Gewalteskalation in Nahost: Israel schießt zurück
Nachdem nach israelischen Angaben die Hamas Raketen vom Südlibanon und Gazastreifen aus auf Israel abfeuerte, übt dessen Militär Vergeltung.
![Eine Israelin begutachtet am Freiag die Schäden in ihrem Haus in Sderot nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen: Ein Teil der Zimmerdecke ist runtergekommen. Eine Israelin begutachtet am Freiag die Schäden in ihrem Haus in Sderot nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen: Ein Teil der Zimmerdecke ist runtergekommen.](https://taz.de/picture/6196267/14/32564688-1.jpeg)
Zuvor hatte die israelische Luftwaffe als Vergeltung für der Hamas zugeschriebene Raketenangriffe Ziele im Gazastreifen und im Südlibanon beschossen. In der Nacht zu Freitag waren in mehreren Teilen des Gazastreifens laute Explosionen zu hören. Nach israelischen Angaben wurden Tunnel und Waffenfabriken der radikal-islamischen Hamas getroffen, die seit Jahren den an den Süden Israels grenzenden Gazastreifen kontrolliert.
Das israelische Militär teilte mit, es habe am frühen Morgen auch drei Ziele der Hamas im Südlibanon angegriffen, der nördlich von Israel liegt. Es habe darauf reagiert, dass die Hamas 34 Raketen vom Libanon aus auf den Norden Israels abgefeuert habe.
Die Hamas, die international als Terrororganisation eingestuft wird, protestierte gegen den israelischen Beschuss. Den Angriffen vorausgegangen waren Zusammenstöße zwischen israelischer Polizei und Palästinensern auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Im Südlibanon berichteten Anwohner in der Umgebung des palästinensischen Flüchtlingslagers Raschidijeh bei Tyros von drei lauten Explosionen. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, der Angriff habe ein kleines Gebäude auf einem Acker in der Nähe des Gebietes getroffen, von wo aus die Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Nach Angaben der libanesischen Zivilverteidigung gab es keine Verletzten.
Israel: 25 von 34 Raketen abgefangen
Nach israelischen Militärangaben wurden 34 Raketen vom Südlibanon aus gen Israel abgefeuert, 25 von ihnen seien vom Luftverteidigungssystem abgefangen worden. Es war der schwerste Angriff dieser Art seit 2006, als Israel einen Krieg gegen die schwer bewaffnete Hisbollah im Libanon führte.
Diese mächtige schiitische Miliz, die von Israels Erzfeind Iran unterstützt wird, wird zwar nicht für die jüngsten Angriffe auf Israel verantwortlich gemacht, sondern die Hamas. Sicherheitsexperten gehen aber davon aus, dass die Hisbollah ihr Einverständnis für den Hamas-Angriff von libanesischem Boden aus gegeben hat.
„Es ist kein Hisbollah-Beschuss, aber es ist schwer zu glauben, dass die Hisbollah nichts davon wusste“, schrieb Tamir Hayman, ein ehemaliger Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, auf Twitter.
Der libanesische Ministerpräsident Najib Mikati verurteilte alle Militäreinsätze von seinem Land aus, da sie die Stabilität bedrohten. Die Hisbollah äußerte sich zunächst nicht.
Bisher keine Berichte über Opfer der Luftangriffe
Im Gazastreifen reagierte die Hamas auf die israelischen Luftangriffe mit Raketensalven. In israelischen Ortschaften im Grenzgebiet heulten darauf die Sirenen. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht.
„Israels Reaktion heute Nacht und später wird unseren Feinden einen erheblichen Preis abverlangen“, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts.
Die Hamas verurteilte den Angriff auf libanesisches Gebiet in der Nähe von Tyros. „Die zionistische Besatzung ist voll verantwortlich für die schwere Eskalation und die ungeheuerliche Aggression gegen den Gazastreifen und für die Folgen, die dies für die Region haben wird.“
Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte vor der Presse, der Einsatz sei für den Moment vorbei. „Niemand will jetzt eine Eskalation“, sagte er. „Ruhe wird mit Ruhe beantwortet, denke ich – zumindest in den kommenden Stunden.“
Den Text haben wir am 7. April um 15.15 Uhr aktualisiert.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!