piwik no script img

Gesetz zur Wiederherstellung der NaturBrüssels leere Versprechungen

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Das Gesetz war praktisch beschlossen und steht doch wieder auf der Kippe. Fest steht: Auf dem Weg zum Green Deal ist die Renaturierung alternativlos.

Viel mehr Moore braucht das Land und der Kontinent, um der Erderwärmung Paroli zu bieten Foto: Peter Zschunke/dpa

L eute, es geht um euer Essen! Wenn ihr und eure Enkel künftig weiter Schweinebraten essen wollt, dann denkt noch mal nach. Ihr habt Zeit bis Montagnachmittag, dann tagen die EU-Um­welt­mi­nis­te­r:in­nen. So, wie es aussieht, werden sie das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur nicht durchwinken. Eigentlich wäre das eine reine Formsache. Belgiens Ratspräsident will die Abstimmung verschieben, was zu einer Beerdigung erster Klasse werden könnte.

Für die Bevölkerung in Europa wäre das dramatisch. Nicht, weil das „­Nature Restauration Law“ so großartig gewesen wäre und fruchtbare Böden, sauberes Trinkwasser, Biodiversität und berechenbares Klima in Europa effektiv geschützt hätte. In immer wieder neuen Verhandlungsrunden war der an sich gute Gesetzestext arg geschliffen worden. Aber wir sehen einen Abwärtsstrudel. Aus Angst vor radikalen Bauern stellen Europas Agrarpolitiker den Schutz unserer Lebensgrundlagen hintan.

In Deutschland blockiert die Minderheitspartei FDP erfolgreich die notwendige Wärme- und Verkehrswende. Wir nähern uns unseren selbst gesteckten Klimazielen, gleichzeitig steigert sich die Klimakrise. Die Zeit der Absichtserklärungen ist vorbei, jetzt geht es an die Umsetzung. Wir nehmen die hervorragenden natürlichen Bedingungen unseres Kontinents zwar für selbstverständlich, doch das sind sie nicht. Wir müssen uns anstrengen, um sie zu erhalten.

Das greift Besitzstände an – der land- und subventionsbesitzenden Bauern etwa. Dass die Widerstände gegen eine wirksame Klima- und Naturschutzpolitik groß sein würden, war deshalb absehbar. Beunruhigend aber ist, wie schnell demokratische Verfahren und Praktiken in Bedrängnis geraten, wenn es darum geht, Veränderungen zu verhindern. Parteien halten sich nicht an Absprachen, der belgische Ratspräsident torpediert das Ergebnis seiner eigenen Verhandlungen.

Es scheint, dass in Brüssel derzeit nichts mehr sicher ist – und als Konsequenz auch nicht unsere Nahrung. Also, Um­welt­mi­nis­te­r:in­nen Europas, geht in euch – und beschließt am Montag dieses Gesetz.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Ach ja; warum gibt es eigentlich zu Themen wie diesem nicht mal einen Taz - Podcast? Ist das Thema etwa auch bei der Taz nicht wichtig genug?

  • Das ist nach einer ganzen Reihe von Niederlagen für den Natur- und Artenschutz der Todesstoss. Nach diversen "Beschleunigungsgesetzen" (nicht nur für Windkraft und Leitungen, sondern auch für Autobahnen), ist das nun die letzte, verebbende Zuckung einer schönen Idee von einer gesunden Umwelt und Natur. Meine Berufskollegen, die Ökologen und Naturschutz - Biologen etc. haben leider keine Trecker zum Demonstrieren!

    • @Axel Donning:

      Gesetze machen ist leicht, sie einhalten gegen Wirtschaftsinteressen ist ein anderes Thema.