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Griechischer Spielfilm „Pause“Erweckung im Groove der 50er Jahre

Die Regisseurin Tonia Mishiali lässt in ihrem Spielfilm „Pause“ eine Frau in den Wechseljahren gegen einen patriarchalen Ehemann rebellieren.

Außer hundert Beschwerden nichts Besorgniserregendes: Stela Fyrogeni in „Pause“ Foto: Olymp Film

Dieser verdammte Blauara. Sein regelmäßiges Krächzen begleitet die griechische Hausfrau Elpida (Stela Fyrogeni) von morgens bis abends. Sobald das Tuch vom Käfig genommen wird, schreit er los – und erinnert die Mittvierzigerin daran, wie ähnlich das Vogelleben ihrem eigenen ist: Ihr Käfig ist nicht aus Stahl und hat keine Gitterstäbe. Aber mehr als ein gefangener Papagei erlebt sie auch nicht.

Elpida, deren Name „Hoffnung“ bedeutet, ist seit dem Auszug der erwachsenen Tochter ausschließlich für ihren älteren Mann Costas (Andreas Vasiliou) zuständig – sie putzt, kocht und zählt ihm die Pillen ab, um nach einem kommunikationslosen Abend an zwei separaten Fernsehern (selbstverständlich muss Elpida Kopfhörer benutzen) neben seinem Schnarchen einzuschlafen und dem jungen Nachbarspärchen beim nächtlichen Sex-Stöhnen zuzuhören.

Der Arzt, den Elpida wegen undefinierbarer Symptome aufsucht, betet eine fünfminütige Menopausenliste von Nachtschweiß über Mundtrockenheit bis Panikattacken herunter. „Nichts Besorgniserregendes“, lautet seine Diagnose.

Erst als ein junger Anstreicher das Haus neu tünchen soll, in dem Elpida, Costas und Elpidas Freundin Eleftheria (Popi Avraam) wohnen, scheint die resignierte Frau, deren Hormone altersbedingt kräftig zulangen, endlich an Peggy Lees weise Lebensbejahung „Is that all there is?“ zu denken. Und – zunächst nur in grotesken Tagträumen ihrer Fantasie – neuen Mut zu finden …

Der Film

„Pause“. Regie: Tonia Mishiali. Mit Stela Fyrogeni, Andreas Vasiliou u. a. Griechenland/Zypern 2018, 96 Min.

Emanzipation altmodisch

Regisseurin Tonia Mishiali zeigt mit „Pause“ gute Absichten: Im besten und altmodischsten Sinne erzählt sie von einer Emanzipation. Eine Frau wehrt sich – wenn auch lange ohne die nötige Nachhaltigkeit – gegen die patriarchale Struktur, in der sie gefangen ist, sie rebelliert immer lauter, will immer deutlicher aus der lieblosen Ehe fliehen.

Stela Fyrogeni als Elpida verleiht ihrer Figur eingesunkene Schultern und einen sehnsüchtig-vorsichtigen Blick, der introvertiert, aber deutlich auf den ordinären Macho Costas fällt, wenn er das Essen reinschaufelt und sich beschwert, weil sie ihm nicht schnell genug die Moussaka nachlegt.

Doch der Film hat etwas Anachronistisches, das ihm Authentizität raubt: Elpida, Costas und die unbeschwert-frivole Elef­theria, die Elpida immer wieder aus dem unfrohen Küchenschabendasein herausholen will, wirken als Charaktere wie aus der Zeit gefallen.

Zu viel 50er-Jahre-Groove steckt im Setting, als dass man es wirklich glauben und darum mitfühlen kann: Ist eine Frau in einer griechische Stadt der Jetztzeit, die Mutter einer selbstständigen, erwachsenen Tochter und Oma einer Enkelin ist, die im Malkurs andere Menschen trifft, die eine moderne Freundin und ein eigenes Auto hat, tatsächlich derartig von allem depriviert?

Röhrenfernsehapparat mit Bildrauschen

Muss der Mann auch noch das Internet hassen und das Auto seiner Frau über ihren Kopf hinweg verkaufen? Muss sogar der Röhren-Fernsehapparat aus den 50ern stammen und nach Programmschluss graues Bildrauschen zeigen? Und warum erfolgt Elpidas Erweckung ausgerechnet durch einen anderen Mann?

Das ausgeprägte Machotum in vielen Teilen der griechischen Gesellschaft könnte Mishialis Geschichtengrundlage stärken – zudem gibt es Hinweise auf Elpidas Genese: Sie kommt aus der Fremde und „wurde mit Costas verheiratet“, sagt ihre Freundin, die Ehe war von Anfang an keine glückliche, Elpidas Frust insofern logisch.

Dennoch fällt einem die Empathie mit der schüchternen Frau, die konsequent farblose, beutelige Klamotten trägt, sich weder schminkt noch die Haare färbt und wie zu viele Heldinnen vor ihr ausgerechnet bei einem Disco-Karaoke-Besuch aus sich herausgeht, zunehmend schwer. Schade: Um sie auf diese ­Heldinnenreise zu begleiten, wären weniger Klischees mehr gewesen.

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