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Gewinneinbruch bei der Deutschen BahnStreiks und weniger Fahrgäste

Unwetter und die Lokführer-Streiks haben der Deutschen Bahn zugesetzt. Nun plant der Staatskonzern einen Umbau.

Plan verfehlt: Eine Milliarde Euro Gewinn erwartet die Bahn in diesem Jahr. Foto: dpa

Berlin dpa | Ein Gewinneinbruch zwingt die Deutsche Bahn zu einem radikalen Konzernumbau. Bahnchef Rüdiger Grube führte den deutlichen Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr vor allem auf die Lokführer-Streiks und mehrere Unwetter zurück. „Wir haben bewegte Wochen hinter uns“, sagte Grube am Dienstag.

Angesichts der anhaltenden Ertragsschwäche und Problemen in mehreren Geschäftsfeldern hatte der Bahnchef bereits am Montag einen Konzernumbau angekündigt. Ziel ist es, das bundeseigene Unternehmen effizienter, wettbewerbsfähiger und profitabler zu machen.

Die Bahn schloss einen Stellenabbau nicht aus. Seine konkreten Vorstellungen wolle er am 16. Dezember dem Aufsichtsrat vorlegen, kündigte Grube in Berlin an. „Wir werden jetzt die Ärmel aufkrempeln.“ Kritik, er reagiere zu spät, wies der Konzernchef zurück. Die Bahn ist mit rund 196.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Im Ausland hat sie gut 100.000 Mitarbeiter.

Im ersten Halbjahr sank das Ergebnis nach Steuern von 642 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 391 Millionen Euro, ein Minus von gut 39 Prozent. Das operative Ergebnis verringerte sich um fast ein Fünftel auf 890 Millionen Euro. Der Umsatz erhöhte sich von Januar bis Juni um 1,3 Prozent auf 20 Milliarden Euro.

500 Milliarden Euro Schaden

„Die Streiks haben unseren Kunden viel Geduld abverlangt“. Die Ausstände hätten die Mitarbeiter zudem viel Kraft gekostet, dem Unternehmen seien wichtige Einnahmen entgangen, sagte Grube. Er bezifferte den wirtschaftlichen Schaden in den Jahren 2014 und 2015 auf insgesamt rund 500 Millionen Euro. Der lange Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer ist mittlerweile gelöst.

Finanzchef Richard Lutz korrigierte die Jahresprognose des Konzerns nach unten. Das operative Ergebnis (Ebit) werde bei mindestens zwei Milliarden Euro liegen, damit mindestens 200 Millionen Euro niedriger als noch im März geplant. Im Vorjahr hatte es 2,1 Milliarden Euro betragen. Unterm Strich wird für 2015 nun ein Gewinn von ungefähr einer Milliarde Euro angepeilt – etwa so viel wie 2014. Im März waren noch mindestens 1,1 Milliarde Euro erwartet worden

Die Ertragslage der Bahn ist seit längerem angespannt. Von mittelfristigen Wachstumszielen musste sich Grube bereits verabschieden. Die Schulden des Staatskonzerns sind seit Jahresbeginn um 1,4 Milliarden Euro auf 17,6 Milliarden Euro gestiegen.

Konkurrenz durch Fernbusse

Die Zahl der Reisenden bei der Deutschen Bahn im Personenverkehr in Deutschland ging nach jahrelangen Zuwächsen im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent zurück. Die Bahn-Spitze führte auch das auf die Streiks und Unwetter zurück. Generell aber hat die Bahn vor allem im Fernverkehr wegen der Konkurrenz der Fernbusse und des niedrigen Spritpreises für Autos zu kämpfen. Der gesunkene Dieselpreis macht auch der Güterbahn zu schaffen, weil er Lastwagenfahrten billiger macht.

Im Fernverkehr brach das operative Ergebnis um mehr als die Hälfte auf nur noch 58 Millionen Euro ein. Im Schienengüterverkehr schrieb der Konzern rote Zahlen mit einem Minus von 74 Millionen Euro. Viele Kunden hatten der Bahn wegen der Streiks den Rücken gekehrt. Die Güterbahn DB Schenker Rail ist allerdings schon seit längerem ein Sorgenkind. Der Vorstandschef der Gütersparte, Alexander Hedderich, verlässt den Konzern Ende August.

Um gegenzusteuern, hatte der Aufsichtsrat auf Vorschlag Grubes am Montag einen Sechs-Punkte-Plan zum Umbau des Konzerns vorgelegt. Der Teilkonzern DB Mobility Logistics wird aufgelöst; er war für den einst geplanten Börsengang geschaffen worden. Rund 5000 Mitarbeiter aus der Zentrale will Grube in eine Servicetochter verschieben. Eine Teilprivatisierung der Gütersparte DB Schenker und der profitablen europäischen Bustochter Arriva ist möglich, wobei die Bahn die Mehrheit und die unternehmerische Führung behalten will. Die Zahl der Vorstandsmitglieder wird von acht auf sechs verringert.

10 Millionen für Vorstandsabfindungen

Die Neuausrichtung gehe in die richtige Richtung, bemerkte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Der Verkehrclub Deutschland forderte indes, der Bund müsse sich selbst stärker für den Bahnverkehr einsetzen und etwa durch Ausschreibungen auch im Fernverkehr für Wettbewerb sorgen. Die Grünen warfen der Bahn vor, ihre internen Baustellen Jahre zu spät anzugehen.

Neu in der Führungsriege ist ab 1. August der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla. Infrastruktur-Vorstand Volker Kefer wird zusätzlich Vize-Konzernchef. Allein in ihrer Zentrale will die Bahn außerdem bis zum Jahr 2020 rund 700 Millionen Euro einsparen.

Zunächst muss sie jedoch frühzeitig ausscheidenden Vorständen 10 Millionen Euro an Abfindungen überweisen, wie Grube einräumte. Das Bundesfrauenministerium nannte es „mehr als bedauerlich, dass die Deutsche Bahn es versäumt hat, wieder eine Frau in ihren Vorstand zu berufen.“

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8 Kommentare

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  • Die gute alte Beamtenbahn hatte nicht nur keine zwischengeschalteten Handaufhalter à la Pofalla durchzufüttern, sie konnte auch keine Streikverluste bekommen. Das Wetter machte ihr damals deutlich weniger aus, dank ausreichend Personal auch für diese Eventualitäten und das Angebot, egal ob Nah- oder Fernverkehr, konnte sich auch sehen lassen.

     

    Die Beamtenbahn kostete, obwohl Staatsbetrieb, inflationsbereinigt nur einen Bruchteil der heutigen öffentlichen Gelder, somit ist kaum eine der Versprechungen der Privatisierung eingetreten, denn ICEs und schicke Glitzerbahnhöfe hätte ja vielleicht auch die Beamtenbahn gekonnt, die aber immerhin wenigstens einen funktionierenden Regionalverkehr und ordentlich betriebene Bahnhöfe, auch jenseits der wenigen Vorzeigestandorte konnte, vom Güterverkehr ganz zu schweigen…

  • Bitte korrigieren: In einer Überschrift muss es 500 Millionen, nicht Milliarden, heißen!

    Und mindestens eines dieser Milliönchen ist sicher dem Gehalt des Merkel-Spezis Pofalla geschuldet.

  • Was im Artikel leider außen vor bleibt: die Bahn AG hält - u.a. durch Einwirken von Ronald Pofalla - weiter am erwiesenermaßen UNRENTABLEN HOCHRISIKOPROJEKT STUTTGART21 fest. Und es wird jetzt garantiert nicht besser wenn man die politischen Böcke zum Gärtner macht! - Vor Jahren noch wollte man die Unterlegenheit der Wirtschaft in kommunistischen Systemen mit dem Einfluß der Politik erklären - genau das hat man jetzt hierzulande.

  • Fehlen noch zwei Zahlen, um den "Gewinn" von 391 Mio. € der bundeseigenen Bahn zu relativieren:

    öffentl. Investitionszuschüsse im 1. Halbjahr: 1733 Mio €

    öffentl. Zuschüsse Regionalverkehr (sog. Bestellerentgelte) im 1. Halbjahr: 1910 Mio €

    (Quelle: Zwischenbericht Januar-Juni 2015 der Deutschen Bahn)

    • @Pille Palle:

      Sicherlich noch ein interessanter weiterer Verschiebebahnhof, die 5000 Mitarbeiter, die (zu welchen Konditionen wohl? Steht zu befürchten, dass die Bahn sich da die Post zum Vorbild nehmen wird) in eine Servicetochter abgeschoben werden sollen. Vermutlich wird es nicht nur bei einer bleiben... Das ist sicher zur Finanzierung der horrenden Ablösesummen für überforderte scheidende Spitzenkräfte bitter notwendig. Für die in Servicetöchter ausgegliederten künftigen Geringverdiener können ja dann die Jobcenter mit unseren Steuergeldern aufstockende "Amtshilfe" leisten, nicht wahr, liebe Bahn. Und schuld daran sind natürlich ...die Lokführer!!

    • @Pille Palle:

      Und es fehlt für eine rosige Zukunft nur noch eine schwarze Null. Und die heisst Pofalla.

  • «500 Milliarden Euro Schaden ... Neu in der Führungsriege ist ab 1. August der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla.»

     

    Sagt alles.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Fernbusse. Mehr muss man zu den Gründen doch gar nicht sagen. Wie man der Bahn ein Grab schaufelt...