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Größter Deal in der Geschichte der DBBahn verkauft Logistik-Tochter

Der dänische Konzern DSV übernimmt Schenker. Die Bahn baut mit dem Erlös Schulden ab. Ihr Aufsichtsrat und der Bund müssen noch zustimmen.

Bald ohne DB: Die Bahn verkauft ihre Logistik-Tochter Schenker Foto: Christian Charisius/dpa

Berlin afp | Die Deutsche Bahn hat den Verkauf ihrer profitablen Logistiktochter Schenker an den dänischen Konzern DSV besiegelt. Der Vorstand habe am Freitag einen entsprechenden Vertrag zur Veräußerung von Schenker an den dänischen Logistikkonzern unterzeichnet, teilte die Bahn am Morgen mit. DSV zahlt demnach 14,3 Milliarden Euro, inklusive der bis zum Vollzug des Geschäfts erwarteten Zinsen ergibt sich ein Gesamtverkaufswert von 14,8 Milliarden Euro.

„Der Verkaufserlös soll vollständig im DB-Konzern verbleiben und wird die Verschuldung deutlich reduzieren“, teilte die Bahn weiter mit. Der Transaktion müssen noch der Aufsichtsrat der Bahn sowie auch der Bund zustimmen, ein Abschluss wird „im Laufe des Jahres 2025 erwartet“.

Der Verkauf von Schenker sei „die größte Transaktion in der Geschichte der DB und ermöglicht unserer Logistiktochter eine klare Wachstumsperspektive“, erklärte Konzernchef Richard Lutz zu dem Geschäft. Die Bahn könne sich nun mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, vor allem die Schieneninfrastruktur in Deutschland. Zentrale Funktionen bei Schenker sollen demnach erhalten bleiben, auch am Standort in Essen.

Der Chef des dänischen Logistikkonzerns, Jens Lund, lobte das Geschäft als „strategischen Zusammenschluss mit erheblichen Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit“. Das werde langfristiges Wachstum sichern und nachhaltige Arbeitsplätze in Deutschland schaffen.

Auch DSV in Dänemark bestätigte das Geschäft. Zusammen kommen die beiden Unternehmen auf einen Umsatz von fast 40 Milliarden Euro und beschäftigen rund 147.000 Menschen.

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11 Kommentare

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  • Die Deindustrialisierung Deutschlands geht steil voran. Schenker verschenkt, und gäbe es nicht dieses ärgerliche Börsengesetz, dann hätten der Bund auch die Commerzbank am gleichen Tag verschachert. So müssen die Italiener von der Unicredit sich noch 3 Monate gedulden. So kann man die Schuldenbremse auch umschiffen.

  • Misswirtschaft spätestens seit Bahnchef Mehdorn auf der Bahnseite und Blindheit und Lobbyismus-Hörigkeit seitens der Bundesregierung bzw. vor allem der zuständigen Bundesminister haben dazu geführt, dass die Deutsche Bahn AG ihr Tafelsilber verscherbeln muss, um den Renovierungsstau beispielsweise im Schienennetz finanzieren zu können.



    In Japan gelingt es, Fahrpläne auf die Minute genau einzuhalten, während man sie hierzulande nur noch schätzen kann.



    Muss man mehr sagen?

  • Schenker wird für weniger als einen seiner Jahresumsätze verkloppt, nicht um Infrastruktur zu sanieren, oder in Technik zu investieren, nein um die Schulden um ein Drittel zu senken.



    ´Ja aber dadurch werden Finanzmittel frei , weil weniger Zinsen zu zahlen sind´ Nein, denn Lindner wird dankbar sein, kann doch der Bahnfinanzbedarf und die Bundesmittel somit gesenkt werden. Zumindest bis in wenigen Jahren die Schulden wieder so hoch sind - wegen fehlender Investitionen.



    Keine ökonomischen Heuschrecken, sondern Kartoffelkäfer werden zur Landplage: Alles lauter gelb - schwarze Nullen. Ich bewerbe mich als Bahnchef oder Verkehrsminister. Unfähigsein krieg ich auch hin, wenn ich mich bemühe: "Mein Ziel ist es, dass sich die DB AG auf ihr Kerngeschäft ... fokussiert" Das ist genauso intelligent, wie wenn McDonald´s das Frittenbraten aufgeben sollte, um sich auf Burger zu konzentrieren.

  • Man sollte die Profiterwartungen jetzt aber auch entsprechend senken.



    Ziel der Bahn ist nicht, den Bundeshaushalt zu retten, sondern die Grundversorgung und Infrastruktur für alle zu schaffen, auch für die ohne teures Auto und Führerschein. Profit kann also gar nicht das Hauptziel sein.

  • Die Autorin verkennt: Wahlberechtigung ist kein Instrument der Mitbestimmung. Echte Demokratie, unsere 'liberale Demokratie' und selektive Mitbestimmung sind sehr unterschiedlich .

    Unsere sogenannte 'liberale Demokratie' ist ein Wahlrepublik. Sie legalisiert den Zugriff einer (aus-)gewählten Elite auf die staatlichen Instrumente der Machtausübung. Wie andere Eliten auch, reproduziert sich diese Elite mittels Parteien, in denen sie sich organisiert, und engsten Verbindungen zu anderen Eliten in Wirtschaft, Kultur, Medien usw.

    Was zu erwarten ist, wenn eine solche Elite zum BürgerInnendialog, zur Mitbestimmung oder einem Bürgerrat einlädt, lässt sich ohne weiteres voraussagen: Was der Elite gegen den Strich geht, wird gestrichen. Was der Elite nicht schadet, darüber verspricht sie nachzudenken.

    Die Urform der (attischen) Demokratie verlangte von den Einzelnen Verantwortung für die Gesellschaft. Aus der Gesamtheit der zur Mitbestimmung Berechtigten wurden immer wieder neu per Los die bestimmt, die für alle verbindliche Entscheidungen trafen. Das Losverfahren und die häufigen Wechsel verhinderten die Ausbildung einer herrschenden Elite und parteipolitischer Lager.

  • Das ist auch aller-, allerhöchste Zeit !



    Bitter zwar, dass die Quersubventionierung dann wegbricht aber die Bahn hat auf der Autobahn definitiv nichts zu suchen.

  • DB Schenker hat mit dem Schienengüterverkehr, der im Geschäftsfeld DB Cargo organisiert wird, nichts zu tun. Das sollte vlt einmal erwähnt werden.

    • @Werner2:

      Was DB Schenker und DB Cargo, und Bahn AG usw. alles nicht miteiander zu tun haben und wie dann doch alles zusammenhängt, würde fast eine ganze Bibliothek füllen und zu Prüfungsaufgaben für Generationen taugen.

  • Soviel zum Thema LKW auf die Schiene.

  • Für Stuttgart 21 alleine reichen die 14 Milliarden vielleicht gerade so. Außerdem wäre es doch ungehörig, die Schenker Profite den privaten Eigentümern der DSV vorzuenthalten. Und je mehr Güter auf die Straße verlagert werden, desto höher der Profit. Warum sollte sonst ein Konzern eine solche Investition tätigen? Die sind doch nicht blöd.

  • Es ist erfreulich zu hören, dass die Deutsche Bahn ihre Tochtergesellschaft Schenker verkauft. In der Vergangenheit gab es immer wieder Probleme mit verspäteten oder defekten Lieferungen, was sowohl für Kunden als auch für die Branche insgesamt frustrierend war. Ein Verkauf könnte neue Perspektiven und Verbesserungen mit sich bringen, da der neue Eigentümer möglicherweise gezielt an den bestehenden Problemen arbeitet und innovative Lösungen anbietet. Solch ein Schritt könnte letztendlich dazu beitragen, den Service zu optimieren und die Effizienz zu steigern, was für alle Beteiligten von Vorteil wäre.