Gewerkschaftstag der IG Metall: Hundekrawattenträger unerwünscht
Mit deutlichen Worten bezieht Deutschlands größte Gewerkschaft Stellung gegen rechts. IG Metall-Chef Hofmann: „Wer hetzt, der fliegt.“
Rechte Betriebsgruppen wie das „Zentrum Automobil“ bei Daimler würden auf Ausgrenzung, Zukunftsverweigerung und Hetze setzen. Dabei agierten sie „sehr professionell, finanziert von Hintermännern der rechtsradikalen und faschistoiden Netzwerke“, warnte Hofmann. Demgegenüber sei er „stolz“, dass die IG Metall „auch in einem schwierigen Umfeld klare Kante zeigt, wenn es um die gesellschaftlichen Grundwerte von Demokratie, Würde und Freiheit geht“.
Menschen mit Migrationsgeschichte seien „selbstverständlicher Teil unserer IG Metall“, sagte die Zweite Vorsitzende Christiane Benner unter großem Applaus. So wachse die Gewerkschaft auch bei Mitgliedern ohne deutschen Pass, darunter etliche geflüchtete Kolleg:innen. „Diese Vielfalt macht uns stark“, so Benner. „Wir lassen uns nicht spalten – weder von Hundekrawattenträgern, noch von Politikern mit Nazi-Vergangenheit und Nazi-Vokabular“, sagte sie mit Blick auf die AfD, ohne die Partei namentlich zu erwähnen.
Vielfalt ist bereichernd
„Es widert mich an, wie einige versuchen, auf den Flammen der Zukunftsängste der Menschen ihre braune Suppe zu kochen“, sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. Für die IG Metall sei ethnische und kulturelle Vielfalt „kein Ballast, sondern Lebenselexier“.
Dem Treiben von Rechtsextremist:innen und -populist:innen würde die IG Metall „nicht nur mit Worten, sondern auch mit Aktivitäten vor Ort“ entgegentreten, sagte Hauptkassierer Jürgen Kerner. So sei die Gewerkschaft seit 2011 bei der Initative „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ engagiert und habe 2016 die Trägerschaft übernommen.
„1,8 Millionen Euro haben wir seit 2015 in die antirassistische Arbeit der Initiative investiert“, sagte Kerner. Ebenfalls finanziere die IG Metall eine Beratungsstelle für Geflüchtete, die inzwischen Ansprechpartnerin für über 1.000 geflüchtete und zugewanderte Menschen sei.
Scharfe Trennlinie
Mit rund 2,3 Millionen Mitgliedern ist die IG Metall die größte Einzelgewerkschaft Europas. Sie vertritt Beschäftigte aus der Stahlproduktion, dem Metallhandwerk, der Elektrotechnik, dem Heizungsbau, der Holzverarbeitung, der Textilindustrie und ebenso IT-Expert:innen. Der alle vier Jahre stattfindende Gewerkschaftstag ist das höchste beschlussfassende Organ der IG Metall.
Unter dem Motto „Miteinander für morgen – solidarisch und gerecht“ entscheiden bis zum kommenden Samstag knapp 490 Delegierte über die Arbeitsschwerpunkte der nächsten Jahre. Am Dienstag stehen die Wahlen für den Vorstand auf dem Programm.
Unter den rund 800 Anträgen, mit denen sich die Delegierten ab Mittwoch befassen, befinden sich gleich mehrere zum Umgang mit rechten Organisationen – allesamt mit der Zielrichtung einer scharfen Trennlinie. So heißt es in dem entsprechenden Entschließungsantrag, den der Vorstand vorgelegt hat: „Der Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung ist und bleibt eine zentrale Aufgabe für alle Metaller:innen – eine Aufgabe, die wir auf allen Ebenen unseres Handelns mit lauter und vereinter Stimme angehen.“
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung