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Grindr geht gegen Diskriminierung vorDating in nett

Die Dating-App Grindr startet eine Kampagne gegen Diskriminierung. Profil-Statements wie „Keine Fetten, keine Tunten“ werden nicht mehr toleriert.

Auf eine Einteilung in Weiß und Nicht-Weiß hat Grindr keine Lust mehr Foto: dpa

Berlin taz | Die erfolgreichste Dating-App für schwule und bisexuelle Männer, Grindr, geht künftig gegen diskriminierende Äußerungen in den Profilen der Nutzer vor. Äußerungen, die offen die Merkmale und Eigenschaften von anderen Nutzern diskriminieren, sollen laut den neuen Community-Richtlinien nicht mehr toleriert werden, beziehungsweise einer Überprüfung durch die Moderation unterzogen werden. Dies gilt beispielsweise für Profil-Statements wie „Keine Fetten, keine Tunten, keine Asiaten“.

Gleichzeitig startet die App unter dem Namen #KindrGrindr („Netteres Grindr“) eine Kampagne gegen Rassismus und Diskriminierung. „Wir stehen auf Diversität, Inklusion und Nutzer, die sich gegenseitig mit Respekt behandeln. Wir stehen nicht auf Rassismus, Mobbing oder andere Formen von toxischem Verhalten“, heißt es auf einer entsprechenden Aktionsseite. Niemand sei berechtigt, jemand anderen aufgrund seiner Ethnizität, seines Körpers, Alters oder HIV-Status niederzumachen.

Grindr-Sprecher Zac Stafford erklärte, dass er als Nutzer selbst bereits Erfahrungen mit Diskriminierung machen musste. „Ich bin mir bewusst, welche Probleme nicht-weiße und nicht-männlich auftretende Männer auf Grindr bekommen können“, sagte er in einem Statement.

Es geht selbstverständlich nicht darum, ein bestimmtes Begehren als diskriminierend zu kennzeichnen. Allerdings gibt es bestimmte ausschließende und abwertende Bezeichnungen, die unter schwulen und bisexuellen Dating-App-Nutzern sehr verbreitet sind. Grindr wünscht sich daher, im Profil eher anzugeben, auf was man steht, als anzugeben, auf was man nicht steht.

Diskriminierungserfahrungen im Video

Der Ursprung von pauschalen Ablehnungen liege „in der katalogähnlichen Versprechung solcher Plattformen“, vermutet der Queer-Referent der Ludwig-Maximilians-Universität München im Gespräch mit der Plattform dbna.de. „Erst einmal müssen diese Pauschalisierungen nicht rassistisch motiviert sein, auch wenn sie es dennoch oft sind“, so Aichberger weiter.

Im Laufe der Kampagne werden mehrere Videos veröffentlicht, um auf die genannten Probleme aufmerksam zu machen. Im ersten bereits veröffentlichten Video sprechen mehrere Personen über ihre persönlichen Diskriminierungserfahrungen, die sie beim Benutzen der Dating-App gemacht haben. „Du bist eine dreckige, widerliche Ratte aus Südasien“ oder „Nur Weiße!“, mussten sich die User aus dem Video beispielsweise anhören.

Im Video treten auch die aus „RuPauls Drag Race“ bekannte Dragqueen The Vixen, der Schauspieler Jai Rodriguez („Queer Eye“) und der Comedian Joel Kim Booster auf.

In den nächsten Wochen werden weitere Videos dazukommen, in denen Grindr-User über Bodyshaming, Transfeindlichkeit, HIV-Stigmatisierung und Weiblichkeitsshaming sprechen. Grindr reagiert mit der Kampagne auf jahrelange Vorwürfe und Nutzerbeschwerden, dass diese Probleme nicht ausreichend geahndet würden. Konkurrenten der App gehen bereits seit längerem konsequenter gegen diskriminierende Äußerungen vor. Zudem stand Grindr im April in der Kritik, da Nutzerangaben zum HIV-Status an Fremdfirmen weitergegeben wurden.

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7 Kommentare

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  • Ich gebe zu, ich habe Grindr oder den Artikel nicht ganz verstanden.



    Wenn da "keine Asiaten" nicht stehen soll und man stattdessen angeben soll, worauf man steht, dann wird da logischerweise auch mal "nur Weiße" stehen.

    Vielleicht ist s aber auch eine Frage der Übersetzung.

    • @rero:

      Denke das ist immer auch eine Frage wie man sowas formuliert (keine Fetten, Tunten, nur Weiße =/= suche schlank, männlich, kaukasisch), auch wenn es inhaltlich quasi das gleiche ist.

      @Zille



      Wäre schön, wenn Leute die wissen, wie sich Diskriminierung anfühlt, dass nicht selbst auch tun würden.



      Zeigt aber einmal mehr, dass Diskriminierung ein Phänomen ist, was sich in so ziemlich allen Bevölkerungsschichten, Kulturen und sexuellen Orientierungen wiederfindet.



      Liegt vielleicht auch daran, dass es einfacher ist, Menschen die anders sind oder anders denken als man selbst, auszugrenzen, als den Versuch zu wagen sie zu verstehen.

    • @rero:

      Ich habe das auch nicht verstanden und würde mich über eine Klarstellung freuen. Nicht dass man irgendwann aus PC Gründen Menschen daten muss auf die man nicht steht ;-)



      Ich hatte in meiner Naivität auch irgendwie angenommen, dass Menschen die einer Gruppe angehören, die häufig diskriminiert wird, weniger diskriminieren. Schade, dass dem nicht so zu sein scheint...

      • @Zille:

        Leider feit schwul zu sein nicht davor ein Kackspecht zu sein.

        Dies war schon bei der "schwulen Bundestagswahl" auf planetromeo ein Augenöffner: Die schwule Community wählte die AfD mit 12%. Das war ein Schock für mich.

        "Keine alten Säcke, keine Fetten, keine Tunten, keine Antwort = kein Interesse" sind Statements, die mich persönlich treffen. Dafür bin ich in den 70er Jahren nicht auf die Straße gegangen.

        Die "alten Säcke, die Fetten und die Tunten" haben nämlich die Situation geschaffen die es Euch möglich macht, Euch heute freier denn je fühlen zu können.

        Mein Traum war es, einmal Hand in Hand mit meinem Freund durch die Straßen gehen zu können. Inzwischen hatten wir schwule Ministerpräsidenten, Minister und Tagesschausprecher und man kann seinen Freund auch heiraten.

        "Keine Antwort = kein Interesse" gehört dahingegen schon zur "normalen" digitalen Unhöflichkeit, genauso wie "Ein-Wort-Chats" ohne Satzzeichen: "Bild"; "size"; "geil"; "ficken"; "Standort" (alles Fragen ohne Fragezeichen).

        Nicht oder kaum thematisiert ist dahingegen die Unsichtbarkeit der älteren, die in der, sich immer mehr ins Internet verlagernden Community, nur noch als zahlende "Sugardaddies" eine Daseinsberechtigung zu besitzen scheinen.



        Sichtbar ist man jenseits der 50 nur noch für TG-Boys ("Taschengeld", womit meist 50 bis 100 € pro Date gemeint sind) oder "Massage und Escort-Service", die dann gerne Stundenpreise von 100 - 300 € oder 500 - 1000 € für eine Nacht einfordern (wenngleich diese Preise doch wohl nur in wenigen Fällen real bezahlt werden dürften).

        Dazu kommt der Trend, dass Profile auf den führenden Datingplattformen immer kürzer, inhaltsleerer und schnellebiger werden. Profile ohne weitere Angaben werden erstellt, existieren oft nur wenige Stunden und werden wieder gelöscht. Alles schnell, schnell und "ex und hop" ist der neue Trend.

        Auch dafür bin ich damals nicht auf die Straße gegangen - aber es ist nun auch nicht mehr meine Sorge:Ich bin raus - in allen Belangen.

        • @Thomas Elias:

          Danke für die Antwort. Ich denke beleidigende Bezeichnungen wie fett und tuntig müssen meiner Ansicht nach nicht toleriert werden. Unhöflichkeit wie keine Antwort oder auch nicht beleidigende Einschränkungen des gesuchten (wie nur weiße und junge) können zwar sicherlich auch verletzend sein, sollten allerdings meiner Ansicht nach nicht geahndet werden. Wer sich sexuell und/oder partnerschaftlich so "einschränken" möchte ist selbst schuld bzw das ist seine/ihre persönliche Freiheit.



          Die Schnelllebigkeit, die mangelnde Bereitschaft des sich auseinandersetzen und derart "postmodernes" zieht sich leider durch viele Bereiche, wie auch bei Hetero Dating. Ich habe ja die Hoffnung, dass diese Generation diese -aus meiner Sicht- Fehler begeht um daraus zu lernen, zumindest schlafe ich so besser ;-)

  • Also schreibt Mann dann sowas wie "Nur richtige, weiße Männer, die fit sind und ihren Körper pflegen", und das ist dann nicht diskriminierend...

    • @Cededa Trpimirović:

      Ich glaube "richtige Männer" ist auch wertend bzw abwertend. "Biologisch mit männlichen Merkmalen geboren" oder sowas wäre vermutlich weniger diskriminierend.