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Golfplätze in DürrezeitenYellows statt Greens!

Bei Dürre sollten Golfclubs unter den Ersten sein, die den Wasserhahn zulassen müssen. Golfen lässt sich auch, wenn das Gras nicht grün ist.

Auch am „Sandbunker“ sieht man: Ein Golfball braucht nicht immer grünes Gras Foto: IMAGO / Blue Jean Images

Wasser sparen? Für Berlins drei große 18-Loch-Golfplätze ist das von den zuständigen Behörden bislang nicht wirklich vorgesehen. Mit 270.000 Kubikmeter dürfen die drei Anlagen jährlich ihre Grünflächen wässern – das ist fast ein Promille, also ein Tausendstel, der Gesamtmenge, die die Berliner Wasserbetriebe 2022 stadtweit verkauft hat. Nachzulesen ist das in einer Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt auf eine Anfrage der Linkspartei-Abgeordneten Gennburg und Kocak, über die die taz berichtete.

Was im Überfluss okay sein kann, ist in immer häufiger werdenden Dürrezeiten – und so sind zunehmend auch die gegenwärtigen Wochen zu werten – ganz anders zu betrachten. Bevor etwa Kleingärtner ihr Gemüse nicht mehr wässern dürfen, muss Schluss sein mit einer Bewässerung, die in der Regel dem Spaß einer betuchten Elite dient.

Dabei geht es nicht darum, klassenkämpferische Reflexe auszuleben wie es bei Gennburg anzunehmen ist, die die Situation gegenüber der taz wie folgt kommentierte: „„Golfplätze sind so überflüssig wie Privatjets.“ Dem muss man nicht wirklich folgen. Immerhin sind auch Golfplätze Grünflächen und können zum Naturschutz beitragen. Die Senatsverwaltung für Umwelt verweist dazu in ihrer Antwort darauf, dass eine der drei Großanlagen, der Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee e.V., wiederholt das Zertifikat „Golf & Natur“ des Deutschen Golf-Verbands in Gold erhalten habe.

Jede Gruppe hat ihre Uniform

Man muss Golfen nicht mögen und auch nicht die spezielle Bekleidung derer, die da Bälle schlagen – wenn selbst Kinder und Jugendliche dabei einheitlich in Polohemd und karierter Hose herumlaufen, kann das skurril wirken. Aber letztlich hat jede Gruppe ihre Uniform, die Golfer wie die Antifa, die mehrheitlich in schwarz gekleidet wahrzunehmen ist und auch bei bedecktem Himmel gern Sonnerbrille und Käppi trägt.

Viel bedeutsamer ist, dass der tatsächliche Wasserverbrauch der Golfanlagen nur sehr sporadisch kontrolliert wird: Laut Antwort der Senatsverwaltung passierte das zuletzt im März beziehungsweise Juli 2019, also vor vier Jahren. Selbst wenn die zulässigen Mengen eingehalten wurden und werden, was hier gar nicht bestritten werden soll: Zusammen 270.000 zulässige Kubikmeter – ein Kubikmeter sind 1.000 Liter – erscheinen überdimensioniert angesichts eines Berliner Gesamtverbrauchs von rund 215 Millionen Kubikmetern im Jahr 2022.

Golfplätze sollten unter den ersten sein, denen der Senat in Dürrezeiten vorgibt, den Wasserhahn geschlossen zu halten – ein Schritt, der einerseits nötiges Wasser schützt, andererseits den Golfern nichts von ihrem Sport nimmt. Abschlag mit großer Wucht und schwerem Eisen, den Ball aus dem hohen Gras weiter treiben, ihn schließlich in die sehr kurz gemähten Schlussregion um das jeweilige Loch zu bringen und dann eben einzulochen, dazu braucht es im Grundsatz kein tiefgrünes, regelmäßig bewässertes Gras. Ein Golfball rollt vielleicht anders, aber dennoch auch über Gras, das wie in jedem Park auch eine gelbliche Farbe angenommen hat.

