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Gescheiterter AfD-Kandidat in SeelowBrandmauer in Brandenburg

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Die brandenburgische Stadt zeigt: Die AfD kann gestoppt werden – wenn die demokratischen Parteien zusammenhalten und gute Kommunalpolitik machen.

Robert Nitz wird jetzt Bürgermeister in Seelow und nicht der Kandidat von der AfD Foto: Patrick Pleul/dpa

E in Fünkchen Hoffnung geht derzeit von der brandenburgischen Kleinstadt Seelow aus. Hoffnung, dass 2024 der aktuelle Umfrage-Höhenflug der AfD bei den Kommunalwahlen im Juni und der Landtagswahl im September in Brandenburg gestoppt werden kann. Am Sonntag hat in Seelow der AfD-Bürgermeisterkandidat Falk Janke haushoch gegen Mitbewerber Robert Nitz verloren. Der parteilose Nitz gewann mit mehr als 68 Prozent und soll nun bis 2031 die Geschäfte des 6.000-Seelen-Städtchens führen.

Ist es der zivilgesellschaftlichen Mobilisierung zu verdanken, dass der AfD-Kandidat nicht zum Zuge kam? Eine klare Antwort ist nur schwer möglich. Fakt ist aber, dass sowohl im Landkreis Märkisch Oderland als auch im benachbarten Kreis Oder-Spree starke Bündnisse für Aufklärung sorgen und sich antidemokratischem Gedankengut entgegenstellen. Ihr Einsatz hat vermutlich zu der relativ hohen Wahlbeteiligung von rund 68 Prozent beigetragen. Der Verfassungsschutz beobachtet die AfD Brandenburg seit 2020 als rechtsextremistischen Verdachtsfall.

Hinzu kommt: Nitz wurde von einem breiten Bündnis von Linken bis CDU in der Stadtverordnetenversammlung unterstützt. Er übernahm die Geschäfte des im April überraschend verstorbenen Vorgängers, war seit Jahren vor Ort politisch aktiv – und hat eine klare kommunalpolitische Agenda: den Ausbau von Schulen und Wohnbaugebieten. Und die AfD? Sie versuchte im Wahlkampf, den „Widerstand aus den Kommunen gegen die Ampel“ als Thema zu setzen; sogar Politprominenz wie der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla tauchte zur Unterstützung auf – erfolglos.

Die Brandmauer demokratischer Parteien, eine starke Zivilgesellschaft und eine klare lokalpolitische Agenda haben offenbar dazu beigetragen, dass die AfD keinen hauptamtlichen Bürgermeister in Brandenburg stellen kann – zumal in einem Städtchen wie Seelow mit besonderer historischer Verantwortung. Bei der sowjetischen Großoffensive im April 1945 starben mehr als 100.000 Soldaten unterschiedlicher Nationen. Das Fünkchen Hoffnung darf nun nicht verpuffen.

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Tanja Tricarico
Ressort ausland
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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4 Kommentare

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  • Ihrem Kommentar (wie auch die Kommentare der anderen) liegt für mich eine gewisse Häme inne, dass ein unabhängiger, von einem breitem Bündnis unterstützter Kandidat, gewonnen hat.



    Robert Nitz war erst seit April interimsmässig Nachfolger des verstorbenen Bürgermeisters. Hatte also als BM also bisher wenig Möglichkeiten sich zu 'profilieren'. Geben Sie ihm doch erstmal die Chance sich zu bewähren. Besser als ein AFD-Bürgermeister wirds allemal werden.

  • Es ist kontraproduktiv wenn alle Parteien einen Einheitskandidaten aufstellen müssen, während die AfD ihren Wählern erzählt die Altparteien seien ein gemeinsames Konglomerat.



    Das wird mittelfristig schief gehen. Ich persönlich jedenfalls werde als Linker keinen CDU Mann mehr wählen nur um die AfD zu verhindern.

  • Dann hoffen wir mal, der neue Bürgermeister hält was er verspricht.



    Ich vermute mal, seinen Erfolg verdankt er auch seiner Parteilosigkeit.

  • Wo sind die Beispiel von guter kommunaler Politik?



    Es lese hier von erfolgreichem Wahlkampf.



    Ich hoffe für Seelow, daß die Versprechen umgesetzt werden.