Gipfel in Paraguay: Mercosur streitet über Peking

Das südamerikanische Wirtschaftsbündnis ist uneinig: Freihandel mit China oder nicht? Uruguay will Regeln der Gruppe brechen und allein vorpreschen.

Drei Männer in Anzug unterhalten sich

Drei der Mercosur-Staatschefs: Uruguays Pou, Paraguays Benitez und Argentiniens Fernandez (v.l.) Foto: Joerge Saenz/ap

BUENOS AIRES taz | Beim Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur hat Uruguays Präsident sein Vorhaben eines Freihandelsabkommens mit China verteidigt. „Wir wollen, dass alle Mitgliedstaaten des Mercosur daran teilnehmen, aber wenn nicht, machen wir es alleine“, sagte Lacalle Pou am Donnerstag in der paraguayischen Hauptstadt Asunción. Uruguay werde demnächst mit den Verhandlungen beginnen, so der Präsident.

Damit hatte Lacalle Pou schon vor dem Gipfel für erheblichen Aufruhr gesorgt. Gemäß der Mercosur-Statuten dürfen die Mitgliedsstaaten solche Abkommen nur gemeinsam und im Konsens aushandeln. Dennoch blieb der bei dem Treffen erwartete Schlagabtausch aus.

Paraguays Präsident Mario Abdo gab den moderaten Gastgeber. Argentiniens Präsident Alberto Fernández versuchte gar eine Annäherung. „Wenn es die Möglichkeit für ein Abkommen mit China gibt, warum analysieren wir es nicht gemeinsam“, sagte Fernández und warnte davor, „nach Einzellösungen zu suchen.“

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro war gar nicht angereist und schickte stattdessen eine unverbindliche Videobotschaft. Wie Lacalle Pou Verhandlungen mit China führen will, ohne einen Bruch mit den übrigen drei Mitgliedsstaaten der Wirtschaftsgemeinschaft zu riskieren, blieb offen. Eine von ihm angemahnte Flexibilisierung der Statuten wurde weder diskutiert noch in der Abschlusserklärung erwähnt, weshalb Lacalle Pou seine Unterschrift unter dem Dokument verweigerte.

Gespielte Harmonie wegen Brasilien-Wahl

Trotz Abwesenheit konnte sich Bolsonaro mit seinem Vorschlag nach einer Liberalisierung der Außenzölle auf Importe aus Nicht-Mercosur-Staaten durchsetzen. So wird die Obergrenze des Einfuhrzolls von 14 auf zukünftig 10 Prozent gesenkt. Die neue Außenzollverordnung ist jedoch mit derart vielen Ausnahmen und Übergangsfristen gespickt, dass auch der protektionistisch ausgerichteten Regierung aus Buenos Aires eine Zustimmung leicht fiel.

Die scheinbare Gipfelharmonie war den kommenden Präsidentschaftswahlen in Brasilien geschuldet. Zwar war es Zufall, dass Brasiliens Arbeiterpartei PT just an diesem Donnerstag den ehemaligen Präsidenten Lula da Silva zu ihrem Kandidaten bei der im Oktober anstehenden Präsidentschaftswahl ernannte. Sollte Lula die Wahl jedoch gewinnen, werden auch im Mercosur die Karten neu gemischt.

Brasilien ist das wirtschaftliche Schwergewicht in der Gemeinschaft und zum einen steht Lula für eine Stärkung des Mercosur. Zum anderen wäre mit Bolsonaro das derzeit größte Hindernis bei der Umsetzung des Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur aus dem Weg geräumt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.