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Gewerkschaftstag der IG MetallHundekrawattenträger unerwünscht

Mit deutlichen Worten bezieht Deutschlands größte Gewerkschaft Stellung gegen rechts. IG Metall-Chef Hofmann: „Wer hetzt, der fliegt.“

Kann trotz Faible für Vierbeiner-Stickereien bei der IG Metall nicht punkten: Alexander Gauland Foto: Stefan Boness/IPON

Nürnberg taz | Mit einer unmissverständlichen Abgrenzung gegen Rechts hat sich am Montag der Gewerkschaftstag der IG Metall in Nürnberg konstituiert. „Wer hetzt, der fliegt – aus dem Betrieb und aus der IG Metall“, sagte der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann in seinem mündlichen Geschäftsbericht.

Rechte Betriebsgruppen wie das „Zentrum Automobil“ bei Daimler würden auf Ausgrenzung, Zukunftsverweigerung und Hetze setzen. Dabei agierten sie „sehr professionell, finanziert von Hintermännern der rechtsradikalen und faschistoiden Netzwerke“, warnte Hofmann. Demgegenüber sei er „stolz“, dass die IG Metall „auch in einem schwierigen Umfeld klare Kante zeigt, wenn es um die gesellschaftlichen Grundwerte von Demokratie, Würde und Freiheit geht“.

Menschen mit Migrationsgeschichte seien „selbstverständlicher Teil unserer IG Metall“, sagte die Zweite Vorsitzende Christiane Benner unter großem Applaus. So wachse die Gewerkschaft auch bei Mitgliedern ohne deutschen Pass, darunter etliche geflüchtete Kolleg:innen. „Diese Vielfalt macht uns stark“, so Benner. „Wir lassen uns nicht spalten – weder von Hundekrawattenträgern, noch von Politikern mit Nazi-Vergangenheit und Nazi-Vokabular“, sagte sie mit Blick auf die AfD, ohne die Partei namentlich zu erwähnen.

Vielfalt ist bereichernd

„Es widert mich an, wie einige versuchen, auf den Flammen der Zukunftsängste der Menschen ihre braune Suppe zu kochen“, sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. Für die IG Metall sei ethnische und kulturelle Vielfalt „kein Ballast, sondern Lebenselexier“.

Dem Treiben von Rechtsextremist:innen und -populist:innen würde die IG Metall „nicht nur mit Worten, sondern auch mit Aktivitäten vor Ort“ entgegentreten, sagte Hauptkassierer Jürgen Kerner. So sei die Gewerkschaft seit 2011 bei der Initative „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ engagiert und habe 2016 die Trägerschaft übernommen.

IG Metall-Mitglieder vom Autokonzern VW auf dem Nürnberger Gewerkschaftstag Foto: Frank Ott

„1,8 Millionen Euro haben wir seit 2015 in die antirassistische Arbeit der Initiative investiert“, sagte Kerner. Ebenfalls finanziere die IG Metall eine Beratungsstelle für Geflüchtete, die inzwischen Ansprechpartnerin für über 1.000 geflüchtete und zugewanderte Menschen sei.

Scharfe Trennlinie

Mit rund 2,3 Millionen Mitgliedern ist die IG Metall die größte Einzelgewerkschaft Europas. Sie vertritt Beschäftigte aus der Stahlproduktion, dem Metallhandwerk, der Elektrotechnik, dem Heizungsbau, der Holzverarbeitung, der Textilindustrie und ebenso IT-Expert:innen. Der alle vier Jahre stattfindende Gewerkschaftstag ist das höchste beschlussfassende Organ der IG Metall.

Unter dem Motto „Miteinander für morgen – solidarisch und gerecht“ entscheiden bis zum kommenden Samstag knapp 490 Delegierte über die Arbeitsschwerpunkte der nächsten Jahre. Am Dienstag stehen die Wahlen für den Vorstand auf dem Programm.

Unter den rund 800 Anträgen, mit denen sich die Delegierten ab Mittwoch befassen, befinden sich gleich mehrere zum Umgang mit rechten Organisationen – allesamt mit der Zielrichtung einer scharfen Trennlinie. So heißt es in dem entsprechenden Entschließungsantrag, den der Vorstand vorgelegt hat: „Der Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung ist und bleibt eine zentrale Aufgabe für alle Metaller:innen – eine Aufgabe, die wir auf allen Ebenen unseres Handelns mit lauter und vereinter Stimme angehen.“

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5 Kommentare

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  • Dass sich die IG-Metall klar gegen rechts positioniert, überrascht mich persönlich jetzt nicht so sehr, ist aber heute leider keineswegs mehr selbstverständlich. Ähnlich klare Ansagen gegen rechts würde man sich von anderen relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen auch wünschen, damit hier gar nicht erst der Eindruck entsteht, rechtsradikale und faschistoide Netzwerke könnten irgendwie sowas wie ein Teil der Normalität sein - das sind sie nämlich ganz und gar nicht.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Wohl wahr, dennoch:

      Gut gesprochen, Mann der Arbeit!

      Und jetzt die Gewerkschaft der Polizei. Haha. Und dann die Bundeswehr. Haha.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Schau'n wir mal. „Nichts ist unmöglich“.

    • @Rainer B.:

      Die IGM hat wie alle DGB-Gewerkschaften etliche Anhänger gerade der AfD in ihren Reihen. Bei uns in der Gegend hat die ver.di mehrfach Afd-Leute unterstützt. Ganz ohne jede Scham, bis klar war, dass die "Kollegen" in unhaltbaren Positionen waren.

      • @wauz:

        Vermutlich gibt es in jeder relevanten Großorganisation AfD-Wähler und -Sympathisanten.



        Umso mutiger und wichtiger ist es doch, wenn solche Organisationen klar Flagge zeigen und sich nicht wegducken.