Gottschalk meets Gottschalk: "Das Imperium schlägt zurück"
Am 23. Januar fängt "Gottschalk live" in der ARD an. Das beliebteste Goldbärchen des deutschen Fernsehens übt schon mal vor der Presse - und macht das richtig gut.
Die Idee ist den beiden gekommen, als Thomas Gottschalk den damaligen MDR-Intendanten Udo Reiter "die Malibu Canyons vor mir hergeschoben habe". Aus Spaß wurde ernst, der Intendant im Rollstuhl ist zwar im Ruhestand, doch nun darf Gottschlak ran: Ab 23. Januar sendet "Gottschalk live" viermal pro Woche aus Berlin. Und probierte es an diesem sonnigen Freitagmorgen schon mal mit einem kleinen Warm-Up vor der versammelten Presse.
Auf dem von der ARD hektisch verteilten Pressemäppchen ist Gottschalk exakt so angezogen, wie seine "nach hinten gezogenes Frühstücksfernsehen" am Vorabend garantiert nicht funktioniert: Da steht er in cooler Cargo-Hose mit Dreitagebart, und natürlich möchte die ARD ja auch unbedingt, dass er die Kids von "GZSZ" wieder heim ins öffentlich-rechtliche Reich holt. Oder wenigstens das Publikum von "Verbotene Liebe" oder was da immer künftig vor ihm läuft bei Laune und vor dem Bildschirm hält.
In echt und live ist Gottschalk zum Glück wie immer an- und aufgezogenen und dreht schon mal voll auf: "Wenn der Papst jetzt per iPad einen Weihnachtsbaum anzündet, will ich in der Sendung dann per iPad den Baum oder den Papst ausschalten". Ja, seine Themen sollten schon eine "gewisse journalistische Relevanz" haben, aber natürlich bloß nicht volljournalistisch sein – obwohl: "Ich werde alle überraschen und teilweise sogar vorbereitet sein".
Und zwar für die Mitte, die Gottschalks Meinung nach zum guten Teil ja gar nicht mehr Fernsehen guckt, jedenfalls nicht um 19.20 Uhr das Erste, und dass will er ändern. "Zu verlieren hab ich nichts mehr, Zeit hab ich auch". Den Zuschauerversteher will Gottschalk geben und für eine "Wohlfühlhalbestunde täglich" sorgen, "und wenn Vater nach hause kommt, weiß Mutti schon ein bisschen mehr".
Da kriegt auch die ARD gleich ihr Fett weg, weil sie so "schrecklich statuarisch" ist und Gottschalk vor allem die Nachrichten-Talking-Heads nicht mag, weil die nämlich nie Gefühle zeigen, aufspringen und rumfuchteln. natürlich arbeitet man in der ARD auch ganmz anders als bei "Wetten, dass...", sagt Gottschalk: "Da fragen wir uns immer erst: geht das? Und meistens geht es nicht!"
Außerdem, und jetzt grinst er noch breiter, kann er nun "endlich mal mitmaulen", während er sich ja beim ZDF von der Presse alles um die Ohren hauen lassen musste. "Jetzt kann ich Post von Wagner beantworten", ruft Gottschalk, und: "Das Imperium schlägt zurück". Natürlich.
Wenn nun alle schon wieder sagen, er wird's verreißen, wie er vor knapp 20 Jahren schon seine RTL-Latenight-Show an die Wand fuhr, ficht ihn das nicht an: Damals habe er "Scheiße gebaut", sagt Gottschalk, und daraus gelernt – einen Franz Schönhuber in die Sendung zu laden, wie damals, komme jetzt nicht mehr in die Tüte.
"Ich stand danach ja auch in mindestens sieben Licherketten und hab mich vollgetropft", tut Gottschalk nochmal Buße. Und mahnt ahnt: Wenn er die Flughöhe dieses Freitagsmorgen auch in seiner Sendung hält, könnt's klappen.
Ach so, und noch was: Die ARD-Sendung hat natürlich einen Sponsor - Haribo, wen sonst?
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