Gesundheit und Klimakrise: Extreme Hitze lässt Menschen schneller altern
Hitze kann Spaß machen, aber auch gefährlich sein. Warum schattige Plätze wichtig sind und wie die Hitze auch jungen Menschen schadet, zeigt eine neue Studie.

Worum geht’s?
Die Klimakrise ist voll da. Immer mehr Hitzewellen, die immer länger andauern, gefährden dabei auch die Gesundheit des Menschen. Dieses Risiko verorten viele von uns noch in der Ferne, im globalen Süden, oder denken bei Hitzetoten nur an hochbetagte oder gebrechliche Menschen, denen die sich häufenden Tage mit extremer Hitze besonders zusetzen. Doch die Klimakatastrophe wirkt sich auch schon auf Menschen mittleren Alters im globalen Norden negativ aus, denn sie lässt sie schneller altern. Das zeigt eine neue Studie, die im Fachblatt Science erschienen ist.
Die Studie
Die Gerontologinnen Eun Young Choi und Jennifer Ailshire von der University of Southern California analysierten die Blutproben von über 3.600 US-amerikanischen Erwachsenen ab 56 Jahren auf mögliche epigenetische – also durch äußere Einflüsse bedingte – Veränderungen im Erbgut. Dabei stellten sie einen Zusammenhang zwischen beschleunigten Alterungsprozessen und extremer Hitze fest.
Die Forscherinnen bestimmten dabei das biologische Alter der Proband:innen, das durch Umweltfaktoren wie Stress oder Schlafmangel beeinflusst wird. Dieses verglichen sie mit der tatsächlichen Lebensdauer. Sie beobachteten deutliche Diskrepanzen zwischen biologischem und chronologischem Alter.
Im nächsten Schritt untersuchte die Studie anhand des Wohnorts, inwiefern die Personen in den letzten sechs Jahren vor der Blutabnahme extreme Hitze erlebt hatten. Für die Definition der Hitzetage wurde der sogenannte Hitzeindex verwendet, der neben der Temperatur auch den Faktor Luftfeuchtigkeit miteinbezieht. Er bezeichnet die gefühlte Temperatur.
Die Ergebnisse zeigen eine um bis zu 14 Monate beschleunigte biologische Alterung bei Menschen, die in Regionen mit häufigen Hitzetagen leben. Dieser Zusammenhang bleibt auch bestehen, wenn Faktoren wie Einkommen oder Lebensstil berücksichtigt werden. Bereits kurze Hitzephasen von sieben Tagen bis zwei Monaten beeinflussten den Alterungsprozess. Längere heiße Perioden hatten noch stärkere Auswirkungen.
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Der konkrete biologische Mechanismus, der Menschen schneller altern lässt, wurde in der Studie nicht untersucht. Vermutet werden psychosoziale und verhaltensbezogene Effekte der anhaltenden Hitze, wie Stress oder Schlafstörungen und geringere körperliche Aktivität. Auch durch Hitze bedingte Entzündungsprozesse stehen im Verdacht, den Körper schneller altern zu lassen.
Was bringt’s?
Die Studie zeigt, wie sehr die Erderwärmung unsere Gesundheit gefährdet und wie dringend nötig es ist, dass Menschen sich vor Hitze schützen. Daraus entstehen konkrete Handlungsanweisungen, für Individuen wie für die Politik: An heißen Tagen sollten wir die Hitze meiden und uns im Schatten aufhalten. Und die Stadtplanung muss Bedingungen für möglichst kühle Innenstädte schaffen, etwa durch mehr Grün und weniger Flächenversiegelung.
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