Größte Wasserschutzzone Europas: Madeira will mehr Meer
Portugal hat Europas größte Wasserschutzzone geschaffen. Dabei ist der Erhalt der Biodiversität der Ozeane weltweit mühsam. Beispiel: Südpolarmeer.
Die 21 unbewohnten Inseln wurden bereits 1971 zum Naturschutzgebiet erklärt. Der Archipel setzt sich aus zwei Inselgruppen zusammen, die etwa 15 Kilometer voneinander entfernt liegen. Sowohl an Land als auch im Meer kommen hier einzigartige Lebewesen vor.
Dazu gehören der bodianus scrofa, der Kugelfisch, sowie viele Arten von Seeigeln. Von den acht Meeresschildkrötenarten weltweit leben fünf in den Gewässern der Selvagens. Ihre Küstenregionen dienen als Aufzuchtstation, für viele Fische und Meeressäuger liegen die Inseln auf ihrer Migrationsroute zwischen den Kanaren, Madeira und den kapverdischen Inseln.
Insgesamt leben hier zehn Walarten, darunter die bedrohten Finn-, Pott- und Grindwale sowie der Große Tümmler. „Dieses neu eingerichtete Schutzgebiet wird sicherstellen, dass die Unterwasserbiodiversität des Selvagens-Archipels bewahrt wird und weiterhin gedeiht“, erklärt Paul Rose von der Meeresschutzorganisation National Geographic Pristine Seas, die sich für die Schutzzone eingesetzt hatte.
Kein Fischfang mehr
Rose leitete 2015 eine Expedition seiner Organisation zusammen mit den Stiftungen Waitt Foundation und Oceano Azul. Die Forschungsreise dokumentierte die Biodiversität rund um die Inseln. Seither warben sie für die Notwendigkeit eines Schutzgebietes. Portugals Regierung unter dem Sozialisten António Costa sowie die konservative Regionalregierung von Madeira konnten schließlich für das Projekt gewonnen werden. Alle Arten innerhalb des Schutzgebiets sollen vollständig vor Fischfang oder anderen Aktivitäten zur Gewinnung von Rohstoffen geschützt werden, erklärte Oceano Azul.
Miguel Albuquerque, Präsident der Regionalregierung
Madeira sei „in Sachen Naturschutzpolitik eine weltweite Referenz“, erklärte der Präsident der Regionalregierung, Miguel Albuquerque. Neben dem Natur- engagiert sich die Regionalregierung auch im Klimaschutz. Erst vor wenigen Tagen schloss der regionale Energieversorger EEM einen Vertrag mit einem Konsortium rund um Siemens. Große Batterien sollen Strom aus erneuerbaren Energieformen speichern. Damit wird künftig die Hälfte des Energieverbrauchs der Inseln aus nichtfossilen Quellen kommen.
Das neue Schutzgebiet ist für europäische Verhältnisse groß, aber im Weltmaßstab vergleichsweise klein. Meeresschutz ist ein mühsames Geschäft. Derzeit sind weniger als acht Prozent der Ozeane weltweit geschützt. National Geographic Pristine Seas fordert zusammen mit anderen, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent des Ozeans unter Schutz stehen sollen, um die Meeresvielfalt zu erhalten.
Doch viele Länder stellen wirtschaftliche Interessen über Biodiversität. So scheiterte erst im Oktober die 40. Konferenz der Kommission zur Erhaltung der lebenden Ressourcen der Antarktis (CCAMLR) im australischen Hobart einmal mehr an dem Plan, in der Südpolarregion das weltgrößte Meeresschutzgebiet einzurichten. Die beiden Großmächte Russland und China stimmten dagegen. Sie fischen in der Region vor allem Seehecht und antarktischen Krill. Letzterer ist die wichtigste Nahrungsquelle für viele Lebewesen wie Wale oder Pinguine. Die 25 Mitgliedssaaten der CCAMLR müssen einstimmig entscheiden.
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