Das sollte zumutbar sein und auch nicht damit kompensiert werden, dass das angegilbte Gras grün eingefärbt wird, wie in den USA schon geschehen. Selbst wenn die Farbe umweltverträglich sein sollte: Auch sie muss mit Energieaufwand produziert werden, zurück bleiben geelerte Behälter.

Den Farbwechsel akzeptieren

Nein, in Dürrezeiten gilt es schlicht, den Farbwechsel im Laufe des Jahres zu akzeptieren und sämtliche Bemühungen darauf zu verwenden, den Klimawandel zumindest zu verlangsamen. Dass aus gelbem Gras immer wieder grünes werden kann, ist jedes Jahr etwa auf der seit langenm extremer Hitze ausgesetzter Mittelmeerinsel Sardinien zu erleben, wo sich die Landschaft im Hochsommer gelblich-braun darstellt – um im nächsten Frühjahr wieder grün daherzukommen.

Der einzige, für den der Bewässerungsstopp beim Golfen eine konkrete Folge hätte, ist der bislang so genannte Greenkeeper, also der, der sich um den Rasen des Golfplatzes kümmert. Der müsste dann vielleicht zeitweise den Titel „Yellowkeeper“ tragen.

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5 Kommentare

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  • "Immerhin sind auch Golfplätze Grünflächen und können zum Naturschutz beitragen."

    Was ist das denn für ein Blödsinn? Es wird von Multimillionären gerne behauptet, aber Golfplätze sind ökologische Katastrophengebiete, ungefähr so "wertvoll" wie ein Maisacker in Wyoming. Klar, etliche Betreiber reservieren mittlerweile ein Eckchen für irgendwelche Wildpflanzen, aber der Schaden für die Biodiversität (und den Humus- und Wasserhaushalt) wird den Nutzen immer übersteigen.

    Putting greens werden in der Regel täglich abgemäht, Fairways alle 2 Tage. Allein das ist schon eine horrende Energieverschwendung. Golf ist ein Blutsport.

    • @Ajuga:

      Golf ist ein Blutsport.



      Aber gesund. So laufen die Betuchten ca. 5-8 km für einen Durchgang, je nach Spielerqualität. Ansonsten haben sie allerdings schon recht, einen Golfplatz als Ökofläche zu bezeichnen ist ein Witz mit Anlauf.

    • @Ajuga:

      Ihr Kommentar ist leider von fachlichem Unwissen geprägt. Ein Golfplatz in meiner Nähe ist ein Paradies für alle möglichen bedrohten und seltene Arten. Vom Amphibien ( Wechselkröte, Knoblauchskröte, diverse Frösche), über Vögel wie Rebhühner, Haubenlerchen, Steinkauz sowie Orchideen. Können Sie sich vielleicht nicht vorstellen. Ein Golfplatz besteht ja nicht nur aus dem intensiv gepflegtem Grün, sondern auch aus weitläufigen Randbereichen in die selten jemand reingeht.



      In unserer, von intensiver, foliengeprägter Landwirtschaft dominierter Landschaft ein letzter Rückzugsort für viele Tiere und Pflanzen.



      Und nein, ich spiele kein Golf sondern bin aktiv im Naturschutz unterwegs.

      • @Ilka Linke:

        Von wegen fachliche Kompetenz: bloss weil auf vielleicht 5% der Fläche (wenn's hoch kommt) ein paar Tiere etwas Ruhe finden, ist das schon eine wertvolle Fläche? Nach Ihrer Logik fordere ich die Umwandlung von Golf- in Truppenübungsplätze, da wird die Natur bis auf gelegentliche Explosionen gar nicht gestört. /s

      • @Ilka Linke:

        Die taz hat das hier schon mal ausführlicher erklärt: taz.de/Klimabilanz-im-Sport/!5691541/



        Fazit: Jeder Vorgarten und Acker ist schlimmer.



        Trotzdem würde ich es nicht als Öko-Landschaft bezeichnen, die wäre es wenn man die Natur dort selbst machen lässt.