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Gewalt in AleppoGefährliche Kluft

Karim El-Gawhary

Kommentar von

Karim El-Gawhary

Die kurdisch dominierten Milizen sollen Teil der syrischen Streitkräfte werden. Nicht ob, sondern wie, ist Grund für die Auseinandersetzungen.

Sollen in das syrische Militär integriert werden: kurdische SDF-Milizen 2025 Foto: Orhan Qereman/reuters

E s ist gut, dass alle Seiten nun relativ schnell beschlossen haben, auf die jüngsten militärischen Auseinandersetzungen zwischen den offiziellen syrischen Sicherheitskräften und den kurdisch geführten SDF-Milizen in der Stadt Aleppo den Deckel zu setzen. Die letzten Tage haben zwei Dinge gezeigt: wie fragil die Lage in Syrien ein Jahr nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad ist. Aber auch, dass aktuell keine Seite ein Interesse daran hat, dass die Lage vollends außer Kontrolle gerät.

Im Kern geht es hier um das staatliche Gewaltmonopol und lokale Selbstbestimmung. Denn die Zentralregierung in Damaskus unter der Führung von Übergangspräsident Ahmad al-Scharaa kontrolliert weder den kurdisch dominierten Nordosten des Landes, Teile der Stadt Aleppo, noch Teile des Südens, in dem die drusische Minderheit lebt.

Die Kluft zwischen den von Kurden dominierten Milizen und der Regierung ist dabei wohl derzeit die gefährlichste, sowohl aufgrund der Größe des von Damaskus nicht kontrollierten Territoriums als bezüglich der militärischen Stärke beider Seiten. Dass die Türkei mitmischt, die kein Interesse an einer kurdischen Selbstverwaltung in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hat, gibt dem Konflikt noch eine zusätzliche unheilvolle Komponente.

Im März waren beide Seiten übereingekommen, dass die SDF-Milizen in die offizielle Armee integriert werden. Doch die Details blieben vage. Und während die Kurden darunter verstehen, dass SDF-Einheiten komplett als Ganzes in den offiziellen Sicherheitsapparat aufgenommen werden sollen, fordert die Interimsregierung al-Scharaas, dass die SDF-Soldaten individuell in die Armee integriert werden.

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Ersteres gäbe den Kurden die Möglichkeit, dann auch wieder als ganze Einheiten aus dem Abkommen auszusteigen nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Letzteres würde hingegen das staatliche Gewaltmonopol manifestieren.

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Karim El-Gawhary
Auslandskorrespondent Ägypten
Karim El-Gawhary arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Nahost-Korrespondent der taz mit Sitz in Kairo und bereist von dort regelmäßig die gesamte Arabische Welt. Daneben leitet er seit 2004 das ORF-Fernseh- und Radiostudio in Kairo. 2011 erhielt er den Concordia-Journalistenpreis für seine Berichterstattung über den Arabischen Frühling, 2013 wurde er von den österreichischen Chefredakteuren zum Journalisten des Jahres gewählt. 2018 erhielt er den österreichischen Axel-Corti-Preis für Erwachensenenbildug.. 2024 bekam er das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen. Er hat fünf Bücher beim Verlag Kremayr&Scheriau veröffentlicht. Alltag auf Arabisch (Wien 2008) Tagebuch der Arabischen Revolution (Wien 2011) Frauenpower auf Arabisch (Wien 2013) Auf der Flucht (Wien 2015) Repression und Rebellion (Wien 2020)
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