auswirkungen so weltumspannend waren? Nun: Immer mehr Firmen setzen bei IT auf wenige spezialisierte Dienstleister. Die Finanzaufsicht Bafin warnte bereits davor, dass diese zunehmende Praxis eine Gefahr für das Finanzsystem darstellt – etwa bei einem Angriff.
Dass es nicht mal ein Angriff sein muss, sondern Menschen auch so ausreichend Fehler machen, zeigt der aktuelle Vorfall. Und er rückt zwei Themen in den Mittelpunkt, die angesichts der geopolitischen Lage gern von Politiker:innen gefordert, in der Praxis aber verschleppt werden: Resilienz und digitale Souveränität.
Zwar hat die Bundesregierung jüngst mit den Telekom-Konzernen ausgehandelt, den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei schrittweise zu ersetzen. Doch wenn eine Videokonferenz-Software für ein Ministerium gesucht wird, ein Cloud-Anbieter für eine öffentliche Stelle oder ein Office-Paket für Schulen – dann stehen am Ende oft doch wieder die Namen der großen US-Konzerne im Vertrag.
Lasst jeden Kundigen reinschauen
Und die EU ist Berichten zufolge gerade dabei, ein Förderprogramm für freie und quelloffene Software zu beenden. Also für Software, die ein Gegengewicht bilden kann zu kommerziellen Angeboten, die regelmäßig mit digitaler Überwachung und zahlreichen Abhängigkeiten einhergehen.
Schon klar: Das nächste große IT-Ding wird nicht aus Europa kommen, Förderprogramm hin oder her. Doch bei digitaler Souveränität geht es nicht um Disruption, also darum, einen Markt umzukrempeln. Sondern um Subsistenz. Also um die Frage: Was an Digitalem ist für unsere Gesellschaft so unverzichtbar, dass wir uns nicht abhängig machen sollten? Gerade hier kann freie, quelloffene Software ihre Stärken ausspielen. Weil sie den Sicherheitsaspekt quasi in ihrer DNA hat. Quelloffen heißt, jede:r Kundige kann reinschauen, Fehler finden, verbessern, anpassen. Wenn das nicht souverän ist – was dann?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau