Getötete Frau in Berlin-Friedrichshain: Einsatz mit Todesfolge
Am Freitagmorgen erschießt in Berlin-Friedrichshain ein Polizist eine Frau in deren Wohnung. Sie soll psychische Probleme gehabt haben.
Laut Darstellung der Staatsanwaltschaft ging am frühen Freitagmorgen ein Notruf vom Mitbewohner der Frau bei der Polizei ein, der angab, von ihr bedroht zu werden. Als die Beamten die Wohnung betraten, habe sich die 33-Jährige zunächst in ihrem Zimmer verschanzt. Nachdem die Polizei sich Zutritt in das Zimmer verschaffte, soll die Frau mit einem Messer auf die Beamten zugegangen sein.
Der Tagesspiegel berichtete, der Polizist habe die Frau noch gewarnt, er würde von seiner Schusswaffe Gebrauch machen. Als die Frau nicht reagierte, soll der Beamte geschossen haben. Die Kugel habe die Frau in den Oberkörper getroffen. Trotz Reanimationsversuchen starb sie vor Ort. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen, um die Hintergründe des Vorfalls aufzuklären.
„Es gibt in unserem Beruf kaum etwas Schlimmeres als einen Einsatz, der mit dem Tod eines Menschen endet“, twitterte die Polizei noch am Freitagnachmittag. Ähnlich äußert sich die Gewerkschaft der Polizei: „Kein Polizist schießt gern.“ Binnen Sekundenbruchteilen müssten „die richtigen, wenn auch folgenschweren Entscheidungen“ getroffen werden.
Opfer war der Polizei bekannt
Dennoch wirft der Einsatz die Frage auf, ob der Tod der Frau hätte verhindert werden können. So soll die Polizei Medienberichten zufolge schon öfter zu ihrer Wohnadresse gerufen worden sein. Zudem soll sie unter psychischen Probleme gelitten haben. Polizeibekannt war die 33-Jährige auch schon aufgrund von Drogendelikten.
Nicht nur die Antifa-Symbole vor der Haustür deuten darauf hin, dass die Frau Verbindungen in die linke Szene hatte. Am Samstagabend zog eine Spontandemonstration von knapp 100 Menschen ohne Polizeibegleitung aus dem Friedrichshainer Nordkiez in die Grünberger Straße, vorbei am Ort des Geschehens.
Vor dem Haus legten einige Demonstant*innen weitere Blumen und Kerzen nieder. Die Stimmung war angespannt. Demonstrant*innen machten die Polizei für den Tod der Frau verantwortlich. Immer wieder riefen sie: „Mörder“, oder „Blut an euren Händen“. Vereinzelt wurde Pyrotechnik gezündet. Als die Polizei am Boxhagener Platz eintraf, blockierten einige Teilnehmer*innen die Straße mit Bauzäunen. Kurz darauf löste sich die Demonstration angesichts der stärker werdenden Polizeipräsenz auf.
Immer wieder werden Menschen bei Polizeieinsätzen erschossen, oft hatten die Erschossenen psychische Probleme. Zuletzt wurde 2017 ein psychisch kranker Mann in seiner Wohnung in Lichtenberg erschossen, nachdem er gedroht hatte sich umzubringen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